Herdware schrieb:
Das stimmt so nicht.
Aus Anwendersicht war NT 1995, also Version 3.X erstmal noch weitgehend auf dem Stand von Windows 3.1, bzw. sogar noch etwas unangenehmer. (War halt auf damalige professionelle Anwendungen ausgelegt, was eine Menge für Consumer verwirrenden Ballast mit brachte, z.B. was Netzwerkfunktionen und Benutzerverwaltung anging.)
Von den langen Dateinamen abgesehen, die aber das zu allem aus der DOS- und Consumer-Windows-Welt inkompatible NTFS voraussetzten.
Ist zwar schon richtig, aber es war das erste Win bei dem man die Passworteingabe nicht so einfach umgehen konnte (ESC), es war auch ein Multiuser System, das erste von MS, d.h. jeder konnte seinenen eigenen Account haben bei dem der Zugriff auf die eigenen Dateien "gesichert" war. Ebenfalls war es Mehrprozessorfähig, meine ersten Dualprozessorerfahrungen hab ich mit Win NT gesammelt, die Netzwerkfähigkeiten als Nachteil darstellen zu wollen ist wohl unfreiwillige Ironie. Denn es war ja genau die Zeit des beginnenden Internets und der LAN Parties. Ein stabiles Netzwerk auf einem Consumer OS herzustellen, funktionierte erst ab XP so wirklich gut, allerdings auf NT Basis seit Beginn. Wir hatten als Server für unsere LAN Parties immer ein NT System, meist meines.
Herdware schrieb:
Der technische Unterbau von NT war unbestreitbar besser als bei Windows 95, das stimmt.
Aber aus Benutzersicht wäre ich damals garantiert nicht von Windows 95 auf NT 3.5x gewechselt.
Allein die Benutzeroberfläche von Win95 war um Welten besser als der alte 3.X-Kram, mit dem auch die älteren NT-Versionen noch gestraft waren.
Ich habe so gut wie noch nie mit einem OS ansich gearbeitet oder gespielt, sondern fast immer nur mit Anwendungen und/oder Spielen die auf dem OS liefen. Ich z.B. bin von OS2 über einen kleinen Ausflug nach Win95 bei Windows NT gelandet und hab so ziemlich genau zum Release von 95 eine Alpha oder Beta von Win NT 4.0 in die Finger bekommen und diese lief als Alpha/Beta um einiges besser als die Releaseversion von 95 und sah auch genauso aus, denn die Oberfläche von Win95 hatte auch in NT 4.0 Einzug gehalten.
Ich dachte damals ernsthaft, dass ein Hobby meiner Freunde die Neuinstallation war, denn fast jedesmal hörte man, warte mal nen Moment ich installiere mal "schnell" neu, was für einen NT User ein ziemliches Fremdwort war, zumindest in dem Umfang die die Win 9x User es betrieben, aber um der Realitität genüge zu tun, alle 1-2 Jahre musste/sollte man auch ein NT System neu aufsetzen, aber im Vergleich zu dem Wochenrhytmus mit dem es die Win 9x User betrieben war es wohl eine Erholung bzw. selten.
Herdware schrieb:
Dazu kam der Ressourcenhunger, der hohe Preis der professionellen Windows-Versionen und die fragwürdige Kompatibilität. Halbwegs spieletauglich war erst Win2000 und so richtig interessant für Consumer wurde NT erst mit XP.
Nicht wirklich, da Windows NT auch Direkt3D unterstützte, liefen eigentlich alle Spiele für Win95 (designet) ohne jegliche Probleme auch auf NT und das meist sogar noch viel besser und/oder stabiler. Allerdings war ein Problem die Billighardware, da diese selten NT Treiber mitbrachten. Aber hatte man einen Rechner mit Treibern für NT und ausreichend RAM (als Hint, das Optimum für Win95 x2 genommen war der nötige Speicher für NT), dann war es in jeder, wirklich jeder, Beziehung das bessere OS mit Ausnahme der DOS Spiele die Speicherhacks verwandt haben, da schon das erste NT getrennte Speicherbereiche unterstützt hat und daher für solche Spiele inkompatible war, was aber leider für fast jedes DOS Spiel galt, denn es gab kaum eines welches keine "Hacks" verwandt hat.
Herdware schrieb:
Aus Sicht eines normalen Consumers haute einen auch XP erstmal auch nicht wirklich aus den Socken, wenn man schon das revolutionäre Windows 95 und seine evolutionär verbesserten Nachfolger 98 und ME gewohnt war.
Alle für den Anwender wirklich spürbaren Verbesserungen hatte schon 95 gebracht. Wie gesagt z.B. lange Dateinamen, 32Bit, echtes Multitasking, eine sehr gute Benutzeroberfläche (die im Prinzip noch heute so ist), DirectX usw.
Das was Du hier aufzählst mag für DOS / Win 3.x User revolutionär gewesen sein, aber für OS/2 bzw. Win NT User war es noch nicht einmal kalter Kaffee, denn die kannten die bessere Version schon seit Jahren. Einzig die modernere Oberfläche war ein Vorteil, der Rest war nur ein billiger Abklatsch und/oder Verbesserungen der Krücke MS/DOS.
Wie schon gesagt man konnte die "revolutionären" Funktionen von Win95 bis auf die Kompatibilität zu DOS und dessen Speicherhacks schon Jahre vorher nutzen und hat deshalb die Kompatibilitätskrücken in Win95 nicht als wirklich revolutionär gesehen. Daher war für mich, bis auf die Desktopoberfläche, nichts wirklich revolutionäres bei, sondern eher eine auf maximale Kompatibilität, schon bekannter Funktionen, getrimmte Version.
Was Consumer von der Nutzung NTs abgehalten haben, war neben der Unkenntnis, der Preis. Denn ein Win NT kostete knappe 800 DM, selbst ein Update war mit 400 DM alles andere als günstig. Für die Spätgeborenen der heutige Preis wäre mit mindestens 1:1 in € anzusetzen, aber eher würde es wohl 1:1,5 treffen.
Meine Meilensteine bei Microsoft: Win 1.0 die erste graphische Oberfläche für DOS Rechner, Win NT als das erste 32bit OS, Win Vista mit der ersten modernen Speicherverwaltung und wirklich nutzbarem 64bit sowie Win 8.0 mit der ersten multifunktionalen Benutzeroberfläche.