Ich kann deine Trauer verstehen, aber ich denke (bzw versuche es) einfach mal so:
Es geht in dieser Saison nur darum, den Abstieg (möglichst früh) zu verhindern. EL wäre sogar in Reichweite mit einer guten Rückrunde, aber im Ernst, ich würde lieber im Mittelfeld landen als die EL zu haben (das spreche ich weiter unten an). Das heißt: bestenfalls ist aus meiner Sicht die EL möglich (und dafür muss man aktuell schon sehr optimistisch sein), und die würde uns nur schaden.
Für mich geht es deswegen einfach um den Klassenerhalt, und da reichen grob ein Punkt pro Spiel (34 Punkte reichen im Schnitt für Platz 15), es kann also nie so schlecht sein, einfach einen Punkt zu holen, wenn es nicht gerade um die direkte Konkurrenz geht, schließlich könnte es für uns reichen, in jedem Spiel einen Punkt zu holen, um die Klasse zu halten. Klar sehe ich das dann gegen die direkte Konkurrenz/gegen schwache Teams anders. Aber für das korrigierte Saisonziel ist jeder Punkt ein gewonnener Punkt, der einem in die Karten spielt. Und wenn man den Punkt dann gegen den Tabellenzweiten holt (und Wolfsburg ist für mich dieses Jahr ein konstant richtig starkes Team) und zusätzlich noch ein so gutes Spiel macht, dass man eigentlich gewinnen muss - dann ist das einfach etwas, worüber man glücklich sein sollte. Klar, wir haben heute zwei Punkte liegen lassen, die wir hätten mitnehmen sollen, aber so ein Spiel muss uns glücklich stimmen, denn wir haben sowohl gepunktet als auch Hoffnung für die Zukunft gemacht mit dem Spiel, gegen eines der besten Teams der Liga. Viel mehr geht nicht.
So, jetzt philosophier ich ein wenig:
Ich glaube, dass viele unserer Probleme dadurch kommen, dass wir über Jahre hinweg nur in den Pausen sinnvoll trainieren konnten und wir im Gegensatz zu den Weltclubs überhaupt nicht damit klar kamen. Ich weiß nicht, wie Bayern und co das so stark schaffen, dass sie taktisch nie nachlassen/einrosten ohne trainieren zu können, aber uns (und ich glaube auch Schalke und andere Mannschaften) trifft das stark.
Ich erkläre mir aktuell unsere Lage so, dass wir erst Zeit hatten, unsere Mannschaft taktisch zu entwickeln und auf ein gutes Niveau zu bringen (klar, wir waren ja auch europäisch kaum vertreten), und dann waren wir auch eine gute Mannschaft.
Die Jahre darauf ging das dann nicht mehr so gut (insbesondere, als wir nicht mehr in den Gruppenphasen europäisch ausgeschieden sind und auch im Pokal drinblieben), war aber nicht schlimm, denn das Team war ja immernoch auf einander abgestimmt. Man konnte zwar nicht mehr trainieren, um sich zu verbessern, aber es war kein Problem, weil die Mannschaft bereits auf ein gutes Niveau gebracht wurde (durch die Arbeit der Vorjahre) und das nicht mehr brauchte um gut zu sein, und weil sie als Einheit funktionierte/es einfach passte.
Über die Jahre hat sich aber der BVB von dieser Mannschaft entfernt - teilweise wegen Abgängen (ist ja die halbe Stammelf gegangen, ausgetauscht, wiedergekommen etc pp seit dem Meisterjahr) und auch, weil wir in der Liga vor andere Aufgaben gestellt wurden und uns taktisch verändern mussten (ohne aber mal ein ganzes Jahr zu haben, um uns darauf vorzubereiten, ohne einen massiven Zeitnachteil zu haben).
Das heißt also - das, was wir uns damals als Team erarbeitet haben, ist einfach nicht mehr da (jedenfalls nicht mehr in einer Form, die ausreicht, um unsere Ziele zu erreichen). Wir müssen uns wieder ein neues, frisches, funktionierendes Team aufbauen - das meine ich überhaupt nicht personell, aber wir müssen uns als Mannschaft in unserem Spiel neu erfinden und auch mal Zeit haben, um uns einzuspielen, alles zu verfeinern etc, bis wir auch wieder eine wirklich gute Mannschaft werden können.
Kurzfassung: Um Jahre des Erfolgs zu haben, muss man sich erst ein starkes Team aufbauen, mit Ruhe und Zeit. So, wie es aktuell auch die Wolfsburger zeigen. Bevor man in die Phase kam, in der man "plötzlich" stark wird, hat man lange gearbeitet, trainiert, sich stetig verbessert, bis man auf dem Topniveau angekommen ist.
Die Früchte dieser Arbeit kann man dann jahrelang ernten - aber eben nicht für die Ewigkeit. Nachdem man am Zenit ankommt, muss man extrem viel aufwenden, um das Niveau zu halten - und das ist für fast alle Vereine schlicht nicht möglich, wenn sich die Mannschaft über die Jahre ungewollt verändert und man nicht mehr die Zeit wie früher hat, um weiter an sich zu arbeiten und sich zu verbessern, weil man dauernd spielt oder regeneriert.
Dies erklärt für mich auch, warum alle Vereine (außer Bayern) immer Jahre des Erfolgs gefolgt von mäßigen Jahren haben: Man erschafft sich durch tolle Arbeit einen Vorsprung, von dem man eine lange Weile zehrt, aber man schafft es nicht, das aufrecht zu erhalten, weil einem genau die Mittel fehlen, die einen dorthin gebracht haben - die besten Spieler gehen, und man hat keine Zeit um sich taktisch zu entwickeln. Irgendwann ist der Vorsprung aufgebaut und man fällt wieder ab, weil in der Bundesliga sehr viele Vereine gut arbeiten und nur auf deine Schwächeperiode warten, um dann zu profitieren.
Deswegen glaube ich: Ein Jahr ohne Europa, mit weniger Trubel, mit etwas abgestorbenem Hype könnte uns enorm gut tun. Unser größtes Problem aus taktischer Sicht ist, dass unsere Offensivspieler teilweise katastrophales Stellungsspiel haben und so gar nicht aufeinander abgestimmt sind, dass es gar nicht erst zu Topchancen kommen kann. Einfach mal trainieren zu können könnte hier Wunder bewirken (so meine Hoffnung). Wir könnten in aller Ruhe, während sich die anderen Buli-Vereine abmühen, unsere Spieler aufeinander abstimmen, ein funktionierendes Team entwickeln und wieder angreifen. Ich traue das Jürgen Klopp zu. Immer, wenn wir eine Woche Zeit hatten zu trainieren, sah man bei uns teilweise sehr große Fortschritte und ein tolles Spiel. Wenn wir mal ein Jahr hätten, wo wir gezwungen werden, uns auf die Liga zu konzentrieren, und wo wir dafür sorgen können, dass unsere Mannschaft zusammenfindet, dann können wir wieder oben die CL angreifen.
Deswegen fänd ich die CL katastrophal. Punkte für Europa? Wofür? Wir sind auch so sehr sichre in Topf 2, in Topf 1 kommen eh nur noch Meister. Das eine Jahr ist kein Beinbruch, aber ein Jahr EL würde es vergleichsweise schwer machen, die CL wieder anzugreifen, und wenn wir zwei Jahre hintereinander die CL verpassen, gibts einen großen Umbruch. Das Geld, was man bekommt, ist auch eher eine Aufwandsentschädigung - und hilft auch sicher nicht, donnerstags am Arsch der Welt zu spielen und am Samstag/Sonntag wieder ranzumüssen.
EL bringt uns quasi nix und könnte Gift für uns sein. Darum will ich da gar nicht in den Wettbewerb.