Es geht eher um gelenkte Demokratie, wie z.Bsp. in Russland oder der Türkei. Aussichtsreiche Oppositionskandidaten werden kriminalisiert, jeder noch so kleine Verstoß gegen die Gesetze wird hart verfolgt, alles groß und breit in den Medien berichtet. Verstößt ein Regierungsmitglied gegen die gleichen Gesetze, wird nicht oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit ermittelt, die Zeitungen nehmen sich des Falls nicht an oder drucken nur eine Notiz fernab der Schlagzeilen. Alle höheren Posten in der Verwaltung werden nach Parteibuch und nicht mehr nach Qualifikation besetzt, man schuldet sich gegenseitig Gefallen. In der Folge haben die Regierungspartei oder ein Block von Regierungsparteien, auch bei formal anderen Wahlergebnissen, immer ihre eigenen Kandidaten/Themen oben auf der Liste, um dauerhaft ihre Interessen schützen zu können.
Das System fährt sich dann fest, jedwede Koalition, die es zu einer Mehrheit schafft, vertritt mehr oder weniger ähnliche Interessen. Dazu braucht es keine Diktatur, es reicht, die Gewaltenteilung aufzuweichen und die Meinung von mehr als 50% der Bürger dahingehend zu beeinflussen, keine Partei zu wählen, die nicht Teil des etablierten politischen Systems ist. Die Opposition kann durchaus weiter bestehen, auch Wahlen, kein Problem. Sie ändern dann aber nur noch Details an einem politischen Weg, auf den sich die Mehrheit der Parteifunktionäre geeinigt haben. Eine dadurch verursachte Radikalisierung der Opposition ist das Beste, was dabei passieren kann, weil jede radikale Äußerung in den Medien als Beweis genommen wird, das die Opposition Undemokratisch ist. Die Opposition wird darüber hinaus zur Ursache von Problemen genannt, für die eigentlich die Regierung verantwortlich ist. Sie agiert also zusätzlich als Sündenbock.
Das Internet hat man aber (noch) nicht unter Kontrolle. Die klassischen Medien haben eine Gatekeeper Funktion. Was nicht in den Medien kommt, das wissen nur sehr wenige, die direkt Betroffenen. Das Internet hat diese Funktion unterlaufen. Selbstverständlich gibt es da auch Lügen usw. aber die gibt es in allen Medien, was Politiker schon alles an Wahlversprechen abgegeben haben . . . nicht der Wahrheitsgehalt einer Nachricht zählt, sondern deren Einfluss auf das Wahlverhalten. Es geht ganz einfach um Macht und Kontrolle über den Informationsfluss.
Je länger eine solche Regierungspolitik Bestand hat, desto größer werden die verursachten/verschleppten Probleme. Die Meinungshoheit in den Medien und parteiische Justiz müssen mit der Zeit immer radikaler werden, da immer mehr Bürger den Unterschied zwischen der propagierten Meinung in den Medien und den tatsächlichen Zuständen auf der Straße erkennen. Das ist alles nicht besonders schön und es dürfte noch recht problematisch werden.