heubergen schrieb:
Ist es den nicht positiv wenn einem solchen Rat verschiedensten Meinungen angehören? Jede Gruppe von Menschen sollte angemessen vertreten sein wozu halt nun einmal auch die genannten Beispiele gehören.
Nein, weil dieser Rat nicht dazu da ist, die Ethik der Menschheit zu definieren, sondern die Ethik der westlichen Welt bei der Implementierung von KI / selbstlernenden Algs zu überwachen.
Es gibt ein klares Ziel, die korrekte Umsetzung sollte überwacht werden. D.h.: der Rat sollte nicht ausknobeln, ob Sklaverei moralisch ok wäre unter gewissen Umständen, sondern verhindern, dass die KI denkt, Sklaverei sei moralisch vertretbar.
Es würde also keinen Sinn machen, Jemanden im Rat zu haben, der Sklaverei toll findet. Das ist einfach nicht der richtige Ort dafür.
FranzvonAssisi schrieb:
Aber wo ist die Grenze zwischen Diskriminierung und moralisch akzeptabel?
Diese Grenze lässt sich nicht oder nur sehr schwer festlegen.
...
Aber wie entscheidest du, was tolerant ist und was nicht?
Ich bin intolerant gegenüber Leuten mit Waffen in meiner Wohnung!
Dürfen die sich darüber hinwegsetzen?
Was Toleranz und was Intoleranz ist, hängt immer von der Perspektive ab!
Hier geht es nicht um eine Definition von Toleranz (die kannst du googlen, oder Vorträge auf Youtube ansehen), hier geht es um die Umsetzung von Toleranz wie wir sie im westlichen Wertecanon verstehen. Es ist nicht die Aufgabe so eines Rates, das neu zu definieren oder zu verhandeln.
Es ist hier auch nicht relevant was DU willst, oder ich, sondern worauf sich die Gesellschaft geeinigt hat. Bei Homosexualität ist das bereits entschieden. Das kann dir nicht gefallen, oder noch 20% der Bevölkerung, ändert nichts daran, dass so eine Diskriminierung verboten wäre.
Ergo ist dies auch bei KI so umzusetzen.
Kollo schrieb:
Ist das nicht ziemlich intolerant?
Ja. Und ausdrücklich erwünscht, weil das Ergebnis sonst immer Intoleranz ist. Gibt dazu genug Abhandlungen.
franzerich schrieb:
Jetzt mal ehrlich: K.I. ist doch absolut kein Problem, solange es beschränkt bleibt auf Dinge, die man wirklich braucht. Diese K.I. entwickelt sich auch nicht selbst, sondern läuft nach sturen und bregrenzt einsatzfähigen Algorithmen ab. Kein Problem.
Wenn wir heute von KI reden, gehts weniger um Intelligenz, sondern mehr um selbstlernende Systeme. WAS diese Systeme lernen, WIE sie zum Ziel gelangen, ist aber extrem wichtig.
Es kommt sehr oft zu unerwünschten Ergebnissen, z.b. lernt die KI, dass Diskriminierung ein effizientes Werkzeug sein kann. Ist aber ethisch nicht akzeptabel (für die westliche Gesellschaft), ergo muss man das steuern.
7hyrael schrieb:
Das gilt heute nicht mehr. Früher war das so, aber heute sollten schon alle Mitglieder eines Rates die gleiche Gesinnung haben um zu verhindern dass falsche Entscheidungen (falsch im Sinne des Vorstehenden oder wie auch immer Richtunggebenden) getroffen werden. Debatte, Kritik, Bedenken, Diskussionen oder Ablehnung sind heute nicht mehr akzeptabel, entweder man zieht wie die Schafe mit oder soll sich doch bitte selbst in eine Kiste legen und verbuddeln.
Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun. Dieser Rat sollte nicht die Ethik der westlichen Welt definieren, sondern die Umsetzung bei Google überwachen. Den Unterschied sollte man machen können.
kryzs schrieb:
Aber genauso denkt die „andere Seite“ ja auch, ist das dann nicht der Hauptgrund für fast alle Probleme? Oder liegt hier die „Wurzel des Übels“:
Wenn alle in einem Gremium die gleiche Sichtweise, die gleichen Ansichten, gleichen Interessen verfolgen ist das dann nicht viel gefährlicher? Wozu bildet man dann noch ein Gremium zur Diskussion.
Bin ich ein „Nazi“ weil ich es gut finde das die AfD im Bundestag sitzt?
Intoleranz mit Toleranz gleichzusetzen ist nicht redlich. Wir haben einen Wertecanon, wer sich dagegen stellt, sollte dies entsprechend argumentieren um es mehrheitsfähig zu machen.
Bis dahin sollte er NICHT dagegen handeln, andernfalls stellt er sich gegen die Öffentlichkeit und wird sanktioniert.
Das ist nicht so schwer zu verstehen. Man kann es doof finden, wenn man auf der "anderen Seite" steht, aber persönliche Befindlichkeiten tun hier nichts zur Sache.
Beispiel: keiner wird eingesperrt, weil er argumentiert, Homosexualität ist doof und gehöre verboten. Er kann sich sogar politisch für andere Gesetze engagieren.
Sanktioniert wird er dann, wenn er danach handelt.
Und nochmal: in diesem Gremium ging es nicht darum, den Wertecanon der westlichen Welt zu definieren, sondern die Umsetzung desselben im Zusammenhang mit KI zu überwachen.
Du kannst persönlich gut finden was du willst, solange du bereit bist, auch die Verantwortung zu übernehmen. Das ist den Menschen ja oft sehr fremd.
edit:
Beitrag schrieb:
Ich schließe mich dem an, was
@FranzvonAssisi gesagt hat und möchte hinzufügen:
In dem Moment, wo du jemanden nicht tolerierst, weil er deiner Meinung nach intolerant ist, in dem Moment bist du selbst intolerant.
Deswegen funktioniert dieser Spruch nicht, viel zu oberflächlich gedacht.
Bin echt überrascht, wie viele das simple Konzept nicht verstehen, bzw. es nicht zu Ende denken.
Daran ist NICHTS oberflächlich, sondern das ist eine der fundamentalsten Diskussionen.
Was du äußerst, ist falsch verstandene Toleranz. Es ist das Prinzip des absoluten Pazifismus, der nicht funktioniert, weil nie Jemand gegen Intoleranz handelt.
Übrigends, reden wir hier nicht von der Toleranz deiner persönlichen Meinung, sondern von
Handlungen gegen den Wertecanon der Gesellschaft in der du lebst.
Es gibt eben rote Linien, die nicht zu überschreiten sind, sonst werden sie sanktioniert. Ja, das ist intolerant. Es ist aber auch das Grundgerüst einer jeden zivilisierten Gesellschaft.