Es ist so vieles schon gesagt und das Meiste wohl auch richtig.
Man wird ein wenig abwarten müssen, was das unter der Haube noch kommt - weil das Abfeuern der ersten News mit Screenshots der UI sind ja eigentlich bedeutungslos. Was haben wir denn für Megatrends?
- Multicore-Prozessoren: Nach dem herumgeeiere zwischen Threading und asynchroner Programmierung besteht Windows nach wie vor aus einem Haufen von Code, der mal singlethreaded, mal multithreaded, manche Komponenten bleiben im GUI-Thread, andere nicht, vieles ist immer noch nicht threadsafe (und wird's wohl nie werden). Es wirkt etwas bizarr, aber am Desktop ist Windows immer noch um Längen paralleler als Linux - aber Multithreading ist immer noch - hmmm - ungemütlich. Und meistens tun die Prozessoren einfach nur mit noch mehr Kernen nichts...
- UI-Beschleunigung/Video: Windows leistet sich eine ganze Batterie abgelegter Bibliotheken, die unterschiedliche Zugänge zum grafischen UI anbieten. Tatsächlich gibt es nach wie vor Unmengen an Anwendungen, die immer noch GDI nutzen - das ist 30 Jahre alt. Und Microsoft kriegt es nicht hin, eine attraktive Alternative zu stricken. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Microsoft das Thema - aus Marketinggründen? - mit anderen Technologien und Dogmen stets so verheiratet hat, dass man alten Code stets hätte wegwerfen müssen.
- Vorheriger Punkt führt oft dazu, dass sich Entwickler und deren Kunden für Web-Frontsends entscheiden, weil Webkit als UI mittlerweile sämtliche Desktops einsackt. Dummerweise ist man damit dann an JS gebunden, was meiner Ansicht nach ein Haufen... achwas...
- Gaming: Ok - das scheint so einermaßen das einzige zu sein, was einigermaßen funktioniert. Allerdings krieg' ich immer noch die Krätze, wenn ich auf einem Dual-4K-Setup Full-HD-Fullscreen spielen möchte...
- Sensationell sind auch Multi-Display-Setups. Es ist zum Beispiel nicht möglich einfach den primären Desktop auf sämtliche Ausgänge zu spiegeln. Das sind natürlich keine Allerwelts-Anwendungen - aber andererseits auch nicht so kompliziert, dass man da nach 20 Jahren nicht mal eine Lösung dafür finden könnte.
- Das Networking... Mal abgesehen davon, dass man nie weiß, wo man gerade feste IPs einstellt und es stets mit einem lustigen Mix aus Windows-XP- und Modern-UI-Dialogen zu tun hat - der sich auch von Release zu Release ändert - Windows ist voller kaum vorhersagbaren Nebenerscheinungen. Zum Beispiel kann man eigentlich nie sagen, welche Änderung einer Firewall-Einstellung wann in Kraft tritt. Windows weigert sich auch mehreren Adapter die gleichen Metriken zuzuweisen - könnten ja parallel aktiviert werden. Da wäre zwar immer noch Zeit genug, um das im System zu unterbinden - aber warum kann ich nicht darüber entscheiden? Der TCP-Stack strotzt vor Eigenwilligkeiten...
- Ein kleines Stück in die Tiefe: Die verschiedenen Frameworks gehören ja auch ins Windows-Ökosystem. Es gibt mittlerweile eine Handvoll JSON-En/Decoder neben dem (halb)freien von Newtonsoft - den Microsoft auch halb eingemeindet hat. Aber jeder von denen kann irgendetwas nicht - aber dafür was anderes ganz alleine. Die Unterscheiden sich beim Handling von Null, Sonderzeichen, der Empfindlichkeit für Formatierung. Das wäre durchaus eine Aufgabe eines Betriebssystems Schnittstellen anzubieten, mit denen man Standardformate nutzen kann.
Das sind alles blöde Fehler und Unwilligkeiten, die nur dafür sorgen, dass möglichst häufig neuer Code produziert werden muss. Ich glaube, ich könnte ein Buch darüber schreiben....
Stattdessen kümmert sich Microsoft nur noch liebevoll um den Mist, der einer - wie auch immer gearteten - Monetarisierung dienen könnte. Danke dafür... nicht!