Dr. MaRV schrieb:
Wenn der Mangel, der permanent propagiert wird, wirklich so akut ist, werden die Dell-BeschĂ€ftigen sehr schnell eine neue Arbeit finden. Ebenso die von Intel, Netflix, Seagate und GF. Ich glaube aber nicht, dass der Magel ĂŒberhaupt da ist.
Zweifel am FachkrÀftemangel wie diese haben mich erst dazu gebracht, hier so Offtopic zu gehen.
Ich wĂŒrde mich freuen, wenn wir alle verstehen wĂŒrden, dass wir alle in unser eigenen kleinen Blase (bubble) leben. Zu jedem einzelnen Thema machen wir eigene Erfahrungen oder hören dazu etwas von jemandem und fĂŒr uns manifestiert sich daraus ein Bild, wie die Welt zu sein scheint. Wir sind es gewohnt vom Kleinen (der persönlichen Erfahrung) auf das groĂe Ganze zu schlieĂen.
Die Blase wĂ€chst mit der GröĂe des sozialen Umfelds (Familie, Freunde, Bekannte, Kollegen) und dessen Erfahrungsreichtums. Aber es bleibt eine Bubble, die niemals alle FĂ€lle/ Situationen abdecken wird.
Also denkt bitte daran, dass es auĂerhalb des persönlichen Erfahrungsbereichs durchaus ZustĂ€nde gibt, die man nicht selbst erfahren oder erlebt hat. Nur weil man sie nicht selbst erfahren hat, sollte doch nicht sofort die Existenz angezweifelt werden. Nutzt doch die Meldungen von Betroffenen eher dazu, eure Bubble zu vergröĂern, anstatt weiter zu leugnen.
Es gibt sehr viele Branchen und es sollte doch nachvollziehbar sein, dass nicht jede Branche unter einem FachkrĂ€ftemangel leidet. Einigen Branchen geht es gut und die haben zu viele Bewerber; oder noch genauer gesagt, fĂŒr einige Berufsgruppen ist das Angebot an ArbeitskrĂ€ften sehr hoch, in anderen Bereichen fehlt es aber an ArbeitskrĂ€ften (viele Bereiche des Handwerks).
Und bei anderen Berufsgruppen wiederum fehlen die Experten.
Und bedenkt bitte, IT ist nicht gleich IT. Es gibt sicherlich einige Bereiche, die leicht neues Personal finden. Besonders die hippen Themen wie Cloud, Containerization, Orchestration (und andere) scheinen sehr gut anzukommen und guten Zulauf zu genieĂen. In diesen Bereichen dĂŒrfte es auch leichter fallen unter den vielen Leuten die nötigen Experten zu finden.
Alte, angestaubte Fachbereiche können sich ĂŒber das groĂe Interesse des Nachwuchses leider nicht freuen.
Justuz schrieb:
Mein Chef definiert FachkrÀftemangel, wenn sich weniger als drei Menschen auf eine Freie Stelle bewerben.
Unsere Personalerin sagt, der Bewerbungsprozess sei inzwischen auf den Kopf gestellt. Nicht Bewerber melden sich bei uns, sondern sie meldet und bewirbt sich (bzw. unsere Firma) bei potentiellen Kandidaten.
Alleine die Existenz der vielen Headhunter deutet ja schon darauf hin, dass es so leicht nicht sein kann, das richtige Personal zu finden.
Zudem gibt es m.M.n. ein Ăberangebot an IT-lern und doch fehlt es an Experten. Mit Experten meine ich dabei Menschen, die schon Experten sind, aber auch diejenigen, die es werden wollen.
Schon an letzterem scheitert es sehr oft. Mir ist klar, dass es in vielen Bereichen der IT anders ist, aber gibt eben auch die Bereiche, in denen es nicht ausreicht sich nur von 8:00 bis 17:00 mit dem IT-Thema des Berufs zu beschÀftigen.
Sich in der Freizeit durch private IT-Projekte weiterzubilden oder viel LektĂŒre zu lesen, um einerseits auf dem neuesten Stand zu bleiben, aber gleichzeitig auch ĂŒber den Tellerrand zu blicken, ist nicht mehr groĂflĂ€chig der Anspruch. Was auch okay ist! Es soll sich jeder so ausleben wie er möchte! Es geht mir nur darum, dass man bitte trotzdem verstehen möge, dass einige Bereiche genau diese Menschen brauchen.
Justuz schrieb:
irgendwie komisch das seid 2014 Millionen von Menschen nach Deutschland gekommen sind, und 8 Jahre spÀter hat sich immernoch nichts im Bezug auf FachkrÀftemangel geÀndert.
Wie oben beschrieben. Nicht jeder, der daher kommt und sich zur Arbeit bereit meldet, ist auch gleich die gesuchte Fachkraft.
Dr. MaRV schrieb:
Ich glaube aber nicht, dass der Magel ĂŒberhaupt da ist. Sonst mĂŒssten die RĂ€der schon seit Jahren still stehen. Man hat viel gejammert, aber nichts dagegen unternommen. Wenn es juckt, kratze ich.
Das ist ein bisschen komplexer, aber vereinfacht gesagt, wird das einerseits von den verbliebenen Experten abgefangen und andererseits sehen sich Firmen schon im Ausland um.
Der operative Betrieb von IT-Systemen wird in meinem sichtbaren Bereich immer mehr ins Ausland abgegeben.
Nicht nur verlangen die FachkrÀfte/ Experten dort weniger Geld, sie sind auch noch motivierter und engagierter.
Ich sehe nachts um 23Uhr noch Dienstleister aus Ungarn, RumĂ€nien und/ oder Bulgarien auf den Kundensystemen - nein kein Schichtbetrieb, sondern einfach nur lĂ€ngere Arbeitszeit, um die Projekte abzuschlieĂen.
Es gibt ein paar Leute, die richtig hart ranklotzen, damit es eben nicht kracht. In meinem Bereich hat ein kleines engagiertes Team jeder fĂŒr sich ĂŒber Jahre mindestens 50h die Woche gearbeitet (ich selbst war eher bei 70h, mit einer Spitzenlast von knapp unter 100h pro Woche ĂŒber 4 Monate), um die schwierige Zeit ĂŒberhaupt mal einen neuen Kollegen zu finden, zu ĂŒberbrĂŒcken.
Und es ist zu engstirnig gedacht, davon auszugehen mit nur deutlich mehr Gehalt das Problem erschlagen zu können.