Äh, ich weiß immer noch nicht, warum das eine das andere ausschließen soll. Es ging hier eben gerade um die Klassengröße und gerade nicht um die Abgabe der Erziehung.
Du sagst, der Lehrer soll. Dabei weder wird klar wer das sagt, fordert oder annimmt, noch wird auf die eigentliche Diskussion eingegangen. Hier wurde es jedenfalls nicht gefordert. Tatsache ist, dass die Reduzierung der Klassenstärke eine positiven Effekt erzielt, egal ob es nun eine Ersatz für die Erziehung durch die Eltern darstellt oder nicht. Genauso gut kann man beides angehen.
Weiterhin gibst du zwar den allgemeinen bürgerlichen Konsens wieder, von wegen mehr Eigenverantwortung, dass die bösen Eltern alle bei der Erziehung versagen, aber die Hintergründe sind dir offenbar egal. Die Behebung genauso. Selbst wenn dem so wäre, was ich nicht ausschließe, aber auch nicht mal angesprochen habe, so ist eine Vernachlässigung nicht gleich der verwahrloste Pöbel, sondern auch die mangelnde Zeit, die den Kindern gewidmet wird, die die Eltern zwecks "Eigenverantwortung" auch nicht leisten können, weil sie beide arbeiten müssten, wenn sie können. Und in dieser Eigenverantwortung verlangen die gleichen Politiker, die Eltern alle Verantwortung gerne überlassen, solange es sie nichts kostet, das Bürgerrechte eingeschränkt und die Überwachung in allen Teilen hochgefahren wird. Sei es die Überwachung durchs Jugendamt, die Überwachung durch Kameras, sei es die Überwachung des Internetkonsums. Dafür ist dann auch keine Ausgabe zu ineffizient. Ja auch die liebe FDP in Hessen beispielsweise dieses glorreiche Beispiel der Standhaftigkeit für mehr Bürgerrechte, ist da mittendrin.
Wer sein Wissen über die Welt aus dem Boulevard-Dreck zieht, der sollte sich hier wahrlich nicht zum Bevollmächtigten über korrekte und unkorrekte Meinung aufschwingen. Wer wirklich glaubt, dass zugespitzte und fürs Fernsehen inszenierte Doku-Soaps die Wirklichkeit abbilden, sollte zumindest so viel Selbsterkenntnis besitzen, dass er einem minimalen Ausschnitt aus der Realität zum Allgemeinbild erhebt, auf dessen hässlicher Fratze er seine Meinung begründet. Vielleicht sollte man den Fernsehdreck dafür verantwortlich machen, der den täglichen Begleiter für die Verwahrlosung und gleichzeitig den Voyeur bei verwahrlosen gibt.
Der Unsinn daran ist ja nicht, dass du dann die Erziehung der Eltern dafür verantwortlich machst, dass ist dein gutes recht und nachvollziehbar, auch kein Widerspruch zu den gemachten Aussagen. Sondern das du eine Aussage in Frage stellst, die damit nur begrenzt etwas zu tun hat und dir allein von dir damit in Verbindung gebracht wurde. Wenn ich dann Beispiele bringe, wie sich größere Klassen meiner Meinung (und Erfahrung!) nach auswirken und was die Gründe dafür sind, wird mir das auch noch vorgeworfen, statt das man auf die Argumente eingeht. Sorry, aber wo ist der kausale Zusammenhang von immer größeren Klassen und immer weniger Elternerziehung. Wo ist der Vergleich, wie haben Eltern ihre Kinder früher erzogen? Besser? Klar, früher war wie immer alles besser und alle Kinder brav und artig und die Klassen auch mit 40 Schülern ein Hort der humanistischen Bildung. Dieser Widerspruch aus Prinzip, dieses unbelegte "was wenn".
Zeige mir eine Studie, die belegt, dass sich die Klassengröße nicht negativ auswirkt. Meinst du nicht es spielt doch eine Rolle, ob ein Lehrer für 30 oder 20 oder 10 Kinder den Erzieher geben muss? Ist es wirklich noch allgemein anerkannt, dass die Lehrerrolle bloß nicht über das abspulen des Stoffes hinausgehen darf, dass eine intensivere Auseinandersetzung allein Aufgabe der Schüler ist. Ich darf doch bitte bezweifeln, dass man in der selben Zeit 20 Kindern nicht mehr beibringen kann, als 30 oder 40. Wenn es keine Rolle spielt, warum nicht direkt Hörsäle für 100 und mehr Schüler. Wenn es egal ist. Dieses hysterische Geschrei (in den Medien) um Verantwortung und Überforderung der Eltern, der Lehrer; Jugendkriminalität usw. Dabei wird dann vergessen, dass die Schule einen nicht unerheblichen Anteil an der Erziehung zwangsläufig einnimmt, speziell dann wenn sie nicht nur klassisch 6 Stunden am Tag stattfindet. Was du machst ist genauso wenig eine umfassende oder allgemeingültige Analyse, also wirf mir das nicht vor, als ob du die Patentlösung kennen würdest.
Sorry, aber wenn dem wirklich so ist, dass die Eltern es nicht können oder wollen, ja dann bitte, dann muss die nächste Generation genau davor bewahrt werden. Das geht dann eben nur über Ganztagsbetreuung. Falls die Eltern aber, völlig irrer Gedanke, so sind wie eh und je, je nach Schicht mal mehr mal weniger involviert, dann sollten wir uns auf die klassische und nicht durch populistisches Mediengeschrei abgelenkte Lehre zurückziehen: Wenn es keinen Vorteil außer dem Geld bietet, dass man dreißig und mehr Schüler in einen Klassenraum pfercht (die im übrigen regelmäßig zu klein dafür waren in meiner Zeit, aber egal), wenn andere Länder mit kleineren Klassen besser da stehen, wenn eben auch Lehrer, die sich gegen den Erziehungsersatz wehren, auch diese kleinere Klassen befürworten, dann fehlt mir der Grund, warum man dies nicht so versuchen sollte. Durch Eigenverantwortung werden die Klassen nicht kleiner. Oder bzw. doch, wenn die Eltern dann so bald sie können ihre Kinder auf teure Privatschulen schicken. Zwar haben sie dann auch weniger Zeit für die Kinder, denn irgendwo muss die Kohle ja her kommen ,dann haben die Kinder aber endlich auch kleinere Klassen.
Ehrlich gesagt nervt mich diese affektierte Anmache gerade so was, dass ich echt auch keine Lust mehr habe hier dann weiter zu diskutieren. Ich habe Argumente gebracht, die auch eigentlich keine total abgedrehte Theorie sind, sondern durchaus als Faktoren bekannt sind. Die sind dir zu doof, wie immer will ich meinen, von mir aus, dann brauche ich mich hier auch nicht mehr einbringe. Widerspruch ist nicht geduldet, also was soll es, kann ich mir die Scheiße auch sparen. Wenn ich so rumpienzen würde, weil nicht vor jedem Argument, aus meiner Sicht, meiner Meinung nach, ich denke, ich glaub steht. Hier werden tagtäglich Absolutismen aufgestellt, dass es eine Freude ist. Aber statt sich dann erstmal selber an die eigene Nase zu fassen, nein, da "weiß ich es wieder ganz genau". Aber wenn es keine "quantitative Frage mehr ist", dann ist das wahrscheinlich ein unwiderlegbares Faktum.