Also ich habe nochmals den Start-Post vom TO überflogen und komme einfach nicht umhin, diese ganze "Kaufberatungs-Sache" in den Foren bezüglich Sinnhaftigkeit wieder einmal in Frage zu stellen.
Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Kameras inkl. Kit-Objektive ihr elendes Dasein in angestaubten Fototaschen fristen, weil der Besitzer irgendwann mal mit für Fotografie-Verhältnisse sehr begrenztem Budget dachte, er bräuchte jetzt mal eine "anständige" Fotoausrüstung. Man fängt ja erst an, also beschafft man sich etwas für den vermeintlichen Einsteiger und möchte auch nicht zu viel Geld ausgeben, weil man ja nicht so sicher ist, wohin die Reise geht und ob man überhaupt langfristig Freude an der Fotografie entwickelt. Irgendwie verstehe ich ja auch den Sinn dahinter und dass sich nicht jeder direkt eine Luxus-Ausrüstung leisten kann oder will.
Und nun schaue ich mir das fotografische Anwendungsfeld des TO und sein Budget an und merke sofort: An seiner Stelle und mit seinem Budget könnte ich mir vermutlich gerade mal ein einziges, wirklich gutes Objektiv leisten und dies wäre auch schon eher ein Kompromiss!
Warum das so ist, möchte ich genauer erläutern: Ich würde einfach mal behaupten, dass sich jeder von uns bezüglich seiner Kameraausrüstung auf einer Reise befindet und auch schon viel Geld in den Sand gesetzt hat, weil sich fotografische Schwerpunkte nun mal verändern, weil durch persönliche Fortschritte als Fotograf die Qualitätsansprüche und Anforderungen zunehmen und weil erst mit der unbedingt notwendigen Erfahrung und fortschreitendem Können langsam herauskristallisiert, wohin die Reise schlussendlich geht. Ja naja, "Geld in den Sand setzen" nur dann, wenn man insbesondere am Anfang wirklich auf Grund von Fehlentscheidungen kauft und das ganze nicht als Investition in sein Hobby/Beruf sieht und damit auch mit Verlusten eher noch leben kann.
Irgendwann kommt dann vielleicht mal der Punkt, wo man sich angekommen fühlt und dann stellt sich die Frage, ob man mit Neuentwicklungen mitgehen möchte und sich bezüglich technologischen Fortschritten ein "Habenwill-Gefühl" stärker bemerkbar macht. Meiner Erfahrung nach, ist die Reise aber niemals wirklich zu Ende und Fotografie "verbrennt" von Anfang an Geld!
Ich möchte den TO nicht entmutigen. Aber jeder Kaufberatungs-Thread verläuft immer ziemlich ähnlich: Jeder der sich aktiv beteiligt, befindet sich auf seinem eigenen individuellen fotografischen Weg und geht das Thema aus seiner ganz persönlichen Perspektive an. Vielfach läuft das auch ganz emotional ab und statt sachlich zu "Beraten", artet die Diskussion meistens in einem Marken-Krieg aus und verliert dadurch das Ziel, dem TO optimal bei seiner Kaufentscheidung zu unterstützen. Daran ist auch schön zu erkennen, dass eine Beratung ganz am Anfang nahezu unmöglich ist, weil schon in einer kleinen Gruppe von Fotografen so viele unterschiedliche Meinungen aufeinanderprallen! Dann erschweren die Beratung noch weitere Faktoren, wie z.B. Meinungen, welche nur auf "Hören/Sagen" beruhen, oder weil man zwar eine Meinung zu einem Produkt hat, mit welchem man aber überhaupt keine eigenen Erfahrungen machen konnte.
Fazit und was würde ich jedem anraten, welcher vor einem Systemkamera-Kauf steht: Geht zu einem Fachhändler, probiert so viel wie möglich aus und bevor ihr etwas kauft, leiht euch das Zeug mal übers Wochenende aus und testet es im richtigen Feld- und Wiesen-Einsatz! Einfach mal kurz in die Hand nehmen und ein wenig im Laden herumknipsen ist meiner Meinung nach nicht wirklich zielführend! Ausserdem sollte man sein Budget überdenken, damit man keine zu grossen Kompromisse machen muss. Oder alternativ die fotografischen Schwerpunkte noch stärker einschränken und dann schrittweise die Ausrüstung ausbauen, sobald wieder Geld in der Kriegskasse ist. Fotografieren kann man wohl mit jeder Kamera und mit jedem Objektiv. Aber es gibt einen guten Grund, warum die Preisspanne zwischen einzelnen Kameras und Objektiven so riesig ist.
Und ja, am Ende macht der Fotograf das Bild. Dieser Spruch ist dermassen abgedroschen und ich schreibe ihn hier nur hin, weil sonst damit garantiert wieder jemand um die Ecke kommt! Ein guter Fotograf macht mit einer besseren Ausrüstung eben noch bessere Fotos, auch wenn er mit einfachsten Mitteln ebenfalls was auf die Beine stellen könnte. Oder wie im Falle des breiten fotografischen Spektrums des TO, würde eine günstige und einfachere Kamera einer sehr universellen und somit auch teureren Allround-Kamera langfristig wohl nie das Wasser reichen können, mal abgesehen vom Sack voller Objektive, welcher notwendig wäre, um alle Bereiche optimal Abdecken zu können. Folglich würde der TO auf seiner Reise entweder Schritt für Schritt Geld verbrennen, wenn er schon zu Beginn an zu starke Kompromisse eingeht, oder er schmeisst seine Kamera, inkl. der (Kit-)Objektive in ne Ecke und zieht mit dem Smartphone los. Das Geld ist auf jeden Fall mal weg, auch wenn man das Zeug natürlich wieder verkaufen kann.
Mir ist bewusst, dass meine Sichtweise ziemlich stark in Richtung Schwarz/Weiss tendiert. Aber das beruht eben auf meiner ganz persönlichen Reise und wenn ich nur schon darüber selbst reflektiere, wie viel Geld ich z.B. unnötig in Stativ-Kram gesteckt habe, dann wird mir schwarz vor Augen. Hätte ich doch nur schon von Anfang an weniger Kompromisse gemacht und alle die unnötigen Zwischenschritte auslassen können, welche mich schlussendlich zur einzigen logischen Erkenntnis führten - Mit diesem Geld hätte ich mir von Anfang an ein Stativ gönnen können, welches praktisch keine Wünsche mehr offen lassen würde und seinen einfachen Hauptzweck nahezu perfekt erfüllen würde: Nämlich die Kamera optimal zu stabilisieren! Ausserdem wäre mir auch viel Ärger und Frust erspart geblieben. ;-)
Man "belügt" sich als Konsument gerne selber, um seine (Fehl-)Kaufentscheide zu rechtfertigen. Ich brauche es ja nur für dies und das... Aber schlussendlich ist es einfach ein erhabenes Gefühl, wenn man mit Material arbeiten kann, welches einfach nahezu perfekt funktioniert und seinen Zweck, auch wenn es nur sporadisch ist, optimal erfüllt. Das relativiert die vermeintlich hohen Investitionskosten meiner meinung nach deutlich und auch nachhaltig/langfristig.