exoterrist schrieb:
Allerdings gibt es diese Streiterein mit anschließenden Abspaltungen usw. ja durchaus, die Frage ist halt, ob man sein Team so organisiert kriegt, dass Entscheidungen noch effektiv getroffen werden können
So funktioniert Open Source, Willkommen. Person A stellt was vor, von dem er überzeugt ist, dass es besser ist, Projektleader B lehnt es ab. Hier streiten beide über die Theorie. Person A macht einen Fork (Abzweigung) und zeigt, dass seine Idee in der Praxis tatsächlich ganz gut ist (oder auch nicht). Die Zukunft zeigt dann, was sich besser durchsetzt. Entweder läuft es aus wie bei MySQL vs MariaDB, dass Distros MySQL (Projekt von B) droppen und MariaDB (den "Fork", Projekt von A) übernehmen. Oder B beschließt sich, den Fork von A zu übernehmen, wie es z.B. in dem Fall von libusb und libusbx geschehen ist. Alles legitim und alltäglich in der Open Source Welt.
Die Organisation von Open Source Teams ist halt anders als die Organisation in Unternehmen. In Unternehmen arbeiten Menschen, weil sie Geld verdienen müssen. Sie haben dort einen festen Job und den führen sie aus. Das Motiv eines kommerziellen Unternehmens ist immer Profit.
Ein Open Source Team dagegen besteht zum größten Teil aus Leuten, die freiwillig dort sind. Weil es ihnen Spaß macht, weil sie Ideale verfolgen. Sie sind dort, um etwas zu verändern. Das Motiv ist nicht Geld, sondern das Motiv ist etwas ganz anderes. Jeder will seine eigenen Ideen reinbringen und da kann es dann auch mal krachen. Und da kann es auch schneller mal vorkommen, dass sich Menschen von diesen Projekten trennen, wenn ihnen etwas nicht passt. Sie sind schließlich nicht finanziell abhängig vom Projekt.
Es sollte niemanden stören, dass es nicht "DAS" Linux und "DAS" Desktop Environment gibt. Und es sollte auch niemanden stören, dass es größere Diskussionen geben kann, die auch mal zu Forks führen können. Es sind schließlich Menschen, die diese Software freiwillig in ihrer Freizeit entwickeln und kostenlos mit uns teilen. Und ob jemand nun lieber seine Zeit in GNOME oder in KDE reinsteckt oder doch lieber sein eigenes Süppchen kocht, darüber haben wir kein Recht zu urteilen. Es beschwert sich ja auch kein Mensch darüber, dass wir in unserer Freizeit FIFA zocken und nicht Call of Duty.
Aber wir reden hier wieder nur über die Theorie. Die Praxis zeigt, dass es klappt - wie auch immer.