Ich bin sehr froh, dass sich in Deutschland die Frage nach der Todesstrafe generell nicht stellt, da sie im Grundgesetz ausgeschlossen wird. Einige Länderverfassungen beinhalten sie zwar noch, was aber nur etwas damit zu tun hat, dass diese älter sind als das Grundgesetz, und sich nach dem Grundsatz Bundesrecht bricht Landesrecht daher keine Notwendigkeit ergeben hat, etwas an den Landesverfassungen zu ändern. Auch hessische Gesetzte beinhalten afaik nach wie vor die Todesstrafe. Aber selbst falls sich Deutschland zu einer entsprechenden Grundgesetzänderung hinreissen lassen sollte, gibt es immer noch internationale Vereinbarungen, die die Todesstrafe hierzulande ausschließen.
Zum Glück! Ich gebe offen zu, dass ich mir für z.B. Kindesmißbrauch - vor allem, wenn ich das auf Kinder in meiner Familie oder in meinem Freundeskreis übertrage - durchaus wünschen würde, die Täter irgendwo baumeln zu sehen. Ich habe auch Verständnis dafür, dass z.B. Singapur im Interesse eines drogenfreien Landes jeden Drogendealer am Galgen enden läßt. Die Erschießung z.B. von Ceaucescu in Rumänien vor 15 Jahren hat mir nicht eine Sekunde den Schlaf geraubt.
Aber ich bin froh, dass ich als deutscher Staatsbürger diese Entscheidungen auf Leben und Tod nicht treffen muß. Weder als Richter, noch als Schöffe oder Jury-Mitglied, noch als Bürger, der als Bürger und Wähler andere zu derartigen Entscheidungen legitimiert. Das hat mit der Angst vor Justizirrtümern, die nach Vollstreckung der Todesstrafe nicht korrigierbar sind, zu tun, aber auch mit dem Leben als solches als wert an sich. So gesehen schützt mich das deutsche Gesetz vor mir selbst.
Die Kostenvergleiche, wie hier angeklungen, halte ich für reichlich Banane. So gesehen müßte ich ja auch einen Maximalpreis für die Rettung eines Lebens definieren. Lohnt es sich, z.B. einen Schiffbrüchigen mirt Millionenaufwand aus der Nordsee zu retten? Diverse dutzend Leute, SAR-Kreuzer, Marinehubschrauber, etc.? So einfach läßt sich imho ein Menschenleben nicht bewerten.
Auch der Vergleich mit früheren Zeiten passt imho nicht. Es mag ja zu germanischen Stammeszeiten so gewesen sein, dass die schnelle Tötung eines Straffälligen die humanere Alternative zur Aussetzung gewesen sein mag. Die Wälder als Wohnstätte haben wir allerdings schon vor Jahrhunderten verlassen.
CU, Tiguar