---Daniel--- schrieb:
Die Problematik bei dieser Angelegenheit ist, dass sich natürlich immer schön emotional argumentieren lässt, dass man durch die anlasslose Vorratsdatenspeicherung evtl. ein oder mehr Menschenleben retten kann während ohne diese evtl. Menschen sterben werden.
Das lässt sich natürlich kaum vernünftig berechnen und nun wird es schwierig zu beziffern, wieviel mehr an Freiheit ein Menschenleben wert ist.
Die Wirksamkeit und die Notwendigkeit der VDS lässt sich eigentlich ganz gut berechnen. Im
letzten Artikel wurde ja auf Studien z.B. vom Max-Planck-Institut verwiesen und vielleicht noch wichtiger, auf die tatsächlichen Erfahrungen, die in den jährlichen Kriminalitätsstatistiken des BKA dokumentiert sind.
Schaut man sich z.B. die Statistiken zu Mord (zu dem ja auch tödlicher Terrorismus zählt) in Deutschland an, fallen einige Trends auf.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mord_(Deutschland)#Polizeiliche_Kriminalstatistik
Die Fallzahlen haben sich in den letzten 30 Jahren halbiert. Die Zahl der dabei getöteten Opfer hat sich zuletzt sogar fast auf 1/3 reduziert und war in den letzten drei Jahren so niedrig wie nie zuvor.
Es fällt also schwer zu behaupten, dass es gerade eine extreme Notlage gibt und zu radikalen Maßnahmen gegriffen werden muss um ein massenhaftes Sterben zu beenden.
Niemals lebte es sich sicherer in Deutschland als heute.
Die Aufklärungsquoten sind dabei seit vielen Jahren stabil auf extrem hohem Niveau. Um die 95% (gegenüber 85% 1993) der Mordfälle werden erfolgreich aufgeklärt.
Weder Internet noch Mobiltelefone, die in den letzten 30 Jahren ihren Siegeszug hatten, scheinen die Aufklärungsmethoden der Polizei behindert zu haben. Die funktionierten die meiste Zeit auch ganz ohne VDS oder andere extreme, neue Ermittlungsmaßnahmen wie heimliche Onlinedurchsuchung usw..
Niemals kamen weniger Mörder ungestraft davon, als in den letzten 20 Jahren, trotz der neuen Möglichkeiten der anonymen Kommunikation für die Täter.
Auch interessant: Als zwischen 2007 und 2009 in Deutschland doch eine Vorratsdatenspeicherung in verfassungswidriger Extremform (Anfang 2010 wurde sie vom Verfassungsgericht wieder kassiert und gestoppt) praktiziert wurde, gingen die Aufklärungsquoten bei Mord von 97,3% auf 94,6% zurück.
Ich will nicht behaupten, dass die VDS an dem Rückgang schuld ist. Der liegt im Bereich der üblichen Schwankungen. Aber es zeigt halt auch, dass ein positiver Effekt der VDS nicht oder kaum vorhanden ist. Erst recht wenn sie nach den jüngsten Urteilen nur in wesentlich beschränkterer Form und zeitweise eingesetzt werden dürfte.
Wer so eine ermittlungstechnische Massenvernichtungswaffen einführen will, der sollte schon verdammt solide Fakten als Begründung für Notwendigkeit und Wirksamkeit auf den Tisch legen können.
Die Bringschuld bei der Argumentation liegt hier eigentlich ganz klar bei denen, die eine VDS wollen. Es kann nicht sein, dass von den Gegnern ständig haufenweise Fakten auf den Tisch gelegt werden und die Befürworter spielen nur mit Emotionen, indem sie z.B. den Schutz von Kindern vorschieben.