@Blaexe :
Ich will auch nochmal kurz versuchen, meinen Standpunkt klarzumachen, weil mir eigentlich auch sehr an einer sachlichen Diskussion gelegen ist.
Ich gestehe aber auch, daß mir das nicht ganz leicht fällt, und als ich heute Morgen da etwas genauer drüber nachgedacht habe, ist mir auch klarer geworden, warum das so ist:
Es liegt für mich nicht direkt an Oculus. Es liegt an Facebook:
Facebook ist eine Datenkrake, Zuckerberg und seinen Managern geht es nicht um "connecting people", sondern "gathering and saling data" !! Das ist ja auch an den Datenskandalen der letzten Jahre deutlich geworden, daß Facebook mit Privatsphäre ziemlich lax umgeht - ganz im Gegenteil war es zu Beginn Zuckerbergs erklärte Meinung, daß im Verlauf der Jahre und des Wachsens des Internets Privatsphäre eine zunehmend geringere Rolle spielen würde. Daß er seine Meinung in der Öffentlichkeit zwischenzeitlich politisch korrekt angepaßt hat, hängt ausschließlich damit zusammen, daß er "erwischt" wurde. Was für mich aber nicht heißt, daß er etwas daraus gelernt hat - ich bin mir im Gegenteil ziemlich sicher, daß er und seine findigen Köpfe nach wie vor nicht viel etwas anderes machen, als zu gucken, wo die Schlupflöcher sind. Weil sich auf Basis des bisherigen Konzepts von Facebook mit Privatsphäre kein Geld verdienen läßt, und vor allem auch nicht soviel. Das ist meine persönliche Zusammenfassung und Schlußfolgerung aus folgendem Artikel:
Spiegel Online - Facebook - Zuckerbergs Theorem
Was hat das für mich mit Oculus zu tun?
=> Oculus war anfangs eine Enthusiasten-Hardware-VR-Schmiede, die VR der Allgemeinheit zugänglich machen wollten. Das haben Luckey & Co. wunderbar geschafft, und auch, wenn ich das DK2 und die CV1 wegen der geringen Auflösung, des SDE und meiner Motion Sickness nicht behalten habe, so war ich von den HMD und der Technologie und den Möglichkeiten dahinter nichtsdestoweniger begeistert.
Insbesondere war nach dem CV1 meine Erwartung, daß nach zwei bis drei Jahren ein verbessertes CV2 und irgendwann noch später - so um den Zeitpunkt jetzt herum, fünf sechs Jahre später - ein CV3 hätte rauskommen können. Vielleicht nicht mit ganz so hohen Spec's wie die 8K, aber im Bereich der 5K+ - 2x 2,5K + 150/160° FOV, Foveated Rendering und Eyetracking Modul - wäre es wahrscheinlich sicher gelandet.
Und ich bin der festen Überzeugung, daß das auch so in etwa gekommen wäre, hätten Luckey & Co. nicht den Fehler gemacht, Oculus an FB zu verkaufen.
Warum sie das getan haben, weiß ich nicht... ich schätze - und jetzt kommt wieder der Lügenbaron Zuckerberg ins Spiel -, daß man ihnen alles mögliche an Chancen und Visionen in Aussicht gestellt hat, u.a., Oculus eben mit ausreichend finanziellen Mitteln für die weitere F&E auszustatten. Luckey & Co. als begeisterte VR-Entwickler "der ersten Stunde" haben wahrscheinlich den ganz großen, finalen Durchbruch erwartet - und wurden am Ende wie eine ausgequetschte Zitrone fallengelassen... Die Oculus-Gründer waren Enthusiasten, Oculus war ihr Baby - und das gibt man nicht so einfach auf bzw. ab. Sie haben es blöderweise getan, wahrscheinlich eben, weil auch sie sich verkalkuliert und Facebook unterschätzt haben. Das trage ich ihnen nicht nacht, sowas kann passieren, ist nur schade.
Natürlich kann ich das alles nicht mit Daten und exakt so lautenden Zitaten untermauern oder gar beweisen - aber es klang für mich zu Zeiten des Abwanderns der Oculus-Gründer in den Meldungen zwischen den Zeilen hindurch. Nicht zuletzt habe auch ich beruflich Erfahrungen gemacht, bei denen ich mich voll und ganz in eine Sache reingehängt habe - und nachher hat es entweder niemanden interessiert, oder es war kein Geld da, oder oder oder oder... Ist sicher nicht so drastisch wie Oculus-Luckey, geht aber tendenziell in die Richtung "eigenes Baby" und so.
Und es würde für mich 100% ins Bild passen, wenn ich mir ansehe, wie Facebook mit und nach dem Aufkauf von WhatsApp da mit allem umgegangen ist: Vorher das Blaue vom Himmel herunter versprechen, "alles bleibt, wie es ist", aufkaufen, noch ein paar Monate die Ruhe bewahren, bis sich die Wogen etwas geglättet haben - und dann die ursprünglichen Gründer und Entwickler raus"mobben" bzw. abfinden und alles 180° anders machen, als es ursprünglich versprochen war.
Ok - im Falle von Oculus mag Lügenbaron Zuckerberg (ja, ich mag den Kerl nicht) öffentlich vielleicht niemals das Versprechen gemacht haben, die Rift's auch weiter im HighEnd-Bereich anzusiedeln.
Daß Luckey aber rausgeworfen wurde, ist für mich ein Indiz dafür, daß man ihm vorher etwas anderes versprochen haben muß, als Facebook am Ende tatsächlich mit Oculus machen wollte - und zwar von Anfang an.
Was für mich die ganz ganz spannende Frage aufwirft:
Was haben Zuckerberg und Facebook mit Oculus tatsächlich vor?
Daß Facebook kein Wohlfahrtsverein ist, ist mir klar - wissen wir alle. Aber Facebook ist
kein Hardware-Technologiekonzern. Oculus in seiner ursprünglichen Vision und Zielsetzung paßt nicht
direkt in Zuckerbergs Geschäftsmodell - was also hat er auf lange Sicht vor?
So gesehen kann ich nicht abstreiten:
Im Falle von Facebook-Oculus - wegen des FB-Anteils in dem Namen! - werde ich durchaus etwas emotional. Weil ich dem Lügenbaron keinen Deut über den Weg traue - der lügt allesamt an und wird noch nicht einmal rot dabei.
Ungeachtet dessen mögen die Quest und Rift S sicher (sehr) gute Einsteiger- und Mittelklassebrillen sein, daran habe ich keine Zweifel und auch niemals gehabt.
Aber die Art und Weise, wie das ursprüngliche Oculus und das, was daraus für uns alle hätte werden können, schrittweise demontiert wird, stört mich... Wie einer der Vorposter auf einer der letzten Seite bereits geschrieben hatte: Eigentlich seltsam, daß man spätestens für die Quest und die S nicht noch nen FB-Account braucht bzw. sich mit dem verknüpfen muß... Wobei: Muß man ja bei WhatsApp auch nicht, hat Facebook ja versprochen... ach Quatsch, shit, nee, vertan: Haben sie ja schon vor über nem Jahr zurückgenommen...
Unter'm Strich finde ich es schade und enttäuschend, was da abgeht, und ja: Das ist auch emotional.
Und so gesehen - weil Lügenbaron Zuckerberg und Facebook dahinterstehen -, fände ich es nicht schlecht, wenn die Oculus-Strategie floppt und komplett nach hinten losgehen. Blöderweise wird die tumbe Masse sich von dem Marketing-Blablubb Facebook-Oculus' blenden lassen...