mae schrieb:
hatten sie noch keinen Montesquieu
Die US-Demokratie hat aber viel zu wenig dazugelernt, das Wahlmännersystem hätte spätestens mit der Etablierung des Internets abgeschafft werden müssen und so sehr uns das alle mit in den Abgrund reißt, wir ernten hier nur die Früchte der Heiligsprechung der Kaumveränderbarkeit der Verfassung in den USA.
Aber ja, wer es noch nicht kennt, dem sei das Video des Youtube-Kanals AfterSkool zu Polybius (ich verzichte mal auf einen Link) empfohlen. Was man über das Video hinaus allerdings dann noch sagen muss: Den "Vätern der Verfassung" war das alles bekannt, die waren klassisch gut gebildet, und deswegen hat Thomas Jefferson auch gemahnt, dass jede Generation die Demokratie neu erstreiten müsse. Den Zeitpunkt erleben wir gerade.
Zwischen den Feiertagen habe ich im Guardian einen interessanten Meinungsartikel gelesen, der Trump mit Jelzin verglich. Ich teile das nicht zu 100%, weil Trump ja schon ein deutlicher Möchtegernputin ist, der erreichen will, was Putin post Jelzin in Russland umgewandelt hat, aber der Hinweis darauf, dass Trump zwischen echten Milliardären ein ziemlicher Bettelknabe ist, der von deren Spenden abhängt, ist schon interessant. Der echte Putin hat seine Macht dadurch gefestigt, dass er ein paar seiner Milliardäre wirklich enteignet und ins Gulag geworfen hat: YUKOS (Ю́КОС) zum Beispiel wurde genau so beendet und zwar explizit, weil der "CEO" nicht auf Parteilinie war.
Zuckerberg versucht also, nicht der amerikanische Khodorkovsky zu werden. Die Frage ist nur, ob Trump nicht ein "Khodorkovsky-Exzempel" für die Machtsicherung so bitter nötig hat, dass es ihn am Ende trotzdem erwischt. Vielleicht beginnen Zuckerberg und Bezos jetzt einen Wettbewerb im Speichellecken, um in Squid-Game-Manier zu überleben. Und mal gucken, was für Unfalltodlösungen sich Trump für Journalisten einfallen lassen oder ob er sich direkt sowas wie Putin mit dem Tierparkmörder zutrauen wird.
Naja, was unsere
Neokonservativ-Wähler:innen betrifft, finde ich es schon interessant, dass scheinbar die Hälfte meiner Generation verlangt, unbedingt Karl-Eduard von Schnitzler zuhören zu dürfen, weil man sich ja sonst kein umfassendes Bild machen könne. Die ach so bösen "Systemmedien" könnten manchmal Quatsch reden, deshalb muss ich unbedingt Leute dazuschalten, die mir auf jeden Fall die Hucke vollügen? Nee, da komm ich nicht mehr mit.