das_mav schrieb:
„Ausgesorgt“ im Sinne davon, daß er keinen Hungertod sterben muß und ausreichend Reserven hat. Nicht daß er mit Millionen um sich werfen und Luxusgüter am laufenden Band gönnen kann. Er hätte aus der Geschichte massig Profit ziehen können, einen eigenen Anonymitäts-, VPN-, E-Mail, IM- oder sonstwas-Dienst starten können mit security and encryption approved by Edward Snowden. Hat er aber nicht.
das_mav schrieb:
Was du nicht verstehst, versetzt dich in Erstaunen?
Ja, das tut es. Ist eine vollkommen menschliche Reaktion.
das_mav schrieb:
Abgesehen davon: Die Sozialen Konflikte, die seine Entscheidung mit sich brachten, das zu tun was er nunmal getan hat, waren ihm durchaus bewusst und er hat sie einkalkuliert - Hochachtung hätte ich gehabt, wenn er als Whistleblower vorerst Anonym oder unter Zuhilfename anderer gegebener Mittel seine Familie nicht in die Lage versetzt hätte in der sie jetzt nun eben ist. Sich selbst dann logischerweise auch nicht. So sehe ich (imho) nur jemanden, der keinen anderen Ausweg wusste als mit dem Kopf durch die Wand zu rennen und sich danach zu "beschweren", dass diese davon "kaputt" ging, aber nicht um"stürzte" und dessen "Besitzer" nun jemanden dafür bestrafen möchte. Ganz egal wie beliebt diese Wand im Volke gewesen ist - irgendwer muss den Schaden nunmal zahlen und der schuldige ist nunmal nicht der, der sie bloss weg haben wollte sondern der, der sie kaputt macht.
Er ist nicht so blauäugig an die Sache herangegangen wie Manning. Daß er sich abgesetzt hat, ist für mich ein Zeichen dafür, daß er wußte, daß man ihm nach der Veröffentlichung auf die Schliche kommen würde, egal wie gut er seine Spuren verwischt. Bei manchen Dingen verrät einen schon die bloße Veröffentlichung, auch wenn sie zu 100 % anonym erfolgt. Der Personenkreis, der Zugang zu diesem Material hatte bzw. sich beschaffen konnte, ist einfach zu klein, und man wäre der Reihe nach alle durchgegangen, hätte man den Veröffentlicher nicht von Anfang an gekannt.
Er hatte vier Möglichkeiten:
1. Nichts veröffentlichen, geregeltes und sicheres Leben weiterführen.
2. Anonym veröffentlichen, in den USA bleiben und hoffen, daß er nicht entdeckt wird.
3. Ins Ausland absetzen, anonym veröffentlichen.
4. Ins Ausland absetzen, unter Preisgabe seiner Identität veröffentlichen und hoffen, irgendwann zurückkehren zu können.
Am Ende ist es eine Mischung aus 3. und 4. geworden, auch wenn er anfangs versucht hat, bei 3. zu bleiben.
Er hat die Veröffentlichung über die Situation seiner Familie gestellt. Auch wenn der Begriff des ethischen Hackers etwas Pathos in sich trägt, traue ich ihm durchaus zu, nach „The needs of the many …“ entschieden zu haben. Hast du eigentlich Citizenfour gesehen?
das_mav schrieb:
Ohne das "Heuchlerisch" bei Vertragsinduzierter Gefolgschaft zu unterstützen, teile ich diese Ansicht durchaus - das Recht und Gesetz teilt nur leider meine/deine Meinung nicht und genau da ist der Haken (bei uns §34 STGB): Willst du Teil einer Gesellschaft sein und bleiben, musst du dich zwangsläufig an deren Regeln halten. Sie zu brechen und hinterher aus Unrechtstaten Rechtstaten zu fordern, ist schon ein sehr beschränktes Denken - zumal hier auch wieder ein Gericht entscheidet was denn nun angemessenes Mittel zur Beilegung der Pflichtenkollision gewesen wäre und wie das ausfällt, kann man sich ja dank des Öffentlichen Interesses zum Nachteil einer gewählten Volksvertretung in einer "Pseudodemokratie" durchaus selbst ausmalen.
Es gibt kein richtiges Leben im falschen. Wie will man Ungerechtigkeit bekämpfen oder veröffentlichen, wenn ihre Veröffentlichung unter Strafe gestellt ist und sich die andere Seite nicht einmal selbst an Gesetze hält oder sie nur formell einhält, effektiv aber nicht?
das_mav schrieb:
Das tut es mMn. keineswegs. Ein Altruistischer Akt war es jedenfalls nicht - sowas traue ich (imho) keinem Freiwilligen Mitarbeiter eines Kapitalistischen Staatsapparates im Endstadium zu. Für mich: Purer Selbsterhalt und einhergehendes Reinwaschen des Gewissens.
Selbst in den USA wird der seltenste Beweggrund für Arbeit in Snowdens Sektor Patriotismus sein. Wenn es für dich nur Selbsterhalt und Reinwaschen ist, wie hätte man sich dann verhalten können, damit es das nicht ist? Alles genauso, nur hinterher nicht auf Rückkehr hoffen?