Abe81 schrieb:
Als ob der materielle Erfolg mit der Güte der Musik in Zusammenhang stünde. Da macht man sich aber dümmer, als man ist, denn ich gehe mal davon aus, das sogar noch jeder Bildzeitungsleser versteht, daß der DSDS-Hansel der gerade mal auf Platz 1 der Charts steht, sich dort nicht befindet, weil er sein musikalisches Handwerk so gut beherrscht...
Exakt so ist es aber!! Der Musiker, der den Nerv des Geschmacks der Teenies trifft, verdient nunmal auch daran.
Jetzt kann man sich natürlich darüber streiten, ob dieses "Gesamtkunstwerk", das sicher auch überwiegend aus Show und Marketing besteht, tatsächlich künstlerisch wertvoller ist, als die Komposition eines Musikers einer Garagenband.
Irgendwoher muss es ja kommen, dass Dieter Bohlen viele "Platten" verkauft und andere eben nicht. Dabei darf man nicht vergessen: Auch ein Bohlen war nicht von kindesbeinen an ein "POP-Titan".
Und das besteht eben nicht nur aus Angebot und Nachfrage, sondern Wert, Arbeit, Kapital und Ausbeutung (überlege mal, woher sich das Privat in Privateigentum ableitet).
Du beschreibst den Kapitalismus aus Deiner eigenen "verklärten" Sicht. Kapitalismus ist entgegen der von Dir untergeschobenen Begrifflichkeiten eine Ordnung. Ganz wertneutral.
Ich muss im Kapitalismus nicht ausbeuten.
Ausgebeutet wird aufgrund dessen, dass der Mensch gierig ist und das allein schon weil er durch den natürlichen Drang nach Nachwuchs gelernt hat, dass es gut ist seine Ressourcen über den Eigenbedarf zu erweitern und zu schützen.
Mit dem Ausdruck das "wesen des Kapitalismus", bezeichnest Du doch eher das, was der Mensch aufgrund seiner Prägung mit dieser Ordnung anstellt.
Es ist mir auch völlig unverständlich, wie du ... dich schon für eine "Empfindung" entscheiden, so ist das arg widersprüchlich argumentiert...
In meinem ersten (harten) Post gehe ich aus der Sichtweise der Logik und dem (aber nur scheinbar!) vorherrschenden gesellschaftlichen Konsens zu diesem Thema, übertragen auf das adäquate Standardverkaufs-/Vertriebsmodell anderer Güter ein.
Der Wert von geistigem Eigentum wird deswegen so niedrig geschätzt, weil man eben über kriminelle Wege durch das Trägermedium Internet in digitaler Qualität weitestgehend anonym und straffrei (siehe Herdentrieb bei Plünderungen) an alles das kommt, wofür man vorher bezahlt hat.
Durch das Fehlen einer Konsumbegrenzung durch rationierte finanzielle Mittel, wird künstlich ein Überangebot geschaffen.
Durch den dadurch ungreegelten und übermäßigen Konsum, entsteht dann der Eindruck, dass es eh nur noch Massenproduktionen, Einheitsbrei etc. gibt, welches wiederum als Argument dafür herhalten muss, dass man kostenlos konsumiert.
Es ist mir schon klar, dass wenn ich auf meiner Festplatte kostenlos 50000 Songs gespeichert habe, ich so zugemüllt und akkustisch sattgehört bin, dass ich zukünftige Songs, die dem einen oder anderem Song dann ähneln, einfach nicht mehr wertschätzen kann.
Die Arbeit, die in diesen neuen Liedern steckt, ist aber nicht weniger geworden, die Erstellungskosten auch nicht.
Die Gesellschaft ist einfach auf einem schizophrenen Trip.
Jeder kauft günstig, billig und kostenlos. Andererseits regt man sich auf, dass Qualität der Produkte sinkt und sich der Niedriglohnsektor ausweitet. Jeder der bis 5 zählen kann, sollte da einen Zusammenhang erkennen können.
@Megatron
Um wie viel steigt der Umsatz dann wirklich!!
Darum geht es doch garnicht! Es geht darum, dass man den Menschen wieder ein Unrechtsbewusstsein und eine Wertschätzung den Dingen gegenüber vermittelt wird
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Wobei ich mir sicher wäre, dass der Umsatz ansteigen würde, wenn es keine Möglichkeit des einfachen, digitalen kopierens gäbe.
Die Masse hat aber immer weniger Geld zur Verfügung und das Angebot wird immer vielfältiger.
Das System ist deswegen am Ende, weil jeder nur unkontrolliert konsumieren will. Ob mit oder ohne Geld.
Das Hauptproblem ist, dass aus dem heutigen Wortschatz der Ausdruck "Verzicht" gestrichen wurde.
Allein aus der Grundstimmung Deines letzten Threads ergibt sich die Schlussfolgerung, wie sehr die Leute mit den Wahlmöglichkeiten, die sich aus dem unglaublichen Wohlstand entwickelt haben, der hier vorherrscht, überfordert sind.
Wenn man sein Geld für den ganzen Monat an Handyrechnung reausgeworfen hat, dann ist es mit nichten so, dass man bis zum nächsten Taschengeld wartet, bis man weiter konsumiert.
Nein- Dann wird halt kopiert. Das heisst aber doch indirekt, dass es so ist, dass man demjenigen das Geld in den Rachen wirft, der den höheren Zwang auf einen ausübt.
Indirekt geben diejenigen, die kopieren, weil man sich dadurch Geld spart, was man an anderer Stelle ausgeben muss, der Musik- und Softwareindustrie mit der Politik von Repression recht.
Ich bin ja gespannt, wieviel noch kopiert werden würde, wenn die Chance 50:50 steht, dass ich erstens erwischt werde und zweitens dann 200,-€ Strafe pro Album zahlen müsste.
Oh Wunder - Ihr werdet sehen, dass man dann auch tatsächlich wieder Musik legal erwirbt.
Und Ihr werdet sehen, dass man die Musik, die man kauft dann auch tatsächlich wertschätzt.
Und Ihr werdet sehen, dass man sich wieder mehr auf die Musik einlässt, sie genauer selektiert, weil eben nicht schon wieder 60 neue Lieder im Hintergrund lauern, die gehört werden wollen.