paulinius schrieb:
Was denn nun? Wartet er ob der "künstlichen Verknappung" jetzt mit größerer Wahrscheinlichkeit darauf oder ist es am Ende dann doch "de facto völlig irrevelant"?
Der Verbraucher wartet eher eine längere Lieferzeit ab als auf einen späteren Release. Dazu stellt jeder Hersteller Studien an. Das Verhalten variiert auch stark von Produktart und Segment.
paulinius schrieb:
Sehr spannend finde ich auch den Vorschlag, Regionen einfach ein paar Monate warten zu lassen. Klappt sicher hervorragend in der heutigen schnelllebigen Welt, mit einjährigen Releasezyklen, wo das Gerät praktisch schon veraltet ist, wenn es auf den Markt kommt.
Genau hier ist es irrelevant. Denn gewartet muss eben so oder so die gleiche Zeitspanne! Ist doch völlig egal ob das Ding am 20 Sept. launcht, ich am 25 Sept. bestelle und es erst am 25 Okt. bekomme. Oder es in D. am 25 Okt launcht und ich sofort eins zum Release bekomme. In beiden fällen halte ich das Gerät am 25 Okt. in den Händen! Es geht für Apple hier nur darum welche Option sinnvoller ist. Und das ist eben der frühe Release, weil die Menschen, wie gesagt, mit höherer Wahrschl. nicht zur Konkurrenz wechseln.
paulinius schrieb:
Für Apple (und auch viele andere Elektronik-Firmen) haben die Vorbestellungen den Vorteil, einerseits natürlich Kunden früh an das Produkt zu binden, aber andererseits vor allem die Nachfrage nach Region beurteilen und die Verteilung der Produkteinheiten ggf. anpassen zu können. Es macht keinen Sinn, 20 Mio. iPhones nach China zu liefern, damit die Lager dort voll sind, aber am Ende kaufen es nur 5 Mio. Leute, während man in Europa 8 Wochen auf das iPhone warten muss.
Das weiß Apple auch vor dem Release. Sie haben ja schließlich bereits einige Erfahrung mit den Märkten. Die prozentuale Schwankung des Kaufverhaltens ist innerhalb eines Jahres - ohne besondere politische und/oder wirtschaftliche Geschehnisse - verschwindend gering.
paulinius schrieb:
Es sagt ja niemand, dass Apple nicht von der Headline "iPhone X ausverkauft" profitiert. Fakt ist aber auch: Das iPhone kam am 20. September auf den Markt und heute, drei Wochen später, kann ich immer noch nicht einfach in einen Laden gehen und es mir kaufen. Das ist eher geschäftsschädigend als geschäftsfördernd, zumal das iPhone in so hohen Mengen produziert und verkauft wird, dass es nicht wirklich etwas Exklusives ist.
Da widersprichst du dir. Wenn ich nicht nach drei Wochen in einen Laden gehen kann und mir es einfach kaufen kann, hat es einen "exklusiven"- Charakter. Neun Millionen ist eine zweifelsfrei große Zahl, aber hat absolut keine aussage ob das Produkt exklusiv ist. Förderlicher wäre hier die Betrachtung des Quotient der Liefermenge in den ersten 4 Wochen und der Bestellungen in der selben Zeit. Ist diese Zahl deutlich <1, kann von einer gewissen Exklusivität und Knappheit des Produkts gesprochen werden.
UsarXF schrieb:
Und ein WiIng erklärt die Problematik mit Planungsfehlern die zur Verknappung führt. Da aber jeder Konzern das seiner Meinung nach geregelt bekommen müsste, muss dahinter natürlich pure Absicht stecken.
Ich habe mich von dem Punkt der Bereitstellung genügend Geräte für alle Märkte zum Release bereits gelöst. Weil Fakt ist, dass niemand sagen kann, wie viel Luft nach oben dort tatsächlich bei Foxconn und Zulieferern steckt. Mag sein, dass sie bereits am Limit herstellen, kann aber auch sein, dass es mehr sein kann, weil es auch mehr Profit für Foxconn bedeutet. Da lässt sichs spekulieren. Daher spreche ich auch nicht mehr von Planungsfehlern.
Aber jedoch steckt natürlich Absicht dahinter, wenn man genau weiß, dass nicht mal die USA vernünftig beliefert werden kann und dann noch Europa mit ins Boot geholt wird. Der frühe Release ist pure Hinhaltetaktik damit nicht so viele zur Konkurrenz wechseln wegen der Begierde nach knapper, "exklusiver" Ware. Das nervt die Kunden, aber dennoch warten sie i.d.R.. Diese Absicht ist auch vollkommen Legitim von Apple.
Mustis schrieb:
Du verstehst den relevanten Punkt nicht. Auch ein Schraubenherstellter muss seine Ware nicht binnen einer Woche in solchen Stückzahlen bereitstehen haben und durch Versand bringen.
Nicht dein Ernst, oder?
http://www.derwesten.de/staedte/witten/50-millionen-schrauben-pro-tag-id4978841.html
Und das einer deutschen Fabrik, was eine Fabrik in China täglich an den Teilen ausspuckt und verschifft dürfte klar sein.
Mustis schrieb:
UNd der VErgleich mit AUtoherstellern ist daher nicht grotesk. Natürlich ist es aufwendiger, ein einzelnes Automobil zu bauen, zu lagern und zu verschicken. Diese müssen aber eben auch nicht über 9 Millionen stück binnen einer Woche zum Kunden bringen können.
Wie ich bereits deutlich machen wollte und UsarXF es dann explizit ausgesprochen hat: Es ist logistisch aufwändiger 2000 Fahrzeuge nach Übersee zu liefern als 100.000 iPhones. Zumal die Autohersteller noch tatsächlich an der Logistik beteiligt sind. Durch die Mengen relativiert sich das selbstverständlich, aber Autohersteller haben keine mindere Leistung in diesem Segment, eher sogar eine größere.
Mustis schrieb:
Und um ehrlich zu sein, Automobilhersteller sind schon mit wenigen 10.000 Stück überfordert. Man schaue sich nur die Lieferzeiten neuer Modelle nach Bestellung kurz nach Release an. da reichen Wochen nicht mehr, das geht inzwischen in aller Regel in die Monate wenn man ein individuell zusammengestelltes Modell kurz nach Veröffentlichung (oder als VOrbesteller) bestellt.Da redet doch auch keiner von künstlicher Verknappung, sondern jeder begreift, dass man nunmal eben auch durch die individuelle zusammenstellung da nicht groß vorarbeiten kann. und das Lagerung im Vorraus Geld kostet.
Lies noch mal meinen letzten Beitrag. Es hat erstens nichts oder sehr gering mit dem Release zutun, warten musst du auf ein individuelles Fahrzeug immer je nach Modell annährend den gleichen Zeitraum. Warum, habe ich auch bereits erwähnt. Jeder Hersteller könnte im Prinzip das individuelle Fahrzeug binnen einer Woche liefern, sprich naherzu sofort Herstellen, das macht niemand, weil es nicht wirtschaftlich ist. Es gibt eben nicht für jede einzelne Variante eine seperate Produktionslinie, deshalb werden ähnliche Bestellungen zusammengefasst, bis eine gewisse Menge erreicht ist, die Produktionsstaße an den nötigen stellen dafür Vorbereitet und dann flutschen alle durch. Das hat mit künstlicher Verknappung daher nichts zutun.
Das sieht man vor allem daran, dass es nichts mit Verknappung zutun hat, dass du ein Modell von der Stange sofort bekommst, sofort!
Mustis schrieb:
Und eben zumindest Punkt 2 gilt für Apple genauso wie für jeden anderen Produzenten.
Eben nicht. Weil Apple verglichen mit Autoherstellern keinen Diversifikationgrad aufweist, es ist alles stock bei den iPhones. Da kann man eben nicht argumentieren "Aber du hast dir dein iPhone so speziell zusammengestellt, da musst du eben warten". Wie ich sagte, selbst bei ner größeren Festplatte beim Macbook muss man gleich mehrere Wochen warten, obwohl es 2 Handgriffe sind. Bei einem Fahrzeug mit 1000 Paketen, individuellen Felgen, Motor, Lackierung im Schnitt zwei Monate. Je nach Modell und Hersteller. Also, weiß nicht, runtergerechnet auf den Aufwand ist das eine ganz schöne Schweinerei in Apples Supply Chain.
Mustis schrieb:
Du kannst sagen was du willst, solche Mengen in derart kurzem Zeitraum ist eine logistische Meisterleistung. Kaum ein anderer HErsteller wird solch eine Peakleistung bewältigen müssen.
Niemad spricht hier jemandem eine großartige Leistung ab, allerdings würde ich es nicht unbedingt Apple zusprechen, weil die Logistik andere bewerkstelligen. Angefangen bei Foxconn bei der Herstellung und abgeschlossen bei dem UPS-Typen vor deiner Haustür, in dieser Kette hat kein einziger Apple Mitarbeiter dein iPhone in der Hand. Apple unterschreibt hier nur Verträge, die ihnen diese Logistik garantieren. Selbiges System haben selbstverständlich auch (fast alle) anderen Hersteller, das ist klar.
Mustis schrieb:
Eigentlich wundert es mich wirklich, dass ein WiIng derart einseitig und engstirnig an seiner Meinung hängt. Und wenn der vergleich zwischen Automobilwirtschaft und Apple hier so grotesk ist, wieso erdreistest du dich dann überhaupt, einen Vergleich anzustellen? Du eknnst du nur eine Seite oder? Wenn diese so komplett anders ist, wie du ja eben behauptet hast, dann kannst du zu dem Thema genauso wenig sagen wie jeder andere oder?
Ein WiIng-Studium ist nicht automobilspezifisch.