Wattebaellchen schrieb:
Weist du wer neue SSDs mit SLC ins Programm aufgenommen hat?
Winkom
Die haben sie schon länger im Programm, aber der Preis ist auffallend niedrig, schau Dir mal an,
was anderen für ähnliche SSDs verlangen. Normalerweise nimmt man da für SSDs ja auch nur die besten NAND Qualitäten und bei Micron lagen die minderwertigen SLC NANDs teils sogar in den hauseigenen Lexar USB Sticks.
Wattebaellchen schrieb:
Wenn einem der Sinn nach Haltbarkeit steht
Das hängt von der Qualität der verbauten NANDs ab, denn nur weil es SLC ist, muss es nicht automatisch die besten SLC Qualität sein.
Es ist da gerade bei
thessdreview.com ein interessanter Bericht über eine KingFast SSD mit "gefaktem" NAND erschienen. Der greift etwas kurz und zuweilen auch leicht daneben, gibt aber immerhin einen kleinen Einblick in ein Problem, dass hier viele offenbar nicht ernst nehmen.
The potential downside to this commonplace practice is the memory has the potential to be counterfeited and sold, while often suffering performance or capacity concerns
Das Hauptproblem bei gefaktem NAND ist nicht, das dieses langsamer wäre (das war hier nur der Fall, weil es
async. und keine synchronen NANDs waren) oder weniger Kapazität hätte, beides fällt ja sehr leicht auf (bei KingFast ja angeblich nicht, was alleine schon schlimm genug ist), es ist die mangelnde Qualität! Da die Qualität von NANDs sich in der Zyklenfestigkeit und Date Retention Time ausdrückt, haben SSDs mit gefaktem NAND i.d.R. eine sehr hohe Ausfallrate.
Bei der Herstellung kommen ja NANDs verschiedener Qualitäten raus und die werden deshalb alle auf dem Wafer geprüft (gebinnt) und entsprechend sortiert. Man schmeißt aber nichts weg und so werden selbst solche NANDs noch verwertet und verkauft, denen man nur ein einmalige Beschreiben zutraut, denn auch dafür gibt es ja Anwendungen. Obendrein verkauft zumindest Micron auch ganze Wafer und Restwafer, also solche wo guten NAND entnommen worden sind. OCZ z.B. kauft ganze Wafer bei Micron, binnt und verpackt die Dies dann selbst in Chips, ist also selbst dafür verantwortlich die guten von den schlechten zu trennen.
So eine Anlage zum Verpacken der Dies in Chips ist ja auch keine geheime Sache und sowas kann sich jeder kaufen bzw. gibt es genug Firmen die sowas haben und dort Auftragsarbeiten ausführen, gerade auch in China. Die können sich auch leicht einen Berg Restwafer kaufen, die in Chips verpacken und verkaufen. Kriminell wird es erst, wenn dann die Beschriftung wie auf hochwertige NANDs von Intel oder Micron auf die Gehäuse gebrannt wird (das macht Micron mit Lasern) und diese dann über Großhändler als echte Tier-1 NANDs verkauft werden. Das bemerkt dann kaum noch jemand sofort, weil die ja funktionieren (wenn die Dies zumindest auf Funktion getestet wurden) und auch so schnell wie die anderen sind, sofern man darauf geachtet hat die passende Produktkennung für NANDs der gleichen Technologie zu verwenden.
Was bei der KingFast passiert ist, kann man also schon vor dem Lesen des Artikels leicht erraten, wenn man sich das Bild der NANDs ansieht:
Da wurden überschüssige NANDs von OCZ gekauft, vermutlich die schlechten Qualitäten die wohl früher in der Petrol und Octane SII verbaut wurden und dort für
die Ausfallraten von fast 40% gesorgt haben. Diese wurden dann umgelabelt auf Tier 1 Micron NANDs. Das diese aber von einem neuen Distributor gekommen ist und man sich dessen Lieferung nicht einmal angeschaut hat, denn wenn man das auf dem Fotos schon sieht, so hätte man das in Natura noch viel leichter merken müssen und dann auch noch nur NAND für 30 SSD bei einer monatlichen Produktion von 50.000 SSD, dort eingekauft wurde, ist wenig glaubwürdig. Das sind bei 8 NANDs pro SSD (die sonst 16 Chips haben) nur 240 Chips, also nur Taschengeldgeschäft. Außerdem finde ich über google keine HongWang International aus HongKong sondern nur eine
SINO HONGWANG INTERNATIONAL GROUP LIMITED die aber wohl nichts mit NANDs zu tun hat: "We are a specialized manufacturer of beauty care and personal care products for many years." und eine
HONG WANG JEWELLERY LIMITED.
Diese schlechten NANDs verlieren halt auch die Daten schneller, wenn man Pech hat ist die FW schon weg, bevor der Kunde die SSD das erste mal anmacht oder eben, wenn er sie eine Weile nutzt und dann eine längere Pause macht. So ist es ja auch nicht wenigen Käufern der Petrol gegangen, deren SSD schon nach dem Auspacken nicht lief.
Wenn thessdreview.com dann schreibt:
Quite frankly, it is entirely possible that the memory in this SSD is Micron NAND flash memory
So zeigt das leider auch nur, wie wenig Ahnung die doch haben, denn es war doch bei der Vorstellung der OCZ Vector überall sowas zu lesen wie
hier:
Was jetzt die KingFast angeht, so glaube ich nicht an einen Fake bze. den Betrug durch einen ominösen NAND Händler. Es dürfte vielmehr so sein, dass es die gleiche SSD mit dem sync. NANDs von Intel gibt, die werden am Anfang gebaut und an die Reviewer und ersten Kunden verkauft. Gleichzeitig oder bald darauf gibt es die gleiche SSD dann auch mit dem
async. NAND, welches billiger ist und dank der Datenkompression mit den gleichen Werte beworben werden kann, der Kunden merkt es ja nur, wenn er auch mal mit nicht komprimierbaren Daten bencht und kann dann trotzdem nichts machen, denn in den
Spezifikationen gibt kingfast selbst nur MLC als Memory an. Da kann also außer SLC alles drin stecke, denn auch TLC ist ja MLC, weil das für Multi-level cell steht und diese Definition nicht auf 2 Bit pro Zelle begrenzt ist. Das man die mit den 3 Bit oft also TLC bezeichnet, dient ja nur der besseren Unterscheidung!
Das ist doch bei den USB Sticks auch nicht anders, da wird doch laufend das NAND geändert (sogar bei Firmen wie Lexar die Micron gehört, nur achten die seriösen Firmen eben darauf, dass wenigsten deren eigene Performanceangaben eingehalten werden) und es kommen immer wieder anderen Transferraten für die gleichen Sticks raus. Bei SSDs hat sich das vorher nur OCZ getraut bzw. ist damit aufgefallen als damals bei der Vertex2/Agility2 einfach vom 34nm NAND auf 25nm gewechselt wurde. Damals hat OCZ Prügel bezogen, aber nicht in erster Linie weil die 25nm NANDs der damals noch neuen Fertigungstechnik noch nicht ausgereift und entsprechend wenige haltbar waren, sondern weil die solche Dies mit 64Gbit statt denen mit 32Gbit genommen haben und daher statt 60GB/120GB nur 55GB/115GB Nutzkapaztiät übrig geblieben ist, nachdem RAISE seine Dies in Belag genommen hatte.
Deshalb kann ich das auch nicht glauben:
We believe this provides support to their intentions of conducting an investigation, along with assisting us with our report.
Die Chips waren doch zumindest für
async. Micron Chips korrekt mit der Endung AAA beschriftet, da wusste man also beim Kauf zumindest, dass man keine sync. NANDs bekommen würde!
In the case of the fake KingFast F3 Plus SSD, there was already 5GB total host reads and writes.
Da wurden zwar 5GB auf die SSD geschrieben, aber offenbar gut komprimierbare Daten, denn ins NAND wurde nur 1GB geschrieben, so weit zum Test im Werk. Das zeit aber auch, dass es eben nicht darauf angekommen ist die Performance mit nicht komprimierbaren Daten zu prüfen sondern nur, ob die versprochenen Werte extrem komprimierbaren Daten eingehalten werden, damit der Kunden nicht reklamieren kann.
Wie wenig Ahnung thessdreview.com hat oder haben will, sieht man an Aussagen wie diesen:
that our fake SSD did fine in testing with highly compressible data, or rather, data that we might typically see in operating system and software use.
Die ist komplett falsch! Weder OS Files (außer ein paar Logs vielleicht) noch Programme sind so gut komprimierbar wie nur Nullen. Real kommt man da etwa 50% und damit auf Werte, sie etwa 1/3 besser als bei nicht komprimierbaren Daten sind aber eben doch weit unter denen mit Nullen. Da reicht es einmal den Kompressionstest von AS-SSD zu machen und man sieht das deutlich.
Fazit: Schon lange rate ich ja immer zu den SSDs von Herstellern mit eigener NAND Fertigung, weil da die Wahrscheinlichkeit gefälschter NAND deutlich geringer ist, denn die kaufen ja nichts zu sondern fertigen die NANDs selbst und optimalerweise auch noch im gleichen Industriekomplex wie die SSDs. Außerdem fertigen genau diese Firmen die SSDs und NANDs fertigen auch für die großen OEMs und müssen da wirklich immer identische Produkte abliefern wie die, die zertifiziert wurden oder die ganze Zertifizierung beim Kunden wiederholen. Damit ist man vor solchen Überraschungen, die meine Theses bestätigen, dass KingFast da einfach nach den erfolgreichen Reviews mit sync. NAND die SSD auf das billigere
async. NAND (und dann noch aus dubiosen Quellen statt direkt vom Hersteller) umgestellt hat:
Of particular interest is the fact that, in every other KingFast F3 Plus SSD, there are 16 packages of NAND flash memory contained, whereas there are only 8 within the counterfeit F3 Plus SSD that we received. Conversely, the memory product number properly identifies each module as being 32GB in capacity (32×8=256GB RAW). It may be possible that KingFast had adjusted the process where new F3 Plus samples would have contained only eight flash packages.
Eben und die habe doch genau gewusst, was sie taten (zumindest im Bezug auf die Umstellung von 16 sync auf 8
async. NANDs) und nur Schadenbegrenzung betrieben, als sie die angeblich betroffenen angeblich nur 30 SSDs zurückgerufen und die Internetseite kurz vom Netz genommen haben. Aber das kann bei jeder anderen Firma die SSDs mit Sandforce Controllern vertreibt und keine konkreten Aussagen zum verbauten NAND macht, genauso passieren und man kann dann nichts machen.
Aktuelle SSDs von Kingfast werden aber im Preisvergleich überhaupt nicht gelistet, sowas fasst wohl kein Händler an und wenn, dann bekommt man den Mist wohl nur aus der Bucht. Wer da seine SSDs kauft, ist aber selbst Schuld!