Wir kommen etwas vom Thema ab...
Diese Woche haben wir wieder ein paar Lücken bei den ausgeschriebenen Stellen schließen können. Erneut haben wir dafür Unternehmen der Umgebung kannibalisiert. Wir sind - finde ich richtig so - mittlerweile davon weggekommen einfach Mitarbeiter unserer kleinen Zulieferer abzuwerben, weil die dann niemanden finden und die Qualität teilweise spürbar nachgelassen hatte.
Auch der Zulauf an Azubis lief gut, allerdings sind wir der mit Abstand größte Arbeitgeber der Region, haben spannende Produkte und zahlen als IGM-Unternehmen besser als der Rest.
Was auffällig ist:
Es wird immer schwieriger Praktikanten zu bekommen. Immer mehr Menschen studieren, aber entweder vertreten Hochschulen wie die in Berlin völlig bescheuerte Ansichten ("Unsere Praktikanten sollen Praktika in Berlin machen") oder es gibt keine Pflichtpraktika mehr (Wir sind eine Uni. Die Leute sollen gefälligst nicht lernen wie Arbeitsleben funktioniert!) ODER die Studierenden suchen leichte Lösungen.
Da geht's dann nicht um Geld und Urlaubstage, sondern relativ offen um Themen wie
- bekomme ich auch 6 Monate bescheinigt wenn ich davon 3 Monate im Urlaub bin?
- kann ich eine Remote Stelle bekommen und nur 2 Tage die Woche arbeiten?
- ist halbtags auch okay um die volle Zeit bescheinigt zu bekommen?
Was diesen Studierenden vollkommen abzugehen scheint ist, dass nichts mehr Wert hat als Arbeitserfahrung. Wie funktionieren Unternehmen? Wann halte ich meine Klappe und wann sage ich besser was? Warum muss ich die Empfangspersonen und Sekretariate mit Schokolade beglücken, die Abteilungsleiter aber nicht?
Das sind am Ende halt dieselben Leute, die "BWL oder so" studieren, weil sie nichts anderen taugen, aber auch keinen Bock auf eine Ausbildung hatten, weil man dort ja das Studentenleben nicht genießen kann.
Kurzum:
Ich sehe das Problem des Facharbeitermangels auch und ganz deutlich in der verweichlichten Einstellung der jungen Menschen. Woke und Veggie-Day beherrschen den Schul- und Hochschulalltag, nicht mehr die berufliche Zukunft. Uns ging es über viel zu viele Jahrzehnte einfach zu gut.
Vielleicht wachen ein paar Leute nach einem kalten Winter und anderen Entbehrungen auf.
Als Ergebnis gibt es idealerweise wieder mehr Personen, die fachlich arbeiten wollen und können. Die Experten ihres Gebietes sein möchten, weil sie wissen, dass man als Experte IMMER und ÜBERALL sehr gut verdienen kann. Egal ob Maler, Pfleger oder Anwalt.