@Blende Up
Alle Kommunikationsdaten einschließlich IP-Adresse werden spätestens nach 7 Tagen bei jedem Provider gelöscht. In der Regel sogar eher. Es gibt aktuell auch kein anlaßloses Aufzeichnen.
Du hast die IP eines Users, der z.B. in einem Forum gegen einen dt. Politiker Morddrohungen äußerte. Diese Drohung muß ernst genommen werden, da es sich um einen User handelt, der bisher nicht mit albernen Aussagen auffiel. Wie gehst Du jetzt vor, um das zu verhindern?
Anderer Fall. Nach Beschlagnahmung eines Computers findest Du Unmengen von Snuff-Videos, deren Echtheit bestätigt wird. Das war auch der Grund bisheriger Ermittlungen. Auf diesem Gerät wurden die IP-Adressen von Usern und Käufern gespeichert. Der Zeitraum liegt jedoch mehr als 7 Tage zurück und bis zu einem Jahr. Auch hier die Frage, was machst Du damit?
Ok. Mit diesen IP-Adressen fragst Du bei den Providern an. Beim ersten Fall hast Du vielleicht noch Glück, da der Zeitpunkt des Kommentars erst 3 Tage zurückliegt und die Staatsanwaltschaft sehr schnell reagierte. Hier greift dann auch nicht mehr das Quick-Freeze, weil wegen Gefahrenabwehr eine sofortige Hausdurchsuchung und Festnahme angeordnet wird. Selbst wenn es am Ende sich um einen Scherz gehandelt haben sollte. Aber beim zweiten Fall hast Du wenig Chancen, die Identität auszumachen. Auch hier greift dann kein Quick-Freeze mangels nötiger Informationen.
Warum jetzt die Politik erst über das Quick-Freeze debattierte und sich darauf einigte, anstatt zuerst das Speichern der IP-Adressen zu thematisieren, weiß ich nicht? Aber warum man einen Zeitraum von nur 4 Wochen dafür beanschlagt, kann ich nicht nachvollziehen? Denn das erscheint mir als zu knapp bemessen. 6 bis 12 Monate wären da m.E. realistischer. Und wenn es sich hierbei nur um die Speicherung einer IP-Adresse handelt, sollte es auch keine rechtlichen Bedenken geben. Zumindest kann ich keine eventuellen Rechtsverstöße erkennen. Sowieso ist die IP-Adresse Eigentum des Providers.
Ich lese auch die hiesigen Beiträge und erkenne, daß anscheinend viele Kommentatoren nur die Überschrift lesen und dann affektiert um sich beißen. Ein wirkliches Interesse, sich mit diesem sensiblen Thema ernsthaft auseinander zu setzen, liegt offenbar nicht vor. Ansonsten würden sie vielleicht auch verstehen, daß ihre Haltung mittlerweile antiquiert ist. Denn es geht nicht mehr um die umfassende Vorratsdatenspeicherung aller Kommunikationsdaten. Sondern nur noch um eine einzige IP-Adresse. Deswegen fragte ich schon zweimal, inwieweit denn ein jeder sich hierbei in seinen Rechten beschnitten oder berührt fühlt? Antworten erhielt ich dazu bisher nicht. Warum auch? Denn das alleinige Speichern der IP-Adresse berührt niemandes Rechte. Dagegen hilft es den Ermittlern ungemein bei der Aufklärung schwerer Verbrechen. Und die Gefahr von Mißbrauch wird es nicht geben. Weil bis auf die Namens-ID keine Information über die Kommunikation der Person vorliegt, gegen die ermittelt wird und weil die angefragten IP-Adressen der Ermittler aus echter Ermittlungsarbeit resultieren, die sie z.B. auf Computern fanden. Und politisch motivierte Anordnungen sind genauso unrealistisch, weil die Person bis zur Identitätserfassung nicht bekannt ist.
Ich hoffe, daß ich das jetzt verständlicher vermittelt konnte und auch hier mehr User erkennen, daß trotz der Speicherung der IP-Adresse auf Vorrat seine Daten nicht ausspioniert werden können, weil keine vorliegen, weil nicht mitgespeichert. Das ist erst mit dem Quick-Freeze-verfahren möglich. Aber dafür wird dann eine richterliche Anordnung benötigt für eine IP-Adresse, die bei bisherigen Ermittlungen, z.B. durch Beschlagnahme von Computern, gefunden wurde. Also nicht über Zufallsverfahren in der Hoffnung, eine unbequeme Person auf diese Weise diskreditieren zu können. Auch nicht vorsätzlich und zielgerichtet.