Rossie schrieb:
Vielleicht war die GPL hier ein Glücksgriff und deren Zwang Änderungen zu teilen dem Wachstum in einer Weise zuträglich, das mit einer permissiveren Lizenz nicht stattgefunden hätte.
Kann sein. Kann aber auch nicht sein. Ich würde das Lizenzthema diesbezüglich gar nicht zu hoch aufhängen wollen.
Wo es vielleicht eher eine Rolle gespielt hat ist dann in der Folgezeit als Linux erfolgreicher wurde. Als es auch darum ging, das das Business mit einsteigt. Die waren dann halt mehr oder weniger gezwungen wirklich Open-Source zu machen wenn sie mitspielen wollen.
Wobei es ja auch sehr erfolgreiche Projekte gibt die trotz (oder wegen?) einer Permissive-Open-Source-License erfolgreich sind.
Jesterfox schrieb:
Aber durchaus möglich. Gerade in den Anfangszeiten des Internets liefen sehr viele Webserver mit BSD. Das wurde erst nach und nach durch Linux verdrängt.
Ja. Wo man sich ja teilweise auch fragt, warum das so war. Also technisch gabs häufig nicht allzuviele Gründe für einen solchen Move. Das war wohl nicht selten auch dem geschuldet, das man halt auf der Linux-Hype-Welle mitschwimmen wollte.
mkossmann schrieb:
Das war ja genau in den Jahren 1991-1994, in denen sich Linux wohl auch etablieren konnte ,weil in dieser Zeit Teile von BSD , die auf AT&T Code beruhten, aus rechtlichen Gründen neu geschrieben werden mußten und BSD somit nicht in einer freien PC Version zur Verfügung stand.
Wobei man dazu sagen muss, das Linux damals noch weit von dem entfernt war wo es später oder gar heute steht. Damals war es das Spielzeug von ein paar Nerds und technisch auch eher mau.
Viel AT&T-Code war da übrigens gar nicht mehr drin. Wie gesagt. Das war ne Zeit die auch viel durch - heute würde man sagen: Fake News - begleitet war.
Man muss dazu sagen, die Zeit war auch eine ganz andere. Die Softwareindustrie war noch eine relativ junge Angelegenheit. Früher war es gar nicht üblich das man für Software bezahlt. Software war mehr so ein Beiwerk. Erst mit den 80er Jahren nahm das Thema kommerzielle Software überhaupt so richtig Fahrt auf. In in dem Geist waren dann halt auch die Leute damals unterwegs. Wir haben halt kopiert was wir in die Finger bekommen haben. Und das nicht irgendwie mit "oh oh ... wir machen hier jetzt was Schlimmes", sondern das war halt normal.
Und hier liegt auch eines der großen Verdienste von Richard Stallman. Der Mann war ja jetzt nicht irgendwie ein herausragender Programmierer oder so. Aber er hat halt relativ schnell erkannt (begünstigt durch persönliche Erfahrungen) wohin die Reise in Zukunft geht und hat dann noch mit GNU die Konsequenzen daraus gezogen. Die im BSD-Lager waren da teilweise nicht ganz so weit. Die dachten halt lange noch, man kann so weiter wurschteln wie bisher während es Stallman halt schon klar war, das es auf geschlossene Software hinaus läuft dem man ganz bewusst offene Software entgegensetzen sollte, wenn man die offene Softwarekultur erhalten möchte.
So und um jetzt den Bogen wieder zurück zu kriegen:
Die Lizenz war im ersten Schritt gar nicht so entscheidend. Mag sein das es Leute gibt die speziell wegen Lizenzfragen zu Linux gegriffen haben. Aber vielen war das schlicht egal. Die waren immer noch so in dem Modus: Ich kann eh alles kopieren, nutzen, anwenden.
GNU als auch die Auseinandersetzungen rund um BSD haben überhaupt erst dazu geführt, das eine klare Trennung zwischen Open-Source und Nicht-freier Software so richtig etabliert wurde.
Nicht falsch verstehen. Das war ein entscheidender, wichtiger Schritt der auch den Weg in die Zukunft bereitet hat. Aber in der Zeit selbst hatten viele eine recht liberale Einstellung zu Software und Copyright.
mkossmann schrieb:
Wobei zu dem Zeitpunkt die Hardware-Unterstützung für PC-Hardware bei Linux deutlich besser war als bei BSD.
Zumindest kam es Linux zugute das der Kernel sozusagen vom Start weg gegen den 80386 programmiert wurde und die PC-Plattform sozusagen die native Plattform für Linux war, während BSD "nur" portiert wurde.