Bei der Steamstatistik kommt es nicht auf den absoluten Wert an, sondern auf den Trend.
Gaming war sehr lange eines der Gebiete, wo Linux nicht die von den Anwendern gewünschte Software vorweisen konnte. Also ist die der Anteil "Gamer die bei Steam Linux" verwenden ein anderer Wert als Linuxanwender über alle PC-Anwender.
Natürlich verzerrt das Steam Deck die Statistik, weil viele Leute neben dem Steam Deck auch noch einen Windows Rechner haben, also wenn man so will gespaltene Persönlichkeiten sind. Ist die Oberfläche des Steam Deck ein Nachteil gegen über den Kisten von Lenovo und Asus? Ich kenne alle 3 nicht, habe aber nicht den Eindruck, dass es von der Mehrheit so empfunden wird.
Der viel tiefere Effekt ist, dass sich einige neugierige Menschen wegen dem Steam Deck Mal Linux auf dem PC ansehen.
Fails in der Debatte
Linux-Anwendern Märchen über das ach so tolle Windows erzählen wollen
Der Anteil der Leute die ausschließlich Linux benutzen, d. h., beruflich und privat nur Linux, ist IMO sehr klein. Dazu ist Windows in den Unternehmen zu dominant. Und so kommt es, dass die meisten derer, die privat Linux verwenden, zumindest als Anwender Erfahrung mit Windows haben.
In meinem Fall ist mein Heim-PC auf Manjaro. Beruflich arbeite ich an zwei PCs einer mit Windows 11 und einer mit Windows 10.
Und uns ist eben sofort klar, dass jemand der behauptet der Windows Explorer wäre so viel besser als Dolphin keine Ahnung hat. Man muss sich nur anschauen viele Tools es unter Windows gibt, die den Explorer ersetzen. Ich hatte mir eine Nischenlösung besorgt, weil ich den Total Commander zu kryptisch fand, aber Baum und zwei Fenster wollte. Das absolut witzige ist, dass ich mit Dolphin, gar keinen Baum brauche. Klar ist auch, dass sich Explorer im Lauf der Versionen ziemlich geändert hat.
Ideologie
Und der Ideologie Vorwurf den einige eingefleischte Windows-Jünger immer wieder bringen, trifft sicher auf einige Leute zu. Der Vorwurf geht aber daneben, wenn man die Masse der Linuxanwender anschaut. Den meisten ist klar, dass sie zwar die Software umsonst bekommen, dass sie aber nicht ohne Kosten erstellt wurde.
Hier ist das Thema mit den Treibern auch ein sehr großes Missverständnis bzw. wird gerne falsch dargestellt. Es geht gar nicht darum, dass der gesamte Treiber im Sourcecode verfügbar ist. Es geht darum dass das Interface zum Linux-Kernel als Source Code verfügbar ist. Wenn diese Softwareschicht dann vorkompilierte Routienen im Userspace aufruft stört das niemanden. Den gesamten Code, der im Kernel Mode läuft als Source Code zu haben, erleichtert bei Problemen das Debuggen und die Fehlersuche.
Jeder Code der im Kernel Mode läuft ist ein potentielles Risiko. Deshalb ist es wichtig dass man allen Code einsehen kann der im Kernel Code läuft. Und wenn man für einen eine Ausnahme macht, ...
Sicherheit
Natürlich
heißt bedeutet es nicht,
wenn jeder den Code lesen kann,
dass auch jeder Code gelesen und auch verstanden wird. Damit ist es eben möglich dass Fehler nicht entdeckt werden. Wenn man die sache ein bisschen verfolgt, ist eines der Probleme Leute zu finden die die Source Code reviewen.
Klar ist es möglich, dass Leute in Open Source Programme absichtlich Fehler einbauen. Aber das ist in Firmen genauso möglich. Man muss nur warten bis die entsprechende Stellen ausgeschrieben sind und dann die eigenen Leute als Mitarbeiter platzieren. Und dann kommt es eben auf die interne Softwarekultur an, ob es einfach oder schwer ist Trojaner in den Code einzubauen. Und wie hoch die Chance ist dass diese gefunden werden.
Grundsätzlich sollte man "
Reflections on Trusting in Trust" von Ken Thompson zumindest kennen, wenn man über Sicherheit von Open Source schwadroniert. Als Softwareentwickler sollte man den Mechanismus auch vollkommen verstanden haben. Man muss sich halt bei IT-Sicherheits-Fragen immer bewusst sein, wem man vertraut und ob dieses Vertrauen auch gerechtfertigt ist.
Weltherrschaft
Genauso ist es nur eine Minderheit, die will, dass Linux sich komplett durchsetzt.
In einer ganz kleinen Nische zu sitzen, bedeutet dass es nur wenige gibt, die diese Nische mit Software bedienen. Linux konnte nur ein Erfolg werden, weil es ein Derivat von Unix ist und deshalb es sehr leicht war bestehende Software zu portieren. D. h., Linux hat bei der Anwendungssoftware nicht bei Null angefangen.
Also eine weitere Verbreitung von Linux wäre schön, weil man dann Linux mehr berücksichtigt würde.
Aber es ist auf alle Fälle für alle Linuxanwender von Vorteil, wenn die Masse der Anwender auf Windows bleibt. So bleibt Windows das viel Attraktive Ziel für alle die unangenehmen Zeitgenossen.
Alternativen
Die Debatte hier zeigt einmal mehr, dass es nicht um harte Fakten geht, sondern um Anforderungen (u. a. verfügbare Software), Vorkenntnisse, Erfahrungen, Erwartungen, Neugier und die Bereitschaft sich auf etwas neues einzulassen. Und so haben manche uneingeschränkte positive Erfahrungen mit Linux und andere haben eben absolut schlechte Erfahrungen gemacht.
Manche schlechte Erfahrungen sind unvermeidbar, weil es z. B. die Software nicht gibt oder die Hardware (noch) nicht unterstützt wird. Andere wären vermeindbar
Außerdem sind die Geschmäcker und Vorlieben verschieden. Deswegen ist doch gut wenn es Alternativen gibt.
Aber es ist gerade eine der Stärken von Linux, dass es verschiedene Userinterfaces bietet. Mit einem bisschen Neugier und Hartnäckigkeit (aus Fehlern lernen*) kann man sich seine Arbeitsumgebung weitgehend auf den eigenen Geschmack und Arbeitsweise zurechtschneiden.
Das ist IMO der Grund warum Valve auf Linux setzt.
Mythen auf den Kern gehen
Linux ist nichts für normale Anwender
Wenn nun jemand den PC nutzt, weil es ein Werkzeug für diese Person ist, damit sie das tun kann was sie will. Sich aber möglichst wenig mit dem Betriebssystem oder dem Computer auseinander setzen will, dann soll sie um Himmels willen bei dem bleiben, das sie kennt. Und das ist nun Mal heutzutage meist Windows. Wenn die Person mit Mac oder Linux angefangen hätte, müsste man vom Wechsel auf Windows ebenso abraten.
Andererseits gibt es sehr häufig den Fall, dass die Leute, die halt nur ein paar Sachen mit dem PC machen wollen jemand kennen der sich auskennt. Diese Leute die sich auskennen werden damit zu mehr oder weniger willentliche Admins z. B. für den Rechner der Eltern.
Von einigen habe ich gehört (im persönlichen Gespräch, nicht im Forum), dass sie sehr viel weniger Arbeit mit dem Rechner der Eltern haben, seit sie Linux darauf gepackt haben.
Intuition
Diese Geschichte mit dem "intuitiv" ist Unsinn. Sie wird erzählt seit es grafische Oberflächen gibt, aber es bleibt Unsinn. Es gibt keine intuitiven User Interfaces. Auf was es ankommt ist,
- dass User Interfaces konsistent sind, beim Ausschauen und beim Verhalten. So dass sich Anwender die eine Funktion verstanden haben, sich schnell in die andere Funktion einfinden können. Hier waren die graphischen User Interfaces für Linux und früher Unix lange Zeit eben ziemlich inkonsistent.
- dass die User Interfaces sich an den Erfahrungen der Anwender orientieren. Wer mit den Konventionen bzw. Traditionen bricht, muss sehr gute Gründe haben. Etwas anderes zu machen weil es anders sein soll schwört nur Probleme herauf. Das Ribbon richtig angewendet, ist einer der Fälle wo es sehr gute Gründe für dem Traditionsbrüche gab.
Apple hat immer darauf geachtet, dass die grafischen Oberflächen konsistent sind. Aber wie intuitiv ist es das Diskettenlaufwerkssymbol auf den Mülleimer zu ziehen, wenn die Diskette ausgeworfen werden soll? Und dann wegen Windows und dem ach so unintuitiven Start Menue zu lästern. Wen hat "Start" tatsächlich verwirrt? Man bekommt es einmal gezeigt und gut is.
Meine Erfahrungen und Meinungen
* Meinen ersten Versuch KDE anzupassen kann man mit einem Wort beschreiben: Gescheitert. Der zweite Versuch war uneingeschränkt erfolgreich. Die Lektion war zuerst das globale Design mit Bedacht zu wählen. Wenn man auf den nächsten Ebenen (Anwendungsstil, Plasmastil, Farben, Fensterdekorationen) umstellen will, hat man in der Regel das globale Design falsch gewählt. Außerdem ist es wichtig alle Änderungen Top Down zu machen.
Ich arbeite mit Windows seit Windows 3.1. Bis Windows 7 empfinde ich die Änderungen des UI als uneingeschränkt positiv. Windows 8 und 9 gingen an mir vorüber. Windows 10 hat ein paar Verbesserungen aber auch sehr viele Rückschritte im Vergleich zu Windows 7. Windows 11 empfinde ich auch nicht als Offenbarung. Seit Windows 7 habe ich das Gefühl, dass geändert wurde um der Änderung willen.
Dass sich die Masse der Windowsanwender sich nicht wirklich mit Computern auskennt und vor allem auskennen will, erkennt man daran, dass jede Änderung die Microsoft macht, zu aller erst einmal breit abgelehnt wird. Und ganz besonders ist das bei den guten Änderungen der Fall, wie dem Ribbon. Es ist übrigens IMO eine der Hauptschwächen von Libre Office das Ribbon nur halbherzig übernommen zu haben.
Da die Masse der Windowsanwender sich nicht mit dem Betriebssystem und Computer beschäftigen will, wollen sie weiterhin das haben was sie kennen. Deshalb wird Windows bei der Stangenware vorinstalliert und daran wird sich nichts ändern.
Und ich halte es für Unsinn, dass der Client stirbt. Es ist aber so, das viele Leute die mit dem PC immer gekämpft haben, feststellen, dass das was sie machen wollen auch mit Smart Phone oder Tablet geht. Und diese Leute trennen sich eben mit Freuden vom PC. Das wird aber nicht bei allen der Fall sein also wird IMO der Client schrumpfen aber nicht verschwinden.