Brauchen wir die Kirche(n) noch?

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@Seppuku
"Schlimm wird es nur dann, wenn irgendeine Seite versucht jemandem von ihrem Glauben zu überzeugen oder sich über andere stellt."

Das kannst du aber nur in dem Moment sagen, in dem weder die eine, noch die andere Überzeugung oder Glaubensrichtung innerhalb einer Gesellschaft die dominierende ist. Denn sobald eine die dominierende, herrschende, in Gesellschaftsformen übergegangene Richtung ist und du dann zum quasi friedlichen Nebeneinander aufrufst, in dem Moment wirst du Schirmherr der dominierenden Anschauung.
 
th3o schrieb:
in dem Moment wirst du Schirmherr der dominierenden Anschauung
Und? Was wäre an dieser Anschauung schlecht? Nur weil sie dominierend ist?
Ich verstehe nicht ganz, auf was du hinaus willst.
 
Ich will nur darauf hinaus, dass durch eine vermeintlich "friedliche" Haltung einer anderen Anschuung gegenüber, man durch die Hintertür die eigene nur zusätzlich festigt, wenn man sich bewußt ist, dass diese eh die dominierende ist.
Wenn man dann im gleichen Atemzug von der anderen Anschuung fordert, diese möge doch sich nicht als eine "bessere" gegenüber einer anderen aufspielen weil diese es ja auch nicht tue, dann ist, im Bestfall, eine gehörige Portion Heuchelei am Werke.
Dieser Dialektik der Passivität sollte man sich bewußt sein.
Oder ganz kurz und knapp: Passivität und Aufruf zur Mäßigung ist/kann-sein ein subtiles Macht- und Herrschaftsinstrument weil es hilft das Bestehende zu festigen und im Gegensatz das "andere" in angebliche Schranken zu weisen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ th3o

Ich bitte dich.
Dann sind also Aufforderungen zu guten Taten und Toleranz nur so lange gut, so lange man nicht will, dass andere dieser Anschauen folgen? Sonst könnte einem ja Machtdenken unterstellt werden und das würde ja die Anschauen, egal wie positiv sie ist, zu nichte machen.
So sehr ich mich bemühe deine Aussage nachzuvollziehen, sehe ich doch nur in deiner Aussage einen verzweifelten Versuch einer Rechtfertigung eine bestimmte Anschauung über eine andere zu erheben.
Und wenn du meine Aussage als Aufruf zur Passivität verstanden hast, dann will ich noch einmal deutlich machen, dass Toleranz und das Aufbringen von Verständnis ungleich Passivität ist!
 
@Seppuku
Vorsicht mit Unterstellungen.
Ich sprach davon, dass man sich der potentiellen Doppelzüngigkeit dabei "bewusst" sein sollte und dass der Aufruf zur Toleranz durchaus zwei Seiten hat, das ist eindeutig belegbar. Daher auch mein "ist/kann-sein". Ich habe sichtbar die Aussage so formuliert, dass eben nicht jeder Aufruf zur Toleranz gleich Repression und Herrschaft sein muss.
Entsprechend also auch kein "verzweifelter Versuch" meinerseits sonstwas zu tun (was auch immer du da denkst dass ich tun würde).
 
Odium schrieb:
Also, das stimmt jetzt so nicht, Freeze.
[...]

Aber findest du nicht, dass es dort einen Unterschied gibt? (auch wenn man, faelschlicherweise, den gleichen Begriff benutzt).
Sicher hat man als Wissenschaftler schon eine Vermutung wohin die Reise gehen koennte und Vorstellungen wie das ergebnis aussehen koennte (allein schon um ggf. Fehler zu erkennen wenn irgendwas gar nicht konsistentes rauskommt.) Es ist eben eine Vermutung bei der es effektiv egal ist ob sie nun stimmt oder nicht.
Das ganze schliesst ja auch keine wissenschaftliche Diskussion verschiedener Standpunkte (solang sie sich auf reproduzierbare Fakten Berufen) aus.

Faelschungen/Taeuschungen (ob nun Beeinflussung durch Ideologie oder der Finanzierenden) sind ja bis dato immer irgendwann aufgeflogen und stellen auch keine korrekte Methoik dar. Das hatte ich jetzt ausgeklammert bei der Antwort auf die Frage wie es "richtig" gehen muesste.

Wissenschaft ist oft extern von Dogmen beeinflusst worden (sowie manche Wissenschaftler mit sicherheit auch...), da geb ich dir recht. Aber intern, da bleibe ich zumindest bei meiner Ansicht.

Also das war der Unterschied den auch heraustellen wollte...
 
Seppuku schrieb:
@ Blooby

Dann schau dir die 10 Gebote an und sage mir welches man nicht automatisch nach dem Gebot der Nächstenliebe einhält.
Wenn man Gott auch als "Nächsten" sieht, dann jedes!
Im Grunde stellen sie allgemein gültige Regeln auf, die für ein Zusammenleben erforderlich sind.

Was in meinen Augen ein großer Fehler der (konservativen) Kirchen ist:
Sie sind total schizophren. Einerseits stockkonservativ und die Bibel wird wörtlich genommen, dann aber werden Passagen aus dem Zusammenhang gerissen und wild herum interpretiert.
Man sollte vielleicht einfach konsequent sein oder noch besser mit wenigstens einem Hauch Logik an einen Text heran gehen.
Jedem noch so unintelligenten Menschen ist klar, dass man bei einem Artikel/Text/Gedicht/Aussage, wenn man sie denn möglichst richtig verstehen will, immer die Umstände und die Situation berücksichtigen muss (vielleicht sind gerade deswegen nicht umsonst Geschichten in der Bibel und nicht nur stichpunktartige Aussagen). Nur scheint dies manchen (hohen) Vertretern der Kirche nicht klar zu sein (warum auch immer).

Die Kirche als Institution sollte eigentlich dem Laien beim Verstehen dieser Geschichten und Texte helfen.
Und das haben die meisten Kirchen in meinen Augen total verfehlt. Die Texte werden so benutzt, wie sie der Institution oder des Einzelnen in dieser am besten nützt.
Es entsteht sogar ein Konkurrenzdenken zwischen den verschiedenen Arten zu interpretieren (also z.B. evangelisch vs. katholisch)... Wo ist da die oft gepredigte Toleranz? Vielleicht sollten sie endlich mal kapieren, dass beide im Recht sind und das richtige tun, sofern sie sich an das oberste Gebot halten. Hier ist eben das Ziel entscheidend und nicht der Weg!

Bzgl. der 10 Gebote kann ich dir das leider nicht streitig machen aber sie basieren ja auf das, was man erreichen will. Liebe und Frieden.

Man kann doch nicht immer die Kirche als den Schuldigen definieren. Erwähne da lieber den Vatikan aber nicht die Kirche. Der Vatikan ist ultakonservativ, das ist richtig aber viele Regionalkirchen sind sehr pragmatisch und modern und das macht den Unterschied zwischen Vatikan und den Regionalkirchen (leider mit viel Ärger verbunden)
Jeder Priester darf sie Bibel so predigen, wie er es für richtig findet und da hat der Vatikan nicht mehr viel mitzureden. Ich finde die Auslegung der Bibel nach Ermessen des Priesters gar nicht so schlecht. Zumindest habe ich bei meinem Pfarrer ein gutes Gefühl gehabt. Er erwähnte die wichtigen Stellen sehr bibelnahe und nicht fern aber er fixierte sich nicht so wortwörtlich, wie es andere tun und er hat stets immer auf die friedlichen Kapitel geschaut. Für mich ist er ein guter Prediger.
Ich sehe die Bibel als, wie du es schon erwähnst, Geschichtebuch mit wahren Hintergründe aber die Interpretation des Inhaltes sollte dem Priester überlassen werden. Ein guter Priester wird die Bibel so auslegen, wie man es sich vorstellen sollte -> Liebe und Frieden.

Das Problem mit den Prostestanten und den Katholiken ist ein uraltes Problem, welches an der Sturheit vom Papst scheiterte. Ich bedauere es immer noch. Ich habe schon öfter eine evangelische Kirche besucht und ihr Art und Weise, eine Predigt abzuhalten ist total anders und sie ist vorallem RICHTIG. Gerade sie machen das, was du bei der katholischen Kirche vermisst.
Es war ja auch kein Wunder, dass Martin Luther die katholische Kirche reformieren wollte, nur so wäre die Kirche wieder auf dem richtigen Weg.


H3rby schrieb:
Ach ne, aber wenn du das zu mir sagst, ist es also indizhaltig und mit Argumenten belegt?? Sorry, aber das ist ja wohl ein Scherz, oder?

Nein, so habe ich es nicht gemeint, sondern nur, dass wir (ja ich habe ja auch keine Indizien vorgelegt) eben keine indizhaltige Argumente vorgelegt haben.

H3rby schrieb:
Also nur weil die anderen Mächte das Spiel gewonnen haben, heißt das nicht, dass die Kirche nicht mehr machtpolitisch geprägt ist. Sie wurde nur halt von den Staaten ausgebootet! Wäre die weltliche Bevölkerung nicht aus dem Machtpoker als Sieger hervor gegangen, würde sich die Kirche heute immernoch genauso verhalten wie früher.

Wir sprechen doch vom Vatikan oder? Der Vatikan oder sagen wir doch gleich der Papst lebt zwar noch wie ein Monarch aber er hat nicht mehr die Macht mit der er früher spielen konnte wie z.B Führe einen Kreuzzug oder es gibt einen Bann (und das war damals erstaunlicherweise sehr sehr empfindlich aufgenommen worden). Das Verhalten hat sich grundlegend verändert, auch wenn sie etwas machtpolitisch tätig sind.

H3rby schrieb:
Fein. Hat sich jetzt der Rest geändert und die Kirche ein Einfluss verloren, oder wirklich die Kriche selber?

Der Vatikan hat an Einfluss verloren aber nicht die Kirche.


H3rby schrieb:
Dann brauch sich ja der alte Mann nicht einmischen, was der "einfache" Mensch zu tun hat! Findest du es nicht auch anmaßend, den Rest als "einfach" zu bezeichnen?

Du definierst es als einmischen, wenn ein Mann appelliert? Ich sehe das nicht so. Der alte Mann ruft nach etwas auf aber er kann nicht sagen "Ich befehle dir, ...." und das ist schon ein Unterschied.
Das war vielleicht übertrieben gesagt. Ich bezeichne alle als einfach, so wird sich hoffentlich keiner als benachteiligt fühlen.

H3rby schrieb:
Ja, habe ich.

PS: Wenn der "einfache" Mensch doch eh selber Schuld ist, warum mischt sich der Alte denn dann überhaupt ein? Soll er doch tun und lassen, was er will und die Menschen auch tun und machn lassen, was sie wollen!

Er tut was er will und die Menschen tun auch was sie wollen. Das machen sie ja auch oder glaubst du wirklich, dass jeder sofort nach dem Appell dem nachgeht, was er an die Menschen appelliert hat?
SIe haben ihre Freiheiten, das zu tun, was sie wollen und wer eben so fanatisch dem Papst folgt, der möge das tun.

MFG
 
Seppuku schrieb:
Glauben tut jeder. Einzig das, an was man glaubt unterscheidet sich.
Schlimm wird es nur dann, wenn irgendeine Seite versucht jemandem von ihrem Glauben zu überzeugen oder sich über andere stellt.

Glauben kann man mit Nicht-Wissen gleichsetzen. Da wir Menschen schon immer in bestimmten Bereichen des Lebens 'nichtwissend' waren, ersetzte unser Verstand diese Lücke manchmal nach dem Prinzip der einfachsten Lösung: Götter. Unser Wissen wächst exponentiell, daher kommen die Kirchen auch gar nicht mehr mit dem Mitgliederschwund hinterher.

Nur mal am Rande: Auf der Seite der Landeskirche Braunschweig drehen sich 3 von den 10 Nachrichten um die schwindenden Mitgliederzahlen und die finanziellen Probleme daraus. In Europa sind noch 15% der Menschen Protestanten.
 
Mein größtes Problem mit der katholichen Kirche im allgemeinen ist kurz und knapp der Vatikan oder besser der Papst selbst.

Er ist der "höchste aller Hirten" und somit der mächtigste Mann in dieser Institution. Leider fällt er in letzter Zeit immer wieder mit formfehlern aus der Reihe. In der heutigen Zeit kann man sich solche fauxpas eigentlich nicht erlauben will man sich anständig repräsentieren.

Ich kann nicht so einfach von etwas überzeugt sein, wenn ich die Führung desselben ausser Acht lasse.

Meiner Meinung nach ist der Papst (oder wer im Vatikan tatsächlich die Macht hat) im Kopf im Mittelalter steckengeblieben. Das was an Berichterstattung aus der Afrikareise vermittelt wurde ist eigentlich schon fast ein Armutszeugnis. Ich finde es schon sehr dreist in Ländern die noch auf den Papst hören davon zu sprechen das Kondome die AIDS-Problematik nicht lösen können - bei einem Durchseuchungsgrad in einzelnen Regionen von über 80%. Es ist schon so schwierig genug den Leuten glaubhaft zu machen das sie bestimmte Verhaltensregeln einhalten müssen.

Er hat sich das ganze zwar angesehen aber sonst lässt er die Bevölkerung von Schwarzafrika schön im Regen stehen.

Im Radio kam vor kurzem wieder ein Bericht das einem katholischen Pfarrer verboten wurde zu heiraten. Die katholische denkt nicht daran das Zölibat zu lockern - logischer Schluss: Er trat aus der Kirche aus und heiratete trotzdem.

Ich war als Kind sehr oft in der Kirche und war auch Messdiener und heute bin ich auch so hin und wiedel mal drin (wenn auch nicht aus freien Stücken) aber irgendwie geht es immer ums gleiche. Die ständig wiederkehrenden Predigten meistens noch derartig Weltfremd das man nur mit dem Kopf schütteln kann.

Im großen und ganzen bin ich schon zu lange mit meinem Kopf aus der Kirche drausen, ich sehe es als Institution ohne großen Sinn für mich selbst.

Andere Menschen, das sehe ich auch in meinem Beruf, möchten aber in schweren Zeiten nicht auf den Glauben und die Kirche verzichten. Von daher möchte ich nicht drauf drängen die Kirche abzuschaffen, es sollte jeder selbst entscheiden können. Allerdings muss sich im Vatikan so oder so was ändern, sonst wird die katholische Kirche bald nur noch Teil der Geschichte sein.

Gruß

Zedar
 
Zuletzt bearbeitet:
Klar geht die katholische Kirche ein, keine Frage. Sie ist auch einfach zu groß und kann so schlecht viele Leute ansprechen. Kleinere religiöse Gruppen sind da einfach besser, denn wenn man daran glaubt, dass Gott nun gut oder böse ist, dann kommt man kaum auf einen Nenner. Die echten Christen sind doch schon längst in der Minderheit, fast jeder sucht sich doch das Beste aus verschiedenen Religionen.

Aber Zedar, stell dir mal das Gegenteil vor: Die Kirche wäre nicht traditionell, sondern ultramodern. Das heißt sie beeinflussen die Märkte und machen stärkere Lobbyarbeit an der Regierung. Und sie investieren Milliarden in die Genforschung und wären die ersten, die mit Stammzellen die größten Krankheiten heilen. Alle drei Jahre entscheidet der kirchliche Aufsichtsrat dann über eine Neuorientierung, also wie die "langfristige" Entwicklung aussieht und wo man Kirchen abreißt, baut oder ob man Stellen entlassen muss.

Praktisch wäre das wohl so, dass hier ruckzuck mal eben 1000 Kirchen in Deutschland abgerissen werden, weil die Kosten zu hoch sind und die Steuergelder aus Deutschland sich besser dafür eignen, Missionsarbeit in Asien zu betreiben oder neue Kirchen in Neumexiko zu bauen.
Zu einer modernen Kiche gehört natürlich auch Mitgliederwerbung und dann nicht nur mit irgendwelchen Chorveranstaltungen oder Jugendtreffs. Durch die Bekanntheit wäre es einfach eine breite Merchandisierungpalette anzubieten und zwar alles von der kommentierten ebook-Bibel bis hin zu Lifestyleprodukten, um Gott näher zu kommen. Nächstenliebe kann vielschichtig sein und so wäre es ja auch möglich nachts Discobetrieb in der Kirche laufen zu lassen oder in speziellen Videospielen auf Seiten der Kreuzritter Jerusalem zu befreien.

Naja, ist alles ziemlich weit hergeholt, aber man merkt schon wohin das laufen würde. Gerade durch diese veraltete Struktur in der kath. Kirche wirkt sie seriös und als Anker für alle, die im Alltag nicht mehr hinterherkommen.

Ich schätze mal, der Vatikan sieht das so: "Wir sind jetzt schon 2000 Jahre hier und haben Regierungswechs überlebt und die Pest überstanden. Und wir sind noch da. Das Geheimnis liegt nicht darin, sich an die Umwelt anzupassen, sondern dafür zu sorgen, dass die Umwelt sich an uns anpasst."
 
Naja.

Wegen mir muss sich die Kirche nicht verändern, ich habe mich schon lange abgewand. Deine Beispiele sind alle ziemlich typisch (ich will dir nichts unterstellen) für Leute die sich mit der katholischen Kirche identifizieren: Es gibt nur Schwarz oder Weiß.

Eine Annäherung an die Welt wie sie heute ist muss nicht heißen das in Zukunft der Altar für Table-Dancing herhalten muss oder sich dir Kirche an Forschung beteiligt oder an sonstigen Sachen die von ihrer Führung abgelehnt werden. Das sehe ich ja alles ein - es muss für die Mitglieder passen, nicht für die Kiddies die keinen Plan haben um was es dabei geht oder Menschen die wirklich von ihrer Auffassung zu unterschiedlich zu den Auffassungen der Kirche sind.

Aber die kleinen Dinge die einfach nicht verständlich sind und heute noch gewicht haben weil man sie schon seit 2000 Jahren so macht und irgendwie niemand wirklich begründen kann warum sie so sind geschweige denn warum man daran festhält. Einfach nur mit "Weil es so ist" ist beim besten Willen nicht mehr zeitgemäß.

Von mir aus können sie auch weiterhin ihre Kostüme tragen und ihre Traditionen pflegen, Messen feiern und Prozessionen gehen.

Solange sich der Vatikan aber seiner Verantwortung nicht bewusst wird die er trägt (es gibt noch sehr viele Menschen in anderen Ländern die sich sehr stark beeinflussen lassen) und einfach nur stur an seinen angestaubten und lange schon überholten Prinzipien festhält wird die katholische Kirche nicht wegen dem Verwaltungsakt untergehen.

In Brasilien wurden unlängst Ärzte exkommuniziert weil sie ein Kind abgetrieben haben das durch eine Vergewaltigung entstanden ist. Die Mutter ist 9 (!) Jahre alt und hätte nach gutachten der Ärzte die Geburt wohl nicht überlebt.

Ich muss hier nicht näher skizzieren das in Brasilien eine Exkommunikation noch enorme Soziale Folgen haben kann.

Der Vatikan billigt dieses Vorgehen einfach indem er dazu schweigt. Das finde ich nicht sehr seriös.

Es ist ja wirklich schön und gut wenn Traditionen gepflegt werden und du hast völlig Recht Bestand hat der der an seinen Prinzipien festhält nur sollte hin und wieder mal überlegt werden ob nicht das eine odere andere im Staub der Jahrtausende Überdenkenswert geworden ist.
 
Ja, aber da hab ich ein Gegenargument: Unsere Moral ändert sich immer schneller. Unsere Auffassungen von Ethik sind in wenigen Jahren vielleicht ganz anders. Die Kirche hat sich da jetzt von den Menschen abgekoppelt, vielleicht auch, weil sie während der Zeit der Nationalsozialisten zu unkritisch war.

So wie ich das sehe, versucht sie (über den Glauben und die Bibel) ein "richtig" und "falsch" für den Menschen zu definieren, das für alle Zeit gültig ist. Dazu gehört das Verbot der aktiven Sterbehilfe, einer Abtreibung, einer Verhütung und so weiter und so fort. Wie soll man von solchen Positionen abweichen, wenn man daran festhält, dass Gott uns so geschaffen hat und das so seine Absicht war? Wenn sie die Eingriffe in die Natur (embryonale Stammzellenforschung, Verhütung oder die Erlösung eines Leidenden) gutheißt, sagt sie damit indirekt ja auch, dass Gott nicht perfekt sei und außerdem, dass der Mensch seinen eigenen Weg gehen soll. Beides ist ungünstig, denn die Kirche wünscht sich Mitglieder, die nach christlichen Werten leben und nicht danach, was die Gesellschaft als gute und schlechte Ethik definiert.

Es ist z.B. jetzt schon absehbar, dass das Klonen von Menschen oder Teilmenschen zur Gewinnung von perfekten Organen ein riesiger Nachfragemarkt werden wird. Unsere Reaktion darauf mag jetzt Abscheu oder Ablehnung sein, aber wenn das richtige Unternehmen die Marketingschiene fährt und Familienmitglieder betroffen sind ...

Somit kann ich die Entscheidungen des Vatikans und der restlichen Kirchengruppen verstehen. Es ist ja nicht so, dass die Entscheidungsträger da eine bunte Mischung abgeben. Keine Frauen, keine jungen Menschen. Nur ausgewählte Männer, die aufgrund ihres Verhaltens in der Vergangenheit später eine führende Rolle einnehmen. Da kann man Abweichler über die Jahre erkennen und aussortieren. Das ganze ist sozusagen eine Inzestveranstaltung.
Aber es fällt doch auf, dass alle Weltreligionen mehr oder weniger so sind: Sie halten an alten Werten fest und tun sich mit Veränderungen schwer. Also kann man daraus doch nur folgern, dass es vorteilhaft für eine Kirche oder andere Weltreligion ist, wenn man sehr konservativ ist. Denn weicht man davon ab, läuft man auch Gefahr in die Beliebigkeit abzurutschen. Und dann geht der ganze Mythos und die Sonderstellung dahin.

So gesehen sehe ich da überhaupt keinen Ausweg, weder für die katholische, noch die evangelische Kirche. Man wird die nächsten Jahrzehnte weiter Mitglieder verlieren, Bezirke zusammenlegen und Personal abbauen.
Es gibt zwar noch ein paar Leute da draußen, die die Kirche wirklich brauchen, aber im Moment ist sie einfach zu groß. In jedem kleinen Dorf steht eine Kapelle, in den Städten gibts dutzende und 95% der Zeit sind die einfach leer und vergammeln. Das kann's doch irgendwo nicht sein, dass dann auch noch Staatsgelder fließen, um das zu unterstützen. Wenn das Kirchensterben irgendwann richtig Fahrt aufnimmt, wird dann wieder so eine Art Kohlepfenning oder Kirchen-Soli eingeführt...
 
Eine andere Sache ist wegen Verstocktheit tausende von Menschen versterben zu lassen. Oder Kinder während einer Geburt ihres eigenen Kindes versterben zu lassen. Nur weil der ein klitzekleines Zugeständnis die Ehre von alten Männern untergräbt.

Nein das ist keine Menschlichkeit und verdient auch nicht mein Verständnis.

Das ist einfach nur Sturheit.
 
Zuletzt bearbeitet:
th3o schrieb:
Oder ganz kurz und knapp: Passivität und Aufruf zur Mäßigung ist/kann-sein ein subtiles Macht- und Herrschaftsinstrument weil es hilft das Bestehende zu festigen und im Gegensatz das "andere" in angebliche Schranken zu weisen.

Ich sehe dies im deutschen/europäischen Rahmen weniger statisch.
Während christliche Konfessionen über Mitgliederschwund klagen, hat der Islam diese Probleme nicht. Auf der einen Seite ist es also eher die Angst mehr Boden bzw. Dominanz zu verlieren, während auf der anderen Seite durchaus Einflußgewinn dahintersteht.

Toleranz wird von beiden Seiten gefordert, um sich nicht ins eigene Fleisch zu schneiden.

MFG
 
Der Islam verliert deswegen keine Mitglieder, weil Muslime die Religion gar nicht aufgeben dürfen, und jedes Kind von Muslimen mit seiner Geburt automatisch selbst ein Moslem wird (Das war bei den Christen bis vor ein paar Zenturien nicht anders).
 
@LordRevan :

da stimm ich dir zu

@Rasemann

ich denke wenn glauben nebensächlich ist für einen Kirchgänger macht er
grundsätzlich was falsch


barista schrieb:
Glauben ("ich glaube") wurde bereits erwähnt. "Ich glaube, dass..." bedeutet bloß "ich bin der Meinung, dass...". "Ich glaube dir." ist eine Vertrauenserklärung;

Glaube ist wenn man etwas als existierend betrachtet das man nicht beweisen kann (wahrnehmung mit Menschlichen Sinnesorganen), was letztenendes über den Verstand hinausgeht.

das hat nichts mit Meinung zu tun aber es ist irgendwo auch eine Vertrauenserklärung das ist sicherlich nicht falsch. :)

Zitat von Skoll : "...weil sie während der Zeit der Nationalsozialisten zu unkritisch war. ..."

Du weißt schon das die Nazis damals gedroht haben Christen auch umzubringen wenn die Kirche sich einmischt?
die Nazis hatten auch schon Pläne die Christen (wo zu es glücklicherweise nicht gekommen ist) zu töten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Heute ist bei Telepolis ein passender Artikel erschienen:
In ganz Europa geht es seit Jahrzehnten mit der Religiosität bergab

Mit leichten Schwankungen und regionalen Unterschieden sinkt der Hang zum Glauben von Generation zu Generation. Dabei spielen vermutlich aktive Aufklärung und Entzauberung eine geringere Rolle, viel stärker dürfte durchschlagen, dass der religiöse Glaube einfach an Bindungskraft verliert. Schließlich sind die meisten Menschen keine bekennenden Atheisten oder Religionsgegner, sondern unentschiedene Lauwarme, die sich die Entscheidung offenhalten wollen, aber bereits von der Religion Abschied nehmen.
... außerdem:
Als Trend für die letzten 200 Jahre seit Beginn der Säkularisierung sei zu beobachten, dass die Zahl der Religiösen schneller fällt, als die der Nichtreligiösen zunimmt, die weiter eine Minorität bleiben. Dafür hat der Anteil derjenigen zunächst zugenommen, die "fuzzy" christlich sind.
 
Ja, es gibt ja auch noch sehr viele diese Gelegenheits-Christen: zu Weihnachten wird es dann wieder der Tradition halber aus dem Keller geholt - den Rest des Jahres interessiert es dagegen überhaupt nicht. Warum auch, es gibt wichtigere Probleme im Alltag und viel interessantere Ablenkungsmöglichkeiten in der Freizeit, so man überhaupt noch welche hat :-)

Diese "Entzauberung" ist aber dennoch ein wichtiger Prozess: sie lässt den einst rachsüchtigen "Gott" des Christentums immer kleiner werden und drängt in per Definition in ein Nischendarsein, in Regionen also, auf die moderne Naturwissenschaften (noch) keine Antwort geben können.
 
hm, neulich ne doku im tv gesehn, über die orthodoxe kirche in russland. die wurden in der udssr ziemlich gebeutelt, haben sich, um den erschiessungskommandos zu entgehn, mit dem staat arangiert. ist natürlcih ne ganz andere situation, bedingt vergleichbar zur ehem ddr, jedenfalls ist der glaube dort in teilen der bevölkerung tiefer als hier, in unsrer unverbindlichen, individualisierten kultur.

jedenfalls sind die russ.-orthodoxen kirchen wunderschön. ganz dunkel, vollgehängt mit ikonen, spärlich beleuchtet von den kerzen die an den div altaren augezündet werden. das ganze sieht aus wie harry potter, wirklich beeindruckend.

und dann machen die ganz tolle musik, gesang in erster linie. also das wird auch die meisten erz-atheisten nicht unberührt lassen.

naja, und das mal verglichen mit der (prot.) kirche hier, komme ich zu dem schluß, das die kirche hier gar nicht weiß, was sie eigentlich will. das ist für mich weder fisch noch fleisch. entweder man macht es so, wie die zen-buddhisten, also alles in weiß, ganz schlicht, nur ein paar rituelle gegenstände, fertig, nur die reine lehre. oder man macht so ein eyecandy wie die orthodoxen. beides wäre für mich ok

aber so, uninteressant und naja..
 
Wir brauchen keine Kirche. Wenn die Kirche aber weiter Kirche spielen möchte, soll sie das ruhig tun.

Abschaffen sollten wir das, was wir sinnentstellend "Religionsfreiheit" nennen. Die Kombination aus sowieso gegebener Meinungs- und Versammlungsfreiheit reicht völlig aus, um eine Religion frei ausüben zu können. Mehr ist nicht nötig. Unsere sinnentstellende "Religionsfreiheit" ist in Wahrheit ein Konstrukt zum Erhalt massiver Privilegien für etablierte religiöse Vereinigungen gegenüber anderen Vereinigungen. Anerkannten Religionsgruppen werden massenhaft Sonderrechte (im Steuerrecht, bei der Besetzung diverser Gremien, Recht Kinder in Schulen mit wirren Märchen zu verarschen, usw.) eingeräumt, die allesamt abgeschafft werden sollten. Damit würde auch endlich das staatliche Inkasso für anerkannte Religionsgemeinschaften durchs Finanzamt entfallen.

Religionsgemeinschaften sollten haargenau so behandelt werden wie jeder Kegel- oder Gesangsverein.

Dann könnte man sich übrigens solch witzlose Diskussionen wie "Ist Scientology eine Kirche?" (mit Kirche im Sinne einer anerkannten Religionsgemeinschaft) sparen, da dies schlichtweg keine Rolle spielen würde, wenn es die Privilegien der "Kirchen" ggü. anderen Vereinigungen nicht mehr gäbe.
 
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