Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Mein Bekannter - nennen wir ihn Call of Duty Carl - würde von seinem Windows nicht zu Linux wechseln wollen. Zitat: "
Läuft doch alles, wozu also wechseln?"
Es gibt aber noch genügend andere Punkte, in denen Linux nicht mithalten kann: Schon mal versucht unter Linux deine aktuellen RAM Timings auszulesen, Lüftergeschwindigkeiten einzustellen oder einen aktuellen Intel Prozessor zu übertakten? Kannste nich' reinkucken.
Und dann kommen wir zum nächsten Problem: Probleme. Titanfall Thomas sagt immer: "
Nie wieder Linux. Mein WLAN ging nicht, dann gab es da 400 Anleitungen. Ich solle doch bitte das Kernel Modul für meinen WLAN Stick mit anderen Parametern laden. Konsole? modprobe.conf? Kannste nich' reinkucken."
Treibersupport für Consumer Produkte ist unter Linux Mist. Schließ mal 'nen x-beliebigen Scanner an und versuch den zweiseitigen Scan mit automatischer Seiteneinziehung zu benutzen. Ich sag's mal so: Kannste nich' reinkucken.
Es gibt zu 99% keinen offiziellen Support vom Hersteller. Und es gibt keine globale Liste mit Produkten, die einwandfrei funktionieren. Darfst jedes mal durch 20 Foren klicken und dann feststellen, dass unter Distribution A diese Fehler auftreten und unter Distribution B jene Fehler, weil hier irgend ein Kernelpatch eingespielt wurde. Bei Distribution C geht das Gerät hingegen gar nicht, weil sie einen 2 Jahre alten LTS Kernel einsetzen. Und als GTA Gerd hat sicherlich nicht die Muße, sich einen eigenen Kernel zu konfigurieren und kompilieren. Also: Kannste nich' reinkucken.
OSX ist jetzt auch nicht sonderlich verbreitet, aber: Das System ist konsistent! Macht vieles einfacher für nicht-kompilierbare Programme. Schreibste einmal und dann läuft es unter OSX 10.6, 10.7, 10.8 und 10.9 (und wohl auch noch 10.10). Und die Hersteller können auf ihrer Homepage auch genau sagen: Läuft oder läuft nicht. Und eben nicht: "
Läuft in Verbindung mit einer Cherry Tastatur, die vor 1998 hergestellt wurde, aber nur wenn gleichzeitig ein Bluetooth 4.0 fähiges Wireless Keyboard angeschlossen ist und ihr Kernel mit Patch XY von Jörn Johannson in Version 6.99.1c bearbeitet wurde. Die Installation läuft allerdings nur bei Vollmond im Schaltjahr und ohne vorher erwähnten Patch." Sowas will niemand lesen und vor allem weiß League of Legends Lothar auch nicht, was nun alles in seinem Ubuntu Kernel eingepflegt wurde und was nicht. Und danach googlen? Pff, da installiert er sich lieber Windows. 2 Klicks und das Teil ist installiert und läuft.
Ich benutze selbst seit fast 15 Jahren Linux, damals aus Basteltrieb, heute als Server für verschiedenste Dinge. Seit wenigen Jahren greife ich zum produktiven Arbeiten auf OSX zurück, weil ich hier die guten UNIX Werkzeuge habe und ich mich nicht mit Hardwaresupport, Treiberproblemen und sonstigem lästigen Kram rumschlagen muss: Knopf dücken, läuft - wie sich das für ein produktives System gehört. Unter Linux will ich z.B. gar nicht mit Jack und Ardour arbeiten müssen, die Konfiguration ist ein Graus. Auf meinem Mac: Einstecken, läuft. Und Gamer-Systeme gehören auch zu diesen produktiven Systemen (über "produktiv" lässt sich natürlich jetzt streiten, aber es sollte klar sein was ich meine), sonst würde niemand einen AppStore oder eine Konsole so schätzen: Knopf drücken, läuft.
Andere Linux Probleme: Alle Distributionen sind unterschiedlich aufgebaut. Man kann sich nie darauf verlassen, dass bestimmte Bibliotheken vorhanden sind und auch nicht, dass diese immer im selben Ordner mit demselben Dateinamen vorzufinden sind. Dann kann es vorkommen, dass auf Linux X Version 1.01 installiert ist und auf Linux Y ist es 2.44beta. Zwar größtenteils kompatibel, aber eben nicht zu 100%. Und kein Entwickler wird 8000 Versionen seiner Software rausbringen, nur damit auch Need For Speed Nadine auf ihrem selbst kompilierten Gentoo das Spiel zum Laufen bringt.
Also willst du Gamer Günther vorschreiben welches Linux er zu benutzen hat? Das widerstrebt dem Geiste von Linux. Die einzige Möglichkeit wäre also die Repositorys der einzelnen Distributionen um die jeweiligen Spiele zu ergänzen. Der Publisher wird sich freuen so viele Leute anschreiben zu müssen und die Distributionen können ja auch einfach "nein" sagen. Und weil so ein spiel im Normalfall einach als Binary ausgeliefert wird, darf der Hersteller auch alle 6-12 Monate das Spiel überarbeiten, weil plötzlich neue Librarys/Kernel Versionen/whatever kommen und die alten einfach aus der Distribution entfernt werden, weil die restlichen Programme beim Erstellen der Distribution automatisch an diese Änderungen angepasst werden.
Da würde ich als Spieleentwickler lieber auf Windows oder OSX setzen. Da weiß ich: Das wird die nächsten 5 Jahre problemlos laufen, weil sich das System nicht ändert und danach spielt es eh keiner mehr. Wenn du alle PC Spiele der Welt aktuell spielen willst, installierst du dir grob 5-10 virtuelle Maschinen für alle Windows Versionen (und meinetwegen auch DOS). Mach das mal mit Linux, danach kannst du zu Mark Zuckerberg gehen und ihn wegen der paar PetaByte Speicherverbrauch von Facebook stundenlang auslachen.
WuZz999 schrieb:
PSS:
Ich will Windows nicht unnötig schlecht reden...
wenn es aber eine kostenlose Alternative gibt ^^
Es ist eben nicht
eine Alternative. Linux ist nicht
ein System. Und nun komm mir nicht mit "
ja, aber der Kernel". Auf dem Kernel alleine kannst du vielleicht dein Battlefield 4 laufen lassen, aber konfigurier mal dein Netzwerk ohne GUI oder zumindest CLI. Dann kannst du auch gleich zu 'ner Konsole greifen.
Linux besteht eben aus dem gesamten Ökosystem inkl. der Philosophie (der letzte Punkt ist natürlich eine Glaubensfrage, spielt aber für die Argumentation keine Rolle). Und dazu zählt, dass jeder machen kann was er will und jeder sein Linux nach seinen Wünschen haben kann. Aber dann sind wir wieder bei oben genannten Problemen: Vielfalt ist für den Closed-Source-Entwickler der Tod!
Wenn ich bei mir auf der Arbeit hergehe und sage: Heut ersetz ich das Linux auf unseren Servern durch ein anderes (oft reicht auch schon ein Versionsupdate), dann ruft 5 Sekunden später mein Kunde an und sagt, dass dies und jenes nicht mehr funktioniert. Dann schau ich nach und sehe: Die setzen ja auf eine "kompatible", aber vollkommen andere Implementierung von Library X und die sind in 90% der Fälle eben nicht zu 100% kompatibel. Und im Zweifelsfall benutzt man natürlich immer genau die Funktionen, die nicht mehr so wie vorher funktionieren.