Idon schrieb:
Es ist aus mehreren Gründen attraktiver die Stelle unbesetzt zu lassen:
1) Jede Einstellung und darauffolgende Kündigung lässt die einstellende Person(en) inkompetent wirken.
Das ist aber ein Problem der Firma bzw. der Mitarbeiter/Führungskräfte. Ich kenne das Problem, ist bei uns auch so, weshalb wir grade 2 eigentlich untragbare Gruppenleiter haben. Aber die jetzt wieder raus zu werfen, würde ein schlechtes Licht auf den Abteilungsleiter werfen, also bleiben die. Konsequenz: In beiden Gruppen sind in den letzten 12 Monaten ca. 30% der Mitarbeiter entweder in eine andere Gruppe gewechselt oder haben das Unternehmen verlassen, weil keine andere passende Stelle frei war. Und weitere (mindestens) 30% denken auch immer mehr in diese Richtung.
Idon schrieb:
2) Sowas kann das Gruppen- und Teamverhalten massiv schädigen.
Ja, kommt aber auch drauf an, was genau das Problem ist. Wenn es, wie im Beispiel, nur der Kleidungsstil ist, sehe ich da kein Problem. Bei uns läuft auch ein Teil im Anzug rum, obwohl er Brutto unter 4k verdient und keinen Kundenkontakt hat, während leitende IT-Angestellte auch oft im Shirt rumlaufen.
gymfan schrieb:
Halt ähnlich wie es das über Jahrzehnte mit Wehr- und Zivildienst gab. Nur diesmal gerecht für die gesamte Bevölkerung und nicht nur für die Männer.
Dann müssten aber bitte auch
alle, die bisher nichts entsprechendes geleistet haben, ebenso ein solches Jahr machen. Also z.B. alle Frauen, die damals nicht freiwillig ein ähnliches Jahr gemacht haben. Oder alle Männer, die ausgemustert wurden. Die gesunden Männer waren ja damals beim Bund, oder alternativ, wenn es geklappt hat mit verweigern, im sozialen Jahr.
Über sowas spricht aber irgendwie nie einer, es sollen jetzt nur wieder alle neuen Jugendlichen die Zeche dafür zahlen, dass der demografische Wandel von den alten über die letzten 40 Jahre, so konsequent wie es nur geht, ignoriert wurde.
gymfan schrieb:
Das "Taschengeld", das dezeit für das FSJ (zuminest im Sportbereich) gezahlt wird, ist zwar lächerlich, aber gleich eine Entlohnung oberhalb der Ausbildungsvergütung zu erwarten, finde ich extrem übertrieben.
Man verkauft nicht nur sein Wissen, sondern vor allem seine Lebenszeit. Das sehen die jüngeren konsequent anders als die älteren, und dieses Verhalten kommt woher? Aus der Erziehung. Woher kommt diese Erziehung? Von...?
Ich will das nicht komplett pauschalisieren, das sind ja deutlich mehr Einflüsse als die Erziehung. Ich kriege das aber gerne mit von den Freunden meiner Eltern, die alle Ende 50 sind. Die meckern genau so über die jungen Leute, pudern ihren Kindern aber den Hintern wo es nur geht. Wer seine Kinder mit solchen Ansprüchen erzieht, erntet eben auch solche Ansprüche.
_killy_ schrieb:
M.E. muss zwingend etwas an der Bezahlung getan werden, wenn es eine PFLICHT ist. Dann ist es keine freie Entscheidung mehr und man sollte dann auch über eine vernünftige Entlohnung nachdenken. Immerhin ist es kein einfaches Schülerpraktikum von 2 oder 4 Wochen, sondern ein komplettes Lebensjahr!
Das richtet sich nicht gegen deinen Beitrag, ich kommentiere nur zusätzlich etwas:
Mir fällt da so ein Wort ein, das leider so negativ behaftet ist, dass man es eigentlich nicht benutzen will: Nennt sich Zwangsarbeit. Und ja, es ist auch dann Zwangsarbeit, wenn es bezahlt wird. Zwang ist Zwang. Natürlich aber nicht gleichzusetzen mit dem, was sonst so als Zwangsarbeit gilt, aber da waren ja auch noch andere Dinge mit dabei... Daher war/bin ich mir nicht sicher, ob ich das wirklich so nennen will. Aber so ist es eben: Ein Jahr schlecht bezahlte Zwangsarbeit, weil die Gesellschaft zu lange wissentlich Probleme ignoriert hat, und jetzt auf andere abschieben will, die nichts dafür können.
_killy_ schrieb:
Ich würde eher die Leute belasten, die keine Kinder haben. Derzeit zahlen sie nur 3,4% gegenüber Eltern mit 3,05%. Die Kinder sind aber nachher diejenigen, die ein Großteil der Last in der Pflege abfangen.
Von daher lieber den Beitragssatz für die Pflegeversicherung für Kinderlose verdoppeln, dann ist es auch eine gerechte Lastenverteilung!
Prinzipiell stimme ich dir da zu, dass Kinderlose mehr zahlen sollten. Aber da ist wieder unser Problem mit der lange ignorierten Demografie, obwohl man wusste, dass es kommen wird. Man hat das Umlagesystem so belassen, obwohl man die Statistik hatte, die klar sagte: Wir werden nach dieser Generation auf einen Schlag ca. 1/3 weniger Arbeitskräfte haben. Getan wurde nichts. Generell stimme ich dir mit dem mehr Zahlen also zu, aber speziell auf das Land Deutschland bezogen, finde ich das auch ungerecht gegenüber den Menschen, denn warum sollen die jetzt Kinderlosen die Rechnung bezahlen für Menschen, die das Problem lange ignoriert haben?
Wenn ich ein undichtes Dach habe und dieses 40 Jahre lang nicht reparieren lasse, und meine ganze Bausubstanz daran zugrunde geht, dann schiebe ich die Schuld ja auch nicht auf die, die jetzt neue Häuser mit neuen Dächern bauen.
Idon schrieb:
Kurzum:
Ich sehe das Problem des Facharbeitermangels auch und ganz deutlich in der verweichlichten Einstellung der jungen Menschen. Woke und Veggie-Day beherrschen den Schul- und Hochschulalltag, nicht mehr die berufliche Zukunft. Uns ging es über viel zu viele Jahrzehnte einfach zu gut.
Vielleicht wachen ein paar Leute nach einem kalten Winter und anderen Entbehrungen auf.
Als Ergebnis gibt es idealerweise wieder mehr Personen, die fachlich arbeiten wollen und können. Die Experten ihres Gebietes sein möchten, weil sie wissen, dass man als Experte IMMER und ÜBERALL sehr gut verdienen kann. Egal ob Maler, Pfleger oder Anwalt.
Da muss ich als Teil dieser Generation leider zustimmen. Ich sehe das, wie oben geschrieben, zwar zum Teil auch als Problem der Erziehung (Ständig alles bekommen, nie Ärger kriegen usw.), aber darauf kann man ja nicht alles schieben.
Generell glaube ich ist das Problem bei den meisten Fällen die ich kenne, die Perspektivenlosigkeit. Ein Teil davon ist durchaus selbstverschuldet von der Generation selbst (Ich finde keinen Partner, weil meine Ansprüche zu hoch sind, kümmere mich selbst aber kein Stück um mich selbst und bin daher selbst nicht attraktiv für andere, und das meine ich nicht nur äußerlich, sondern insgesamt). Ohne Partner kann man heute auch meistens kein Haus oder zumindest eine Wohnung mehr finanzieren, also weder bauen noch Bestand kaufen und renovieren. Dazu kommt dann die Politik, die gerne Sachen raus haut wie: Wir haben zu viele Einfamilienhäuser, wir müssen viel mehr Mehrfamilienhäuser haben. Und dann schaut man sich um, wie es geografisch bei uns aussieht, und findet keinen Grund für sowas. Dann kommt ein Herr Steinmeier und fordert wieder ein soziales Jahr, damit die Jugend, die während Corona nur zum Schutz der alten auf die besten Jahre ihrer Jugend verzichten musste, die Probleme aufarbeiten kann, die insbesondere seine Politische Generation ignoriert hat.
Ich sehe das nicht unbedingt als Grund für dieses Verhalten an, aber mir fällt es auch schwer, es den Leuten übel zu nehmen.
Skysnake schrieb:
Daher sollte man wohl alles mögliche für das eigene ICH zulassen und die Leute dann einfach in ihrem Elend verrecken lassen. Das hält dann wahrscheinlich wieder für 5-10 Generationen....
Kann deinem ganzen Beitrag leider nur zustimmen. Und auch die Lösung halte ich für Fair: Ich zahle jetzt keine Renten- und Pflegebeiträge, verzichte aber auch auf das Recht, dass ich aus diesen Versicherungen versorgt werde. Denn das will ich nicht. Wenn ich, wie meine Großeltern jetzt grade, nur noch als Pflegefall im Bett liege und es nur mit Mühe und Gehhilfe ins Bad schaffe, will ich nicht mehr. Das ist kein Leben für mich, und ich will andere damit auch nicht belasten. Aber auch das darf man ja nicht mal beenden, weil ein Herr Spahn sich trotz Gerichtsurteils dagegen gestellt hat. Warum der nicht
sofort aus dem Amt entfernt wurde damals... CDU halt.