Naja, die "Hilfestellung" ist schon irgendwie begrenzt.
Zum einen tangieren mich 30 der 38 Thesen schon mal gar nicht, bzw. sind für mich nicht einfach mit "ja/nein" zu beantworten. Bleibt also nur "neutral". Und dann hängen plötzlich alle Entscheidungen an nur noch 8 Thesen.
Das ist ja aber nicht alles, denn das was die Parteien versprechen ist ja dann nun auch nicht das, was sie halten. Von berühmten Sätzen ala "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten" bis hin zu "Mit mir wird es keine Mehrwertsteuererhöhung geben" gibt es ja unzählige Beispiele aus unzähligen Epochen.
Und dann die üblichen Probleme im Anschluss. Vielleicht ist eine Partei meinen Ansichten in vielen Bereichen recht nah, in anderen aber weit davon entfernt. Drei Mal darf man raten, welche der Ansichten dann später umgesetzt werden, und welche davon "leider durch Kompromisse mit dem Koalitionspartner" vom Tablett gefegt werden. Ist eine Partei also für "deutlich steigende Steuern für Benzin/Diesel" und gleichzeitig für "eine starke Anhebung des Mindestlohns", weiß ich jetzt schon, dass die steigenden Steuern kommen, die Anhebung des Mindestlohns aber leider ausbleiben musste. Verkauft wird das als tragfähiger Kompromiss, der natürlich nur Mehrbelastungen beinhaltet und nicht dem ursprünglichen Wunsch des Wählers entspricht.
Und rechts und links außen kommen dann ja noch die knallbunten Spaßparteien, die meinen Extremismus ist immer die beste Lösung. Im Wahlprogramm zeigt man sich aber natürlich vernünftig: würde man die Leute dahinter nicht kennen, klingen sogar Sätze aus dem AfD-Programm hin und wieder, als hätte sie jemand mit Verstand geschrieben. Das davon nach der Wahl auch nichts übrig bleibt und stattdessen nur das umgesetzt wird, worüber schon seit Jahren gezankt wird, ist genauso klar.
Ich gehe natürlich wieder Wählen.
Aber am Ende bleibt alles wie es ist.
Das man den Leuten Politikverdrossenheit vorwirft, hat vielleicht auch damit zu tun, dass sie gelernt haben, dass es doch immer aufs gleiche raus kommt. Und die einzigen "Alternativen", die tatsächlich genug Stimmen zusammenbekommen könnten, um etwas zu ändern, sind gleich wieder so sehr am Rand der Extreme, dass da auch nur Scheiße bei rauskommt.
Mehr direkte Wahlen. Volksabstimmungen über Gesetze. Verfolgung offensichtlicher Veruntreuung und Vetternwirtschaft. Gesetze anpacken, die die Leute gerade wirklich brauchen, nicht alle 2 Jahre über Tempo 130 diskutieren. Soziale Aspekte angehen, für Zukunft sorgen. Nicht immer größere Mülltonnen bauen, um die alten Mülltonnen darin zu begraben. Auch mal Schluss machen mit Dingen, die sich gegen die Bürger richten. Lobbyismus abschaffen. Den Leuten mal einhämmern, das höhere Lebenserwartung nicht automatisch heißt, dass jeder ab sofort länger arbeiten kann.
Kann mir kein Mensch erzählen, er würde nicht zu jedem davon gerne seine Meinung in ein verbindliches Votum stecken wollen, was Gesetze dazu angeht.
Dumm nur, dass der Großteil der Wählerschaft eben doch dumm ist. Und kurzsichtig wählt. Wie vor nicht all zu langer Zeit das Dorf in der Schweiz, dass über bessere Hochwasserschutzmaßnahmen abstimmen sollte und sich dagegen entschied - nur um anschließend unter Wasser zu stehen und jetzt mehr für die Schäden bezahlen muss als wenn es gleich die Maßnahmen dagegen ergriffen hätte. Kann passieren - aber dann ist es eben tatsächlich des Volkes Wille. Und nicht der einzelner Personen, die seit gefühlt 20 Jahren immer die gleichen sind. Es ändert sich ja nur der Stuhl, auf dem sie gerade sitzen.
....rant Ende.