Endzeit schrieb:
Wer in der Kette überhaupt Gewinn macht, kann sicher niemand sagen, welche Rechtsstreite oder unvorhergesehene Probleme das Geschäft belasteten, usw.
Das sind fast alles Aktiengesellschaften und daher sind deren Zahlen regelmäßig öffentlich verfügbar. Nur
OCZ hat noch nicht einmal die Zahlen für das im August 2012 abgelaufene Quartal veröffentlicht, aber die sind sowieso in einer extrem kritischen Finanzlage. Nicht nur weil der ehemalige CEO ein Krimineller war und wohl die Zahlen manipuliert hat (auch nach über einem halben Jahr hat das Auditing noch kein Ergebnis präsentiert), auch weil die jahrelang immer so um die 10% bis 15% vom Umsatz an Verlust eingefahren haben.
Bei großen Firmen wie Samsung, Toshiba oder Intel, wo die NAND und SSD Herstellung nur einen kleineren Teil ausmacht, ist es natürlich nicht so einfach die Zahlen der jeweiligen Geschäftsfelder zu finden, aber i.d.R. möglich. Dort besteht wie bei Micron natürlich immer die Gefahr, dass ein Bereich den anderen quer subventioniert und man somit die Gewinne oder Verluste zwischen den Bereichen hin- und her schiebt. Trotzdem sieht man am knappen Ergebnis z.B. von Micron und der Halbleitersparte von Samsung schon, dass es keine üppigen Margen in der Branche gibt.
Endzeit schrieb:
Fakt ist, TLC ist erfunden worden, um dem Hersteller Geld zu sparen, kleiner Flash im allgemeinen.
Die Kunden wollen eben immer billigere SSDs und wenn sie diese dank TLC NAND auch bekommen können weil sie eben nicht für eine Haltbarkeit bezahlen müssen, die sie sowieso nicht ausnutzen werden, ist das doch kein Nachteil.
Endzeit schrieb:
Da größerer Flash prinzipiell das bessere Produkt ist, kann Samsung -wie auch die anderen- nicht darauf hoffen, dass man als Kunde bereitwillig die Anfangsinvestitionen in ein billigeres Produkt zum höheren Preis trägt.
Den Wechsel von der NAND Fertigung in 24/25/27nm auf 19/20/21nm haben Toshiba (mit SanDisk)/IMFT (also Micron + Intel)/Samsung fast gleichzeitig durchgeführt und keiner hat deswegen bisher die Preise entsprechend stark gesenkt. Somit finanzieren wir als Kunden diese Umstellung, denn erst wenn diese Invetitionen wieder verdient sind, werden auch die Preise weiter nachgeben (was zuletzt praktisch nur bei Samsung der Fall war), weil die Kostenvorteile an die Kunden weitergegeben werden können. Wer da am schnellsten ist, der kann entweder wieder bessere Gewinne einfahren oder seinen Marktanteil erweitern. Wer es nicht rechtzeitig schafft, der ist in der Gefahr vom Markt gedrängt zu werden.
Endzeit schrieb:
So kalkuliert man eben als Marktführer ohne große Konkurrenz.
Was heißt "ohne große Konkurrenz"? Es sind die 4 großen Firmen (bzw Joint Ventures) die fast das gesamte NAND herstellen (weit über 99%) und das sind die gleichen wie schon vor Jahren und auch im wesentlichen die gleichen, die auch die ganze DRAMs fertigen (nachdem
Micron Elpida übernommen hat).
Endzeit schrieb:
Das macht die Produkte nicht schlecht, aber ist für den Kunden ärgerlich.
Da widersprichst Du Dir doch selbst? Was ist denn bitte für den Kunden ärgerlich, obwohl es nicht schlecht ist? Zumindest bei Samsungs 840er ist der Preisvorteil der Basic mit dem TLC gegenüber der Pro mit dem MLC doch deutlich und auch gegenüber den SSD der anderen Hersteller und guter Performance ist sie günstig. Nochmal: Wieso soll ein Kunden für eine Haltbarkeit bezahlen, die er nicht annähernd ausnutzen wird? Wenn die meisten aktuellen SSDs nach 3 bis 5 Jahren ausrangiert werden (und dann allenfalls noch gelegentlich genutzt werden) weil sie einfach zu klein werden und womöglich technisch veraltet sind (Schnittstelle, Performance), dann ist es doch egal, ob deren NANDs noch für weitere 3 Jahre oder für 30 oder gar 300 Jahre genug P/E Zyklen übrig haben.
Ist es nicht Gegenteil viel besser nicht für etwas bezahlt zu haben, was man sowieso nicht nutzen kann bzw.will? Wäre das Prinzip bei der Rundfunkgebühr zu Anwendung gekommen, die Leute wären überglücklich
Wer wirklich so viel auf seine SSD schreibt, dass die Haltbarkeit von TLC für ihn während der geplanten Nutzungsdauer ein Problem darstellen wird, der nutzt seinen Rechner wohl kaum nur als Hobby und gehört damit sowieso nicht zur Zielgruppe einer SSD mit TLC NAND, der sollte mindestens eine gute Consumer SSD mit MLC oder eine Enterprise SSD nehmen und dafür auch genug Geld aus seiner Anwendung heraus verdienen können.
Endzeit schrieb:
Und als nicht-Apple-Jünger kann ich auch nicht über bombastische Gewinnsteigerungen, superhohe Gewinnspannen usw jubeln, denn ich habe wenig Lust, das zu bezahlen.
Ob die Apple-Jünger darüber jubeln ist eine andere Frage, die Aktionäre haben es zumindest in der Vergangenheit getan und Apple zu einer der Firmen mit den höchsten Börsenwert gemacht, zumindest zur teuersten Firma der Computerbranche.
Endzeit schrieb:
An Intel (CPUs) sieht man übrigens, wohin längere Konkurrenzlosigkeit führt, platte Lorbeeren, wenig Innovationen, kastrierte Produkte, teils utopische Preise.
Das stimmt, aber daran ist AMD auch mit schuldig, da sich AMD sehr früh auf den Bereich der APUs konzentriert und den High-End sowie Servermarkt komplett vernachlässigt hat. Ein Monopol ist sich nicht das, was wir und wünschen sollten, aber erstmal gibt es mehr als genug Wettbewerber und auch sehr starke Firmen, die durchaus in der Lage sein sollten, Samsung mit besseren Produkten die Stirn zu bieten. Das ist es, was in einem funktionierenden Markt passieren sollte: Die guten Produkte des einen Herstellers treiben die anderen Hersteller zur mehr Innovationen an. Wer alleine aus Mitleid oder eben ein Monopol zu verhindern die suboptimale Produktauswahl trifft, der setzt diese Mechanismus außer Kraft. Samsung war schon Marktführer bei SSD und Flashproduktion mit über 50% Marktanteil, bevor Intel seine erste SSD auf den Markt gebracht hat.
Seidher hat Samsung Marktanteile verloren, damals massiv an Intel, die seinerzeit die meisten NANDs von Micron (IMFT ist ja ein Joint Venture von Micron und Intel, an dem
Micron seinen Anteil von anfangs 51% inzwischen massiv
aufgestockt und
2015 Intels Anteile komplett übernehmen kann, wenn eine der beiden Firmen das wünscht) für ihren eigenen SSDs gekauft haben. Inzwischen ist aber auch Intels Marktanteil im Cosumerbereich gefallen, denn als einer von viele Anbietern von SSDs mit dem Sandforce Controller, fehlt eben das wichtige Alleinstellungsmerkmal. Aber da die Margen im dem Bereich sowieso nicht denen entsprechen die Intel gewohnt ist, dürfte das wohl eher Absicht als Versehen sein, zumal Intel weiter stark im Enterprise-SSD Markt mitmischt. Dafür braucht man aber eben eine eigene NAND Fertigung bzw. einen Anteil daran, damit man die besten (haltbarsten) NANDs für die Enterprise SSDs zur Verfügung hat:
Bei den CPUs ist es übrigens nur zu so einer Vormachtstellung gekommen, weil Intel die Softwareunterstützung massiv vorangetrieben hat, während AMD sich darum immer nie wirklich gekümmert hat. Die meisten Benchmarks unter Windows werden mit dem Intel Compiler erstellt und/oder verwenden die Intel Bibliotheken. Die sind natürlich extrem auf Intels CPUs optimiert und nutzen die Befehlssatzerweiterungen wie SSE nur auf Intel CPUs, selbst wenn die AMD CPU den auch unterstützt. Daher schneiden die Intel CPUs in den Reviews teils viel besser ab, als sie wirklich sind. Aber die CPU Entwicklung steckt in einer Sackgasse, denn einerseits sind die Architekturen heute schon extrem effizient, die IPC lassen sich daher fast nur noch durch immer neue Befehlserweiterungen die mehrere Operationen in einem Schritt ausführen, steigern und andererseits lassen sich die Taktraten kaum noch erhöhen. Letzteres wird umso gravierender, je kleiner die Fertigungsstrukturen werden, weil damit diie Hitze auf einem immer kleineren Raum anfällt. Daher ist die Lösung eben schon seid Jahren, immer mehr Kerne zu verbauen, nur hängt da die Software hinterher, weil die Software eben der Hardwareentwicklung schon immer um Jahre nach gehinkt hat. Es ist ja auch nicht so banal alles mal eben zu parallelisieren und mache Probleme lassen dies gar nicht zu.
Der nächste Schritt ist die massiv parallele Verarbeitung, wie man sie beim GPU Computing ja schon betreibt. Nur das hat bisher eben einen großen Nachteil: Die Daten müssen erst zur GPU übertragen werden (deshalb auch PCIe 3), was Zeit kostet und damit diese Anwendung nur lohnend macht, wenn viele parallele Operationen auf den gleichen Daten ausgeführt werden können. Der Ansatz von AMD bei den GPUs ist nun, dass man dies Datenübertragung spart und somit auch kleine Aufgaben an die GPU übergeben kann und trotzdem schneller fertig ist. Da fehlt es nur wieder an der nötigen Softwareunterstützung. Wäre diese jetzt schon in der Breite vorhanden, so würde eine Trintiy APU die schnellsten Ivy Bridge CPU bei den meisten Alltagsanwendungen locker anhängen. So aber gehen die meisten Reviews und damit auch Kaufentscheidungen zugunsten von Intel aus und das gibt Intel die Zeit in dem Bereich aufzuholen. Nicht zufällig sind die größten Unterschiede bei den neuesten Intel CPU im GPU Bereich, weshalb auch die High-End CPUs, die ja keine integrierte GPU haben, weiterhin auf der älteren Sandy Bridge Architektur basieren. Gelingt es Intel mit seinem Vorsprung auf der Softwareseite auch noch eben diese auf seine CPUs zu monopolisieren, so kann AMD den x86er Markt komplett abschreiben, selbst wenn sie die bessere Hardwarelösung haben.
Endzeit schrieb:
WD +Seagate: gleiches Spiel. Ein Markt funktioniert durch Wettbewerb. Der fehlt an zu vielen Ecken der IT.
Dafür sorgen alleine schon die Patente, damit kommt niemand mehr neu in einem Markt hinein. Wäre es bei Autos genauso, so hätte sicher ein Patent darauf, dass Reifen rund sind und ein anderer eines, 4 Reifen an ein Auto zu montieren. Die machen dann ein Patentaustauschabkommen und der Rest schaut in die Röhre.
Wettbewerb ist wichtig und das der noch funktioniert, zeigt schon die Ankündigung einer SSD mit TLC von Toshiba durch Plextor. TLC schlecht zu reden, hilft dem Wettbewerb auf dem SSD Markt also gar nichts. Was das TLC von Toshiba taugt, muss man erst noch sehen, aber wenn Plextor das bringt, sollte es schon ausreichend gut sein, denn bisher hatte Plextor einen guten Ruf, weil sie schnelle und zuverlässige SSDs gebaut haben. Die waren aber auch teurer als die Wettbewerber, anders als heute.