Tersus schrieb:
Edit: Wow, mein Beitrag wartet auf seine Freischaltung... Echt traurig, was aus dem Internet geworden ist. Jemand darf nun entscheiden, was geschrieben/gesagt werden darf und was nicht. Wir steuern in üble Zeiten.
Dein Beitrag zeigt sehr schön, dass du das eigentliche Problem nicht erkannt hast und ich möchte es einmal erklären:
In unserem Grundgesetz wird eine Zensur ausgeschlossen, das Grundgesetz regelt jedoch die Beziehung des Staates zu seinen Bürgern!
Der Staat darf niemanden zensieren, was vor allem erst einmal heißt, dass keine Vorzensur stattfindet, also nicht beispielsweise jede Veröffentlichung zuerst durch den Staat genehmigt werden muss.
Nachträglich kann eine Einschränkung der Veröffentlichung jedoch aus diversen Gründen erfolgen, beispielsweise aus Jugendschutzgründen.
Hier bist du in einem privaten Forum und wenn die Besitzer (!) gewisse Beiträge auf ihrer Plattform nicht sehen wollen dann können sie die völlig legal löschen oder auch einfach nicht freischalten.
Wo jetzt wieder dein Punkt mit "was aus dem Internet geworden ist" ins Spiel kommt: Da keine Zensur statfindet und wir ein freies Land sind steht es dir völlig frei deine eigene Internetseite zu erstellen, auf der du dann alle deine Beiträge sofort online stellen kannst.
Das ist das Recht welches dir mit dem Verzicht auf die Zensur im Grundgesetz gewährt wird.
Da steht aber nicht drin, dass Frank Hüber im Jahr 2020 die Kommentare von Tersus in nem Computerforum freischalten muss.
Niklagaming schrieb:
Allgemein geht es mir gehörig auf den Senkel wie abschätzig hier im Thread über die USA und gerade die Amerikaner selbst geschrieben wird. Wieso glaubt ihr eigentlich alle das genau ihr viel schlauer seid als die Amerikaner selbst? Weil ihr schon mal gelesen habt das dumme Amis Bleiche getrunken haben? Da könnte man eure Medienkompetenz auch sehr stark anzweifeln.
Dazu zuerst eine Einleitung vom großen George Carlin:
Humor mal beiseite: Ein Problem mit den USA ist, dass das Land sehr alt ist und sich aus dieser Geschichte diverse Probleme ergeben die heute noch immer zum Tragen kommen.
Das Land ist stark religiös geprägt und ihre Demokratie ist auch sehr alt.
In beiden Aspekten ist bedeutend, dass ein Teil der Bevölkerung dabei ihre Auslegung sehr sehr stark an den Originaltexten orientiert.
D.h. die Bibel ist wörtlich zu nehmen und ist Gesetz und die Constitution ist wörtlich zu nehmen und ist Gesetz.
Wenn man Regelungen für das heutige Leben aus Texten die 200 bzw. 2000 Jahre alt sind ableiten will wird eine wörtliche Auslegung immer an der jetzigen Lebensrealität vorbeigehen.
Obendrauf kommt dann noch der Kapitalismus, der das Leben dort extrem stark geformt hat.
Die Idee "Vom Tellerwäscher zum Millionär" hat nämlich zwei Seiten, die eine bedeutet, dass es jeder zu etwas bringen kann wenn er selbst dafür arbeitet - die andere bedeutet, dass jeder selbst daran arbeiten muss und sich der Staat aus solchen Dingen raushält.
Sprich: Das soziale System in den USA ist eine absolute Katastrophe und das soll es auch sein, denn ein großer Teil der Bevölkerung ist so erzogen, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist und dass ein System bei dem die Starken die Schwachen mittragen quasi schon Kommunismus ist - der große Feind der Amerikaner seit dem Ende des zweiten Weltkriegs.
Und das setzt sich halt durch das gesamte System fort:
Wir vertrauen darauf, dass uns die Polizei beschützt - die Amerikaner vertrauen lieber sich selbst und pochen deshalb auf ihr Recht Waffen zu besitzen.
Selbst die Religion ist (teilweise) vom Kapitalismus und der Jeder-für-sich-allein-Meinung übernommen worden, siehe das hier schon von jemandem gepostete Video zu Televangelists aus der Sendung Last Week Tonight (sehr gute Sendung, gerade die älteren Folgen vor Trump zeigen sehr gut viele grundlegende Probleme der USA und man verspürt teilweise das Gefühl, dass man eigentlich Spenden für so ein "Dritte-Welt-Land" sammeln müsste): Fernsehprediger die Millionen einnehmen und Heilsversprechen gegen Geld anbieten.
Quasi Ablassbrief 2.0 oder Zirkusscharlatanerie.
Und dann gibt es noch Prosperity Theology, die in den USA teilweise wirklich verbreitete Auffassung, dass Wohlstand und Gesundheit direkt Zeichen von Gottes Gunst sind und man dies durch Glauben oder auch Spenden (an religiöse Zweck -> Televangelists) erlangen kann.
Die Kehrseite ist: Wer arm und krank ist ist einfach selbst schuld, ist halt nicht gläubig genug und als Außenstehender kann man dieser Person eh nicht helfen, das muss sie schon allein mit sich und Gott ausmachen.
Das ist eine Sicht die Menschen teilt und nicht erlaubt, dass man ernsthaft Mitgefühl mit anderen hat.
Eine Sicht die eigene Leistungen überhöht und Leistungen anderer abwertet.
Es halten ja auch viele Amerikaner die USA für das großartigste Land der Welt, was aufgrund der vielen Makel in so vielen Bereichen nicht haltbar ist)
Fazit: Ich halte Amerikaner nicht für dumm, ich sehe aber dass sie in einem System aufwachsen welches gravierende Mängel hat, die von ihnen von innen nicht gesehen werden (können).
Da lobe ich mir in einem säkularisierten Land zu leben, welches eine vergleichsweise junge Demokratie hat, was auch bedeutet, dass wir wenige Altlasten mitschleppen.
Jupp53 schrieb:
Hier die Nachricht zu dem Erlass von Trump auf tagesschau.de:
https://www.tagesschau.de/ausland/trump-twitter-151.html
Das ist ein großer Schritt in Richtung Faschismus.
Sehe nur ich das Problem bei der Einführung der Möglichkeit die sozialen Medien in den USA aufgrund der dort geposteten Inhalte zu verklagen, bei gleichzeitiger Einschränkung der Möglichkeit, dass soziale Medien die dort geposteten Inhalte moderieren dürfen?
Das heißt doch, dass die sozialen Medien nun alle Inhalte veröffentlichen müssen, gleichzeitig aber erstmal für Inhalte die dort veröffentlicht werden verklagt werden können.
Das widerspricht sich doch direkt.
Und entsteht dann nicht die Gefahr für Trump, dass Leuten seine Beiträge dort nicht gefallen und sie sich ein paar (Hundert) Tweets mit eindeutigen Lügen oder auch Hassbeiträgen (in denen der Mexikanern unterstellt sie seien alle Vergewaltiger oder Joe Scarborough dass er eine Angestellte umgebracht habe etc. - also den eindeutigen Kram, der gar nicht mehr zu diskutieren ist) heraussuchen und Twitter verklagen, dass diese gelöscht werden?