Idon schrieb:
Um in HartzIV, ALG II, zu rutschen muss man auch erstmal ALG I ausgeschöpft haben.
Naja ... es gibt bei ALG I 60% des letzten Nettogehaltes ... Ich arbeite nur Teilzeit, aber bei mir wären das momentan knapp €500,- ... und da lohnt der weg zum Arbeitsamt eigentlich nicht, da ich danach ja eh noch zum JC muss, um aufzustocken.
Jeder kann sich in etwa ausrechnen, wo er mit ALG I landet, und ob er zusätzlich aufstocken muss, damit es reicht. ALG I ist Einkommensabhängig ... und wenn das letzte Nettogehalt (nach AV) nicht mindestens 40% überm HartzIV-Satz lag, dann bedeutet ALG I Aufstockung ... also doch Hartz4 (inkl. der Massnahmen ... und auch der Schikanen, wenn der Sachbearbeiter mal schlecht gekackt hat).
Ich kenne Aufstocker, die vom JC in Ruhe gelassen werden ... aber das sind (leider) nicht besonders viele ... der Rest muss dann halt mal Sonderurlaub nehmen, nur weil das JC sie mal wieder während ihrer Arbeitszeiten herbeizitiert hat.
Tomislav2007 schrieb:
Welche kompetenten Berater hätte den das Volk wenn wir Volksabstimmungen hätten ?
Zum Beispiel (unabhängige) Wissenschaften und (unabhängige) Medien, die auch ohne ideologische Einfärbung über die Erkenntnisse Ersterer breichten.
In Deutschland scheinen wir beides leider nicht zu haben ... sonst würden eure Argumente ja nicht funktionieren.
Ein gültiger Arbeitsvertrag bedeutet garantiert nicht, dass ein Mensch "richtige" Entscheidungen treffen kann.
Es gibt aber sicherlich Menschen, die denken, dass das vom Posten abhängig ist.
Einen AV zu haben, sagt nichts aus ... aber Verantwortung zu tragen und in einem Unternehmen Entscheidungen zu treffen, das qualifiziert ... und drückt sich (der Theorie nach) in einem anständigen Gehalt aus.
Knüpfen wir also das Abstimmungsrecht an den Gehaltsscheck ... wer mehr als 24k (netto) im Jahr verdient, der darf abstimmen ... der Rest hat zu schweigen, und die Folgen des eventuell egoistischen Abstimmungsverhaltens zu tragen. Da sind dann gleich mal die gut 25% Niedriglöhner raus.
Ihr wisst hoffentlich, dass man ein solches System nicht mehr Demokratie nennen dürfte ... denn es wäre nunmal eine Oligarchie bzw. Timokratie. Wenn ihr das haben wollt, dann ist das euer Bier ... aber bitte bezeichnet euch dann nicht mehr als Demokraten.
Buttkiss schrieb:
Dagegen finde ich aber das alte griechische Scherbengericht sehr symphatisch wo das Volk in regelmäßigen Abständen den unfähigsten oder korruptesten Politker wählen kann der dann verbannt wird...
Das ist wirklich schwierig.
Es gibt genügend Zeugnisse darüber, wie Politik mit Scherbengericht funktioniert hat ... da ist mir unsere repräsentative parlamentarische Demokratie weitaus lieber.
Es ist in dieser zeit regelmäßig passiert, dass das Scherbengericht von den mächtigen Familien genutzt wurde, um unbequeme Emporkömmlinge loszuwerden.
Gerade das Scherbengericht wurde hundertfach für den Machterhalt missbraucht ... Entscheidungen, die dem Machterhalt einzelner dienen, sind leider oft eine ganze Flugbahn von "gut" oder "sinnvoll" entfernt.
Also ist auch das Scherbengericht eben kein Weg zu guten, sinnvollen oder situationsangemessenen Entscheidungen.
Leider trifft das aber auf alle möglichen Entscheidungsstrukturen zu ... solange sie dem Machterhalt einzelner dienen können, werden sie auch zu diesem (ausschließlichen) Zweck missbraucht werden.
Das trifft natürlich auf Volksentscheide genauso zu, wie auf Wahlen.
Allerdings könnten Volksentscheide etwas dagegen tun, dass sich ein Teil der Bevölkerung regelmäßig übergangen fühlt, was zu Politikverdrossenheit und in dessen Folge zu NOCH weniger Motivation führt, sich überhaupt mit politischen Themen auseinanderzusetzen.
Denn die Folge dieser Mangelnden Motivation könnte sein, dass die Menschen im Fall der Fälle (wenn sie dann wirklich mal befragt werden) sich einfach nur Positionen anschließen können, von denen sie glauben, dahinter stünden neutral dargebotene Informationen, und nicht wirtschaftliche und politsche Individualinteressen.
Ganz neutral halte ich Volksentscheide in größeren Zusammenhängen aber auch noch aus einem anderen Grund für fragwürdig. Die Abstimmungen zu Maastricht in Dänemark haben gezeigt, dass Volksentscheide solange widerholt werden, bis ein Ergebnis vorliegt, welches den ohnehin Mächtigen auch in den Kram passt. Die Dänen haben Maastricht zwei mal knapp abgelehnt ... ein mal gab es eine dünne Mehrheit für Maastricht ... und eine weitere Befragung gab's dann nicht mehr.
Wenn direkte Demokratie SO umgesetzt wird, dann ist sie abzulehnen.