fitzelsche schrieb:
Und Unterstützung in den meisten Jobcentern was berufliche Integration angeht, sieht meist immer noch eine Teilnahme an bestimmten Bewerbungstrainings vor. Outgesourced und meist kaum Interesse an einer individuellen Beratung.
Das kann ich aus eigener und fremder Erfahrungen
dick und fett unterstreichen!
Persönliche Anekdote: In meiner Maßnahme sollten wir nach Rezepten der Leiterin kochen. Ist man abgewichen, wurde man kritisiert. Hat es ihr nicht geschmeckt, wurde man kritisiert.
Die Teilnehmer haben gekocht, die Leiterin hat mit gegessen und danach ist sie verschwunden und die Teilnehmer durften alles sauber machen.
Ich kann nur für meine Maßnahme sprechen.
Für mich war es Schikane pur und die schrecklichste Zeit in meinem Leben. Die Maßnahme hatte eine unglaubliche Fluktuation, weil so gut wie jeder innerhalb von circa 6 Monaten lieber auf Leistungen verzichtet hat als dort teilzunehmen.
Bewerbungen auf Ausbildungsstellen hat sie selbst vorgegeben (absolut laienhaft). Ich habe mich privat mit meinen eigenen Bewerbungen und eigenes Foto beworben.
Dafür wurde ich kritisiert: "Sieht scheiße aus." Für diesen Satz habe ich mich bei meiner Sachbearbeiterin im Jobcenter beschwert und erfahren, dass ich nicht der Erste bin. Geschehen ist wahrscheinlich nie etwas, weil die Leiterin eine Sozialpädagogin war und die Stellen vielleicht gerade nicht überrannt werden.
Übrigens wurde ich sogar dafür kritisiert, dass ich ein Hemd trug und kein Sakko, dafür wurde die Leiterin von der Sachbearbeiterin zurechtgewiesen.
Mit meiner eigenen Bewerbung habe ich eine Ausbildungsstelle bekommen und bin in zwei Monaten durch.
Leute wurden schikaniert, weil sie kein perfektes Deutsch konnten oder weil sie nicht wussten, wie lang 1 Meter ist. Gerade in Zusammenhang mit fremden Erfahrungen scheint (!) genau das ein strukturelles Problem zu sein.
Auch unsere Maßnahme war extern aber die Sachbearbeiterin beim Jobcenter war nicht unbedingt besser: "Such' dir vier Eigenschaften aus, damit wir Stellen finden können". Angeboten wurde mir Lagerarbeit ... mit sehr starkem Übergewicht.
Die Meisten Teilnehmer, auch ich, kamen aus schwierigen, teils sehr schwierigen Familien.
Auch ich habe Leistungen bekommen. Die Bedingung war, dass ich an der Maßnahme teilnehme, die mich teilweise kaputt gemacht hat. Ich brauchte aber das Geld. Zu dem Zeitpunkt durfte die Leistung noch komplett gestrichen werden.
Wäre ich heute in der Situation, in der maximal 30 % (?) gestrichen werden dürften, würde ich dankend auf die Maßnahme verzichten und lieber weniger Leistungen bekommen und offiziell "nichts tun" bzw. privat meine Probleme regeln.
Würde ich dann als faul gelten?
Die Realität sieht anders aus und natürlich gibt es genug Menschen, die nichts für die Gemeinschaft tun wollen, indem sie arbeiten würden aber so what? Man sollte nicht gezwungen werden. Wenn jemand einfach nicht arbeiten möchte, sollte die Person genug Geld bekommen, um zumindest sanktionsfrei ausreichend Leben zu können. Von Hartz IV wird sich auch ein Faulenzer nichts prächtiges leisten können.