Ich arbeite im Transportwesen (Bürojob) und habe eine 42h Woche. Mo-Fr. 8-12/13-17h. An einem Samstag komm ich mit meinem Badge gar nicht erst in die Firma rein und wenn ich mich im Homeoffice am Wochenende einloggen würde, würde man das sehen und mich fragen, ob ich gepflegt den Arsch offen hätte.
Wenn ich mal zwingend länger arbeiten muss, weil ich nicht fertig geworden bin, dann kann ich diese Überzeit aufschreiben und kompensieren, indem ich z.B. ein andermal früher Feierabend mache. Allerdings kommt das bei mir so gut wie nie vor, was mehrere Gründe hat:
- ich weiss stets, wie ich Prioritäten zu setzen habe
- ich arbeite verdammt schnell und effizient (ohne gegenüber anderen an Qualität einzubüssen)
- ich weiss, dass ich nach 17 Uhr fast überall gegen geschlossene Türen renne, also kann ich gar nicht mehr wirklich effizient weiterarbeiten. Was nützt es mir, wenn ich um diese Zeit noch versuchen will, mich mit einem Zollamt oder einem Kunden zu streiten? Beide sind gar nicht mehr anwesend. Und somit hab ich auch absolut kein Problem damit nach 17 Uhr zu sagen "Nö. Morgen dann."
Wer bei uns tatsächlich länger arbeiten und Überzeit notieren muss, macht etwas falsch. In den 5 Jahren in denen ich dort angestellt bin, hab ich glaube ich 2x 30 Minuten oder länger aufschreiben müssen. Der Rest sind Minutenbeträge, aber nie mehr als 10 Min. Aber ich hab so oft Kollegen gesehen, die bis 18 Uhr oder länger am Platz sassen, einfach weil sie mit gewissen Dingen nicht fertig wurden. Weil sie zu ineffizient sind, sich mit manchem zu viel Zeit lassen und einfach keine Prioritäten setzen können.
Nun sind wir seit Mitte April im Homeoffice. Ich war nie mehr im Büro, ausser um kurz was abzuholen. Und wahrscheinlich werd ich mein Büro vor Jahresende auch nicht mehr sehen, weil kein Ende der Pandemie in Sicht ist.
Ganz zu Beginn hiess es "Homeoffice? Unmöglich! Nicht in diesem Job!" .. jo.. 3 Wochen später waren wir zu Hause. Das Arbeiten ist anders, aber auch hier: 8-12/13-17h, ohne Überstunden. Es hiess sogar offiziell, dass im Homeoffice keine Überstunden gemacht/notiert werden dürfen... interessante Regel, aber ok!
Es gibt Jobs, in denen sind Überstunden Pflicht, sie gehören leider dazu. Seh ich bei meinem Kumpel schon länger und hab ich bei meinem Papa jahrelang beobachtet. Bei ihm hat es auch gedauert, bis er endlich einen Gang runtergeschaltet und "nein" gesagt hat. Von da an hatte er viel mehr Freizeit und hat diese in vollen Zügen genossen - und sein Chef hat ihn nichtmal dafür entlassen oder so.
Die eigene Gesundheit ist so wichtig. Wir alle sind nicht ewig hier, aber wir arbeiten gut 50 Jahre lang. Und danach bleibt nicht mehr wahnsinnig viel übrig. Also nehmt euch selber etwas zurück, schaltet einen Gang runter und sagt auch mal "nein". Wenn mal Phasen mit Überzeit o.ä. anstehen, dann handelt auch entsprechenden Urlaub dafür aus. Macht rechtzeitig Feierabend, geniesst eure Familien, Frauen, Freunde, Ehemänner, was auch immer.
Ich würde
nie mehr als 42h in der Woche arbeiten, nur weil das vielleicht ein besser bezahlter Job wäre. Ich werde auch nie wieder einen Job annehmen, dessen Arbeitsplatz mehr als 30-40min. entfernt liegt - es sei denn ich hab absolut keine andere Wahl. Ich hab einen absoluten Durchschnittslohn, eher sogar noch darunter, mit 5 Wochen Urlaub im Jahr. Aber nach 17 Uhr hab ich Freizeit - und das jeden Tag. Ich fahr keinen Aston Martin, ich flieg nicht auf die Malediven und ich spare länger für jede grössere Investition. Aber alles was ich habe gehört auch wirklich mir, inklusive meiner Zeit. Und das ist alles so viel mehr wert