sturme schrieb:
Ich bezweifle, dass die Kirche zur Selbsterkenntnis beiträgt. Im Gegenteil, durch die Einführung einer höheren Macht und dem "Schicksal" nehmen sich die Menschen selbst aus der Verantwortung.
Dem muss ich ganz klar widersprechen.
Ich wurde katholisch erzogen und ich denke, dass gerade diese Art der Erziehung die Reflektion über sich selbst, das Leben als solches und die Haltung gegenüber den Mitmenschen massiv gefördert hat.
Es ist doch genau das, was die christliche Lehre beinhaltet. Es geht um Nächstenliebe, es geht darum sein Leben auf ein höheres Ziel auszurichten, es geht darum, dass Menschen anhand ihrer Taten zu bewerten sind, ...
Es geht ja sogar darum die Mitmenschen zu tolerieren die sich für einen anderen Lebensweg entschieden haben. Eine Tatsache die gerne verdreht dargestellt wird.
sturme schrieb:
Wenn es schon jetzt so ist, dass etwa im Osten Deutschlands ein so geringer Prozentsatz an Gläubigen vorhanden ist, kann man doch nicht noch ernsthaft davon sprechen dass die Kirche dort noch Struktur und Halt gibt?
Dann sollte auch nicht vergessen werden, dass speziell die neuen Bundesländer mit massiven gesellschaftlichen Problemen zu kämpfen haben. Ich möchte keine Kausalitäten unterstellen. Doch so lang man darüber keine Aussage treffen kann sollte man vorsichtig sein zu sagen, dass eine vollkommen religionslose Gesellschaft erstrebenswert wäre.
sturme schrieb:
Im Übrigen haben sich die gesellschaftlichen Wertvorstellungen längst von der Kirche abgekoppelt. [...] gerade beim Thema Sexualität und Verhütung, Gleichberechtigung, jegliche Kompetenz verloren. Ich sehe das sehr positiv.
- Ist es wirklich positiv, dass immer mehr jugendliche Mädchen Mütter werden?
- Ist es wirklich positiv, wenn die Scheidungsrate in unserem Land immer weiter steigt?
- Ist es wirklich positiv, dass mittlerweile 18% der Schwangerschaften abgebrochen (abgetrieben) werden?
Im Jahr 2006 wurden fast 120.000 Abtreibungen gemeldet!
Bei 6000 dieser Abtreibungen waren die Mütter unter 18 Jahren!
...
Sorry aber wenn ich mir die Gesellschaftliche Entwicklung so ansehe, dann wundere ich mich, wie man dies alles als positiv bewerten kann...
Sturme schrieb:
[...]dass sich diese Dinge längst von der Kirche abgekoppelt und verselbständigt haben, so dass sie inzwischen für die Mehrzahl der Menschen nicht mehr nötig ist.
Und gerade deswegen finde ich die Existenz der Religion sehr wichtig.
Wenn ich mir die gesellschaftlichen Probleme die wir zweifelsohne haben so anschaue, dann frage ich mich ob die Gesellschaft nicht langsam in eine Richtung driftet in der sie jeglichen Halt verliert. Unsere Entwicklung nimmt mittlerweile derart rasante Züge an, dass der Mensch nicht mehr mit kommt. Man schaue sich nur an wie sehr sich die Ansichten unserer Großeltern von unseren unterscheiden.
Zu behaupten, dass unsere Ansichten die besseren wären, halte ich für mehr als nur vermessen.
Unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Situation denke ich immer mehr, dass die Gesellschaft irgendwann wieder dringend einen Halt braucht der sie stützt. Und genau dann wird die Standfestigkeit die unsere Kirchen täglich unter beweis stellen von großer Wichtigkeit sein.
Das sieht man heute täglich im kleinen. Viele Menschen die ihren Glauben verloren haben klammern sich in schlechten Zeiten (bei einer schweren Krankheit z.B.) genau an diesen Halt und ziehen daraus Kraft.
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Das alles schreibt jemand der zwar katholisch erzogen wurde nun aber nur noch sehr wenig Bezug zur katholischen Kirche hat.