Chismon schrieb:
Es war ja zu erwarten, dass Du als vehementer, foren-berüchtigter Star Citizen Verteidiger das nicht als kritikwürdig einstufst
.
Ich bin auch nicht überrascht, dich hier zu sehen
Chismon schrieb:
Im Endeffekt kommt es als Spieler einem Abosystem dann irgendwann kostentechnisch gleich oder wird evt. noch teurer, insbesondere, wenn ein Teil des Spielinhalts nur per Zusatzkäufen erlebbar sein sollte.
Niemand muss etwas kaufen außer dem Basisspiel, und kein Spielinhalt ist nur durch Zusatzkäufe erlebbar. Okay, den Million Mile High Club kriegt man nur, wenn man einen gewissen Betrag investiert - oder wenn man von einem Spieler eingeladen wird. Ein Abomodell wäre übrigens viel, viel teurer. Da fallen auf den Kaufpreis des Spiels vielleicht noch jährliche Gebühren in Höhe von 120 bis 180 Euro an.
Chismon schrieb:
Das Spiel (Star Citizen) ist weit davon entfernt fertig entwickelt zu sein und man wird die anfänglich leichtfertig gegebenen Versprechungen, die man den Crowdfundern bspw. bzgl. der Fertigstellung gemacht hat ... denn nicht halten können, aber man macht sich jetzt schon Gedanken, wie man regelmäßig den Spielern noch mit neuen Dingen Geld aus der Tasche ziehen kann, ich halte das schon für etwas fragwürdig bis dreist.
Das Spiel wird niemals wirklich fertig sein. Wann soll CIG beginnen, das Spiel zu monetarisieren? In fünf Jahren, falls sie bis dahin alle Stretch Goals implementiert haben? Das Spiel ist eine Herzensangelegenheit der Entwickler. Davon kannst du dich auf den einschlägigen Social Media-Kanälen gerne selber überzeugen. Aber sie haben auch ein Interesse daran, von dem Spiel und ihrer Arbeit zu leben. Es ist vollkommen legitim, dass CIG nach Möglichkeiten der Monetarisierung sucht. Das macht jedes verantwortungsvolle Unternehmen.
Was erwartest du von CIG? Dass sie die nächsten fünf Jahre zum Selbstkostenpreis an dem Spiel arbeiten? Dass das Unternehmen und die Mitarbeiter vom Ersparten leben? Darf ein schwarmfinanziertes Projekt keine Gewinne erwirtschaften? Und nur mal so aus Interesse, hältst du die zwei Millionen Menschen, die das Spiel bisher unterstützt haben, für blöd und unfähig, eine qualifizierte Entscheidung zu treffen? Glaubst du, die werden alle über den Tisch gezogen und saufen sich die Welt schön, damit sie nicht merken, wie sie gemolken werden? Oder wissen sie vielleicht etwas, was du nicht weißt, weil sie nicht so voreingenommen sind wie du?
Chismon schrieb:
Vielleicht ist man auch dazu gezwungen, weil die Finanzierung ansonsten gefährdet ist, denn monatlich all die Studios/Mitarbeiter zu bezahlen, die Schauspieler, Server, Reisekosten, usw. wird mit Sicherheit auch nicht gerade günstig sein und mangels finanzieller Transparenz, weiss man auch nicht um mögliche Verbindlichkeiten und ja, ich denke da ist Skepsis angebracht, ...
Und jetzt spekulieren wir wild drauf los. Weil du Mikrotransaktionen und Itemverkäufe für eine ganz miese Nummer hältst, müssen auch ganz miese oder verzweifelte Motive hinter diesem Geschäftsmodell stehen, gerade zu diesem Zeitpunkt in der Entwicklung. Aber was für ein Motiv könnte das sein? Na klar! Denen geht das Geld aus, also müssen sie noch mal schnell ihre Schäfchen melken, bevor es in die Insolvenz geht! Das klingt irgendwie gut und logisch für den Laien, also ist da doch vielleicht was dran, oder nicht?
Aber sei unbesorgt, dem Unternehmen und dem Projekt geht es wahrscheinlich sehr gut. Im Moment macht CIG dreianhalb Millionen USD im Monat (über das Jahr gemittelt) nur mit dem Shop. Das entspricht auch etwa dem Betrag, den Außenstehende immer wieder als laufende monatliche Kosten überschlagen. An der Stelle wird dann aber häufig vergessen, dass CIG einst mit nur sechs Leuten angefangen hat und erst seit rund 18 Monaten mit über 400 Mitarbeitern besetzt ist. Die haben also vor allem in den ersten Jahren ein gutes Polster angefuttert. Weiterhin wird aber auch übersehen, dass CIG natürlich Zinszahlungen und Steuererleichterungen/Steuerrückzahlung einstreicht, dass die Community-Subscriptions viele Nebenkosten decken (etwa für Reisen), und dass CIG auch sicher bei den Kooperationen mit Intel, Amazon und anderen Größen der Industrie einiges mitnimmt. Das tatsächliche Budget dürfte höher sein als die angegeben 175 Millionen USD.
Außerdem gibt es eine finanzielle Transparent. Das britische Studio, wo rund 60 Prozent des Unternehmens angestellt sind, muss seine Geschäftszahlen jedes Jahr offen legen. Das britische Studio operiert auch im kleinsten Währungsraum, in dem das Unternehmen ein Studio unterhält. Dennoch weißt das britische Studio ein kontinuierliches Plus in mittlerweile siebenstelliger Höhe aus. Wenn des größten Studio im kleinsten Währungsraum gut genug geht, um ein Gewinn zu erwirtschaften, dann wird es den kleineren Studios in den beiden größten Währungsräumen wahrscheinlich nicht schlecht gehen. Aber selbst wenn CIG mittlerweile ein Minus machen sollte, so wird man noch lange vom Winterspeck zehren können.
Wenn du behaupten möchtest, dass CIG möglicherweise am Hungertuch nagt, dann musst was besseres liefern "Vielleicht, kann doch sein, Schauspieler sind teuer ..."!
Chismon schrieb:
Dass es nicht zu einem P2W mutiert kannst Du also versprechen bzw. weisst Du jetzt schon? Hat Dir das Chris Roberts ins Ohr geflüstert und Du glaubst ihm blauäugig alles, was er so erzählt?
Ja, das weiß ich in der Tat und kann ich dir auch versprechen. Und nein, dass musste mir nicht von Chris Roberts ins Ohr flüstern lassen. Man muss nur mal mit einem verständigen Blick auf das Spiel schauen. Ein Spiel wie Star Citizen eignet sich nicht für ein P2W-Modell. Es fehlt der Trichter, der das Gameplay und Spieler zu einem Engpass führt, der nur durch Mikrotransaktionen überwunden werden kann. Und alles was CIG tut, kommuniziert deutlich, dass sie ein offenes Sandbox-Universum erschaffen, in dem sich ein solcher Trichter nicht konstruieren lässt. Wenn CIG morgen ein Levelsystem und in einem Monat ein WoW-artiges Spielerlebnis ankündigen würde, dann wäre das anders. Dann gäbe es plötzlich eine Trichter, mit dem man die Spieler wunderbar in Mikortransaktionen und Itemkäufe zwingen könnte, und dann würde ich als vehementer, forenberüchtigter Star Citizen-Verteidiger auch Sturm laufen, wie ich es bei einigen anderen Diskussionen rund um das Spiel schon getan habe (zuletzt drei Tage vor Weihnachten im Sammelthread).
Chismon schrieb:
David Braben hat bei Elite Dangerous auch viel erzählt und versprochen, was er nicht nicht gehalten hat oder halten konnte und da gibt es auch andere (ehemals große) Namen im Business (z.B. Peter Molyneux und Richard Garriott) bei denen es ähnlich gelaufen ist und daher sehe ich es jedenfalls aktuell nicht als gesichert an, dass Star Citizen davon verschont bleiben wird.
Jetzt vergleichst du Äpfel mit Birnen. Irgendjemand hat irgendwann irgendwo mal ein Versprechen gebrochen, also kann CIG doch auch irgendwann irgendwie dieses oder andere Versprechen brechen. Das ist kein Argument.
Chismon schrieb:
Dass die Entwickler zum Selbstkostenpreis entwickeln verlangt auch keiner, nur sollte man sich vorher überlegen, ob man großspurige Versprechungen auch einhalten kann und irgendwann dürften die Backer auch einmal Resultate erwarten können, denke ich.
CIG kommuniziert seit Jahren, wie sich das Projekt und die Zielsetzungen unter den veränderten Rahmenbedingungen entwickelt haben; dass sie nicht mehr das vergleichsweise kleine Spiel entwickeln, dass 2012 in Aussicht gestellt wurde, sondern das Spiel entwickeln, das mit 100 oder mit 200 Millionen USD möglich ist. Wem das nicht passt, und dafür gibt es gute und nachvollziehbare Gründe, kann aussteigen und seinen Wetteinsatz zurück fordern. Wo ist hier das Verbrechen?
Chismon schrieb:
Irgendwann sollte man auch 'mal einen Schnitt machen und was bieten anstatt Demo-Videos, bevor man wieder Geld einsammelt und ja, dass hat Microsoft damals bei Freelancer wohl auch getan (die Reißleine gezogen), sonst wäre das wohl nie so gelungen bzw. fertig gestellt worden.
Ja, Publisher haben kein Bock auf Projekte, in die viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit fließen müssen, den solche Projekte sind von Natur immer unberechenbar. Deshalb hat Microsoft die Reißleine gezogen, und deshalb sehen wir mittlerweile einen Markt voller Spiele, die nur Bekanntes wiederholen und auffrischen, denn solche Spiele sind sehr berechenbar, in der Entwicklung wie im Verkauf. Und deshalb haben viele auch das Projekt unterstützt. Weil sie nicht mit "Battlefront 36" und dem hundertsten Aufguss von Assassin's Creed sterben, sondern ein Spiel sehen wollen, dass etwas Neues wagt und anstrebt. Und was mit Version 3.0 möglich ist, war vor zwei Jahren noch ein wilder Traum, dem man sich vielleicht, irgendwann mal widmen würde.
Chismon schrieb:
Natürlich kannst Du das Ganze auch auf die Eigenverantwortung der Crowdfunder/Backer schieben, die im guten Glauben diese Dinge kaufen und hoffen, dass das am Ende auch geliefert wird und sie nicht gemelkt/getäuscht worden sind.
Also hältst du die zwei Millionen Unterstützer des Projekts wirklich für dumme Schäfchen, die es nicht besser wissen können? Glaubst du, dass der durchschnittliche Unterstützer bang vor seinem Computer sitzt und hofft, dass alles irgendwie gut enden wird?
Chismon schrieb:
Für mich hat diese fortschreitende Kommerzialisierung mittlerweile aber langsam schon einen unguten Beigeschmack, der sich dann mit der (teils aggressiven) Publishervermarktung von EA, Ubisoft, WB, und Co. vergleichen lassen muss und dieser evt. am Ende in nichts nachsteht
Mikrotransaktionen und Itemverkäufe sind keine Lootboxen. Dass du diese Dinge auf eine Stufe stellst und womöglich keinen Unterschied zwischen "Land Claims" und Lootboxen zu erkennen vermagst, ist ein argumentatives Problem.
Chismon schrieb:
Ich melde da jedenfalls meine Zweifel bzw. Skepsis an, auch wenn Du das nicht lesen magst
.
Wir diskutieren Meinungen. Das musst du aushalten können.
Chismon schrieb:
Bei der Unreal Engine werden ab einer bestimmten Gewinnmarge (verkauften Einheiten) auch Tantiemen für den Engine/Entwickler fällig (siehe PUBG) und genauso kann CryTek in diesem Fall auch argumentieren
Das gilt für das "free to use" Vermarktungsmodell, dass Epyc und Crytek mittlerweile für ihre aktuellen Engines verfolgen. Dieses Vermarktungsmodell hat Crytek erst lange nach dem Beginn der Zusammenarbeit mit CIG aus dem Hut gezaubert.
Chismon schrieb:
Ob solche Forderungen von der Justiz anerkannt werden würden, muss man abwarten, aber nichts spricht dagegen, dass man solche Ansprüche (als Vergleichsmaßstab bei möglichem Vertragsbruch) seitens CryTek nicht anmelden kann, auch wenn diese damals noch nicht so im Vertragswerk angelegt sein sollten.
Wenn Crytek argumentiert, dass der Vertrag noch gültig sein soll, dann müssen sie auch alle Verletzungen am geistigen Eigentum geltend machen. Dieser Punkt wird aber nichtig sobald CIG darlegt, den Vertrag aufgekündigt zu haben und auf Lumberyard gewechselt zu sein. Und dann geht es nur noch darum, ob CIG im Recht war, den Vertrag aufzukündigen.
Chismon schrieb:
Dass das gleich existenzbedrohend werden muss, habe ich auch nicht explizit geschrieben (selbst bei Tantiemen/jährlichen Abgaben an CryTek kann man da bestimmt noch gegensteuern), lässt sich aber wegen mangelnder finanzieller Transparenz leider auch nicht ausschließen.
Es lässt sich ganz sicher ausschließen, weil das Gesetz keine solchen Entschädigungssummen im Vergleichsfall vorsieht. Und darauf wird es am Ende hinaus laufen. 90 Prozent solcher Fälle enden im Vergleich, und die Klageschrift ist so dünn, dass schon klar ist, dass Crytek gar nicht lange verhandeln möchte. Könnten sie sich mit Skadden an ihrer Seite wohl auch nicht leisten.
Im Vergleich geht es dann nur noch darum, was Crytek und CIG ohne ein aufwändiges Verfahren nachweisen können, denn diesem Verfahren gehen sie ja aus dem Weg. Das wird möglicherweise ein Vertragsbuch seitens CIG sein (die einseitige Auflösung des Vertrages), dessen Schwere noch festgestellt werden muss. Dafür sieht das Gesetz maximal eine Strafe von $150,000 vor, obendrauf vielleicht noch doppelte Lizenzahlungen für einen Zeitraum von maximal drei Jahren.
Chismon schrieb:
Wenn für das mögliche Versagen und Schuld von CIG/RSI Führung dann die Spieler von Star Citizen zur Kasse gebeten werden ... fände ich das schon mehr als daneben und vermutlich wird Chris Roberts einen solche Schuld- oder Vergleichszahlung ... sicherlich nicht per eigenem Privatvermögen begleichen sondern mit Einahmen die per Star Citizen Backer generiert wurden.
Ich möchte jetzt einfach mal davon ausgehen, dass Crytek nicht einfach so ein Verfahren bemüht, und dass CIG nicht einfach so den Vertrag aufgekündigt hat. Ein Vergleich bedeutet nicht, dass ein Versagen oder eine Schuld vorliegt. Du tust ja glatt so, als habe sich CIG eine Schuld aufgeladen, wie man sie sonst nur alle Jahre mal sieht, aber tatsächlich geschieht es alle naselang, dass sich zwei Parteien über die Auslegung eines Vertragswerks nicht einig sind. Endet wie gesagt fast immer in einem Vergleich, bei dem beide Seiten gewissermaßen ein bisschen Recht und Unrecht eingestehen.
Und ja, die Vergleichssumme würde wohl aus dem Kapital des Unternehmens beglichen werden. Ist natürlich einerseits scheiße, aber andererseits hat CIG jetzt Lumberyard mit Amazon als verlässlicher Technologiepartner für die Online-Plattform. Und CIG wird nie wieder Lizenzgebühren für die Engine zahlen. Das lohnt sich dann doch, selbst wenn CIG eine niedrige siebenstellige Summe abdrücken müsste.