Also ich habe GNOME 48 gestern mal ausprobiert. Und ich muss sagen, es sieht schon wirklich einfach gut aus. Diesen Grad von Politur der visuellen Elemente würde ich mir auch von KDE wünschen, bei GNOME wirkt einfach vom Boot bis zur Oberfläche alles aus einem Guss und wirklich wirklich schick. Aber... ja dann kommt das aber.
Ich bin ja Fan davon, dass Gnome versucht, bewusste Einfachheit zu liefern, sowohl in Oberfläche und Apps. Klare Funktion, wenig Schnickschnack, darübergehende Funktionalität in 3rd Party. Aber, ich weiß nicht, geht es nur mir so, oder stellt man sich dabei zu sehr ein Bein? Es gibt in meinen Augen eine Handvoll Extensions z.B. die mehr oder weniger JEDER IMMER installiert, z.B. Systray Icons, oder Dash-to-Dock/Panel. Und jedes Mal das Ärgernis, dass man bei neuer Major Version darauf warten muss, bis die nachgezogen haben. Sowas sollte in meinen Augen zur Grundfunktionalität gehören und schlicht konfigurierbar sein.
Und ebenso werden manche Apps auch zu sehr runtergedummt, z.B. der neue Default-Videoplayer in Spe "Showtime", der Totem ersetzen soll: Sieht einfach nur großartig aus, ist aber nur in der Lage, lokale Dateien zu öffnen, also keine Streams und man kann nichtmal in einer config oder so hardware acceleration einschalten, zumindest habe ich dazu nichts gefunden. Ich leite des Öfteren gerne mal Webstreams in den Player um, weil die sich dort besser bedienen lassen. Sowas wegzulassen tut einfach nicht not. Wie man simpel und gleichzeitig umfangreich richtig macht, gibt doch mpv bestens vor. Ein entsprechend aussehendes mpv Frontend statt eines zu dummen neuen Players wäre hier imho die bessere Idee gewesen.
Oder auch der neue Audioplayer. Sieht zwar maximal Fancy aus mit der Darstellung als Wave, aber dass man vielleicht mal das Album-Cover aus dem ID3-Tag zumindest transparent oder so mal einblendet, daran fehlts dann wieder. Man muss es ja nicht zu umfangreich machen, aber warum nicht schon Informationen nutzen, die da sind?
Der Browser Epiphany macht inzwischen sogar Spaß zu nutzen, sieht gut aus, aber in der Config sind die Einstellungen eher nach dem Prinzip "Dinge tun [an/aus]". Z.B. kann ich für den integrierten Ad-Blocker keine eigene Blocklist hinzufügen. Warum? Welche wird denn benutzt?
All sowas nervt mich halt. Generell mag ich diesen Ansatz aber trotzdem, denn gerade an dieser Philosophie krankt es etwas in KDE, z.B. so einen unkomplizierten Kalender wie in Gnome würde ich mir wünschen, die Kontact Suite ist aber ein seit Jahrzehnten gefüttertes Geschwür... Generell ist alles etwas überladen und verschachtelt. Ein schöner, optisch ansprechender, einfacher Grundstock an Apps für alles, die sich gut integrieren, würde ich mir für KDE auch wünschen. Das, was es jetzt gibt, ist halt häufig Asbach Uralt.
Aber: KDE kommt mir wenigestens bei allem anderen nicht in den Weg. Wenn ich per Se nichts vermisse, als hier und da Einfachheit oder vielleicht ein etwas ansprechenderes Antlitz, so fehlt es zumindest nirgends an Grundfunktionalität, im Gegenteil, hier ist man ja mit der Implementierung von neuem sogar schneller als alle anderen. Und auch die Theme-Konfiguration von nicht-QT Apps ist hier einfacher, als von Gnome aus für QT, breeze-gtk sei Dank. Und all das wird mich leider immer etwas von GNOME abhalten. Auch mit mit Cinammon macht hier einiges besser in meinen Augen.