Helios co. schrieb:
Glaubst du wirklich, dass seit Breschnew (bestimmt falsch geschrieben) irgendein Politikerin der UDSSR noch an die eigene Ideologie geglaubt hat? Es waren Machtmenschen, genauso wie die Politiker in Washington, Berlin und London. Im Klaten Krieg ging es spätestens seit den 70ern nicht mehr um Ideologie sondern um einen Status quo und vielleicht kleinere Zugewinne an Einfluss (Afghanistan stellt hier ein gutes Beispiel dar)!
Wieso erst seit Breschnew? Kannst auch gleich bei Lenin oder sonst wem anfangen, um ganz selbstverständlich völlig legitim zu fragen, ob und wie sehr Parteiführer/Präsident/Whatever XYZ in Wirklichkeit zu welcher Ideologie nun auch immer stand oder auch nicht.
Fakt ist jedoch das der große Umbruch erst mit Gorbatschow kam und Russland erst danach zumindest zur Pseudo-Demokratie wurde (und selbst bei den alten "Demokratien" kann man sich natürlich immer fragen, wie demokratisch sie denn wirklich sind).
Das mit dem Status Quo kam eigentlich nach der Kubakrise und nicht erst in den 70ern, als man merkte, dass es schon so'n bissl gefährlich ist, sich allzu sehr und offen anzufeinden.

Man konnte sich nach wie vor kein klitzekleines Stück leiden, aber lieber pseudo-friedlich (Stichwort Stellvertreterkriege) "koexistieren" als nach einen Atomkrieg gar nicht mehr existieren.
Klar gab auch danach Spannungsphasen mit sehr kritischen Momenten, aber wäre die Sowjetführung ernsthaft davon ausgegangen, dass der Status Quo wirklich nur eine große Farce war und nicht nur möglicherweise oder nur bedingt, hätte es kurz vor dem Ende des Able Archer 83-Manövers nicht nur mit etwas Pech sondern definitiv mächtig geknallt. Bereit zum vorsorglichen Erstschlag waren sie ja schon.
Und wer weiß, welche ähnlichen Situationen es auf NATO-Seite gab, von denen wir bis heute einfach nicht wissen.
Helios co. schrieb:
Wer glaubt denn heute noch, dass Politiker wie G.W. Bush und Berlusconi und viele mehr , an Demokratie glauben? Die glauben an Geld,an Waffen und an eine anständige Propaganda.
Ach was.

Bloß dass es nicht mal nur um sowas wie Pressefreiheit etc. geht, sondern auch darum welches Wirtschaftssystem herrscht.
Auch das ist Ideologie und auch da war im Kalten Krieg eine Kluft, die so heute nicht mehr da ist. Und es sollte auch klar sein, dass sich die Führung einer Planwirtschaft und die Führung einer Marktwirtschaft schon aus diesem einen Unterschied nie gut leiden können.
Helios co. schrieb:
Wieso schätzt jeder die chinbesische Wirtschaft so schwach ein und von westlichen Investitionen abhängig? Das ist sie nicht mehr, wie man an 2 Faktoren doch sehr gut sehen kann:
1. China versucht massiv den Binnenmarkt zu fördern. Wazu? Muss man das noch erklären? Subventionen für ausländische Fahrzeughersteller wurden beispielsweise erst kürzlich eingestampft. Und glaub mir, das ist nur der Anfang.
2. China beginnt massiv im Ausland zu investieren. Fast jeder angeschlagene Konzern im Westen wird mehr oder weniger von Chinesen oder Russen aufgekauft.
Habe ich gesagt, dass Chinas Abhängigkeit von Investoren ewig auf dem heutigen Level bleibt oder dass es nicht evtl. mal höher war?
Und die Faktoren, die du nennst bedeuten nicht, dass sie nicht mehr abhängig sind, sondern dass sie es noch in beachtlichem Maße sind und davon logischerweise weg wollen.
In welchen anderen Abhängigkeiten sie dann evtl. landen und ob und wie sehr sie dann wirklich besser dastehen als jetzt, ist natürlich auch eine Frage.
Helios co. schrieb:
Fakt ist doch eher, dass wir davon abhängig geworden sind, in diesen Ländern investieren zu müssen, da bei uns kaum noch Gewinne zu erwirtschaften sind (eine Folge der Politik der letzten 20 Jahre). Zudem ist, ebenfalls in den letzten 20 Jahren, die Produktionsleistung bei uns Vervierfacht worden! In anderen Worten: Ein Mensch in Deutschland produziert heute 4 mal so vielwie vor 20 Jahren. Wohin mit der ganzen Arbeitskraft, wenn nicht nach China, Indien und Russland?
Ich gebe dir ja recht, dass die Abhängigkeit eine gegenseitige ist, aber bevor China Taiwan angreift, werden sie sich gut überlegen, welche Auswirkungen das wirtschaftlich haben könnte, genauso wie andere Staaten sich dann gut überlegen werden, welche wirtschaftlichen Auswirkungen Sanktionen haben könnten, wenn man Taiwan nicht mehr durch militärische Mittel halten kann.
Wobei es noch ein, zwei Jahrzehnte dabei bleiben sollte, dass man eine chinesische Invasionsflotte auch ohne Atomwaffeneinsatz gut besiegen kann. Erst später würde man statt Atomwaffeneinsatz wohl einlenken müssen, die Sanktionsdrohkeule etwas schwingen und im Zweifelsfall Taiwan einfach aufgeben.
Helios co. schrieb:
Letztenendes ist Taiwan stets ein Dorn im Auge der chinesischen Führung und wird es auch bleiben.
Seit der Akzeptanz der Ein-China-Politik kann man nicht mehr wirklich davon sprechen, dass sie ihnen ein Dorn im Auge sind. Das wären sie eigentlich nur, wenn sie die Unabhängigkeit erklären oder Anstalten machen, an Atomwaffen zu gelangen.
Sonst sind sie nur ein unangenehmes Staubkorn, aber solange man mit anderen Problemen mehr beschäftigt ist, kann man das ja ignorieren.
Helios co. schrieb:
Die Gefahr die heute von CHina ausgeht ist unfassbar groß! Das Dilemma, in dem sich die Chinesen befinden, ist, dass sie niemals eine richtige Supermacht werden können. Ihre Größe ist zwar der wichtigste Faktor, der die wirtschaftliche Kraft erst ermöglicht, ist aber zugleich das größte Hindernis, da sie massiv von Rohstoffen abhängen.Je mehr sie wachsen umso abhängiger werden sie von Ländern wie Russland und anderen Rohstoff exportierenden Ländern (aber nicht von uns!).
Heute geht von China aber noch keine große Gefahr aus, wenn auch nicht gar keine.
Und die große Bevölkerung sollte eigentlich auch in Zukunft kein wesentliches Problem auf dem Weg zur Supermacht darstellen. Bleibt der Großteil halt verarmte Bauern.