Mal ein Erfahrungsbericht, weil es ja auch diverse kritische Stimmen gibt....
Ich nutze seit März letztem Jahres eine 600 Watt Anlage mit zwei 370 Watt Modulen. Diese steht auf dem Carport und hat inklusive dem Friztbox DECT200 zur Ertragsmessung, einem längeren Schukostecker und den Steinplatten zu beschweren ziemlich genau 1000 Euro gekostet. Damals lag der Strompreis bei ca. 26 Cent, jetzt sind es 48 Cent (die wohl dann bei 40 oder so wegen der Strompreisbremse gedeckelt werden bei der Abrechnung). Dafür kostet die Anlagen inzwischen weniger oder bei dem Preis gibt es stärkere Module (warum das wichtig ist, kommt noch).
Das kleine Kraftwerk ist via Kompass genau gegen Süden ausgerichtet, ab ca. 16:00 habe ich aber eine Verschattung durch das Nachbarhaus und mein eigenen Haus anliegen. An guten Sommer-Sonnentagen schafft die Anlage unter diesen Bedingungen ziemlich genau 4kWh. Im Mai bis Juni letztes Jahres hatte ich so z.B. ~100 kWh Strom pro Monat erzeugt. Der September brachte noch 56, November und Dezember gaben dann nur noch 22 bzw. 7 kWh. Von da an geht es im selben Tempo wieder nach oben. Meine sich über Monate erstreckende Analyse ergibt einen Nutzungsgrad von 70% im Mittel bei mir.
Ich habe die Anlage nicht aus Gründen der Wirtschaftlichkeit angeschafft, sondern weil ich technikbegeistert bin und, weil es mir ein gutes Gefühl gibt zu wissen, dass ich an diversen Stunden am Tag meinen gesamten Stromverbrauch einfach über diese kleine Anlage decken kann.
Was viele nämlich nicht bedenken ist, dass eine solche Anlage ausreicht, um den Grundbedarf zu decken. Wir haben einen 4-Personen-Haushalt mit 2 Kühlschrank-/Gefrier-Kombis, ich habe 24/7 eine kleine Synology-NAS und eine Kamera am laufen. Das ergibt mit der sonstigen Elektronik (alles recht neue Geräte) im Standby einen stetigen Verbrauch von 150 Watt, sprich meine Grundlast. Und diese Grundlast deckt das Kraftwerk an sehr vielen Tagen im Jahr tagsüber an fast allen hellen Stunden ab. Wenn die zwei Kindern die Fernsehern und Spielekonsolen anmachen oder meine Frau und ich gleichzeitig im Homeoffice sind, wird es natürlich höher. Aber auch das schafft die Anlage größtenteils zu kompensieren. Wenn die TVs aus sind, und die Sonne scheint ein wenig, wird sogar ein Wärmepumpentrockner zum großen Teil der Betriebszeit "neutralisiert" oder die Umwälzpumpe vom Schwimmbad läuft ohne Stromkosten mit.
Was man nicht abfangen kann, sind natürlich Sachen wie Wasserkocher und der E-Herd. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob man deshalb eine größere Anlage anschaffen sollte. Nach meinen Berechnungen lohnt sich das für meine Konstellation nicht, weil so eine größere Anlage soviel mehr kostet, um dann punktuell mal eben 4000 Watt zum Kochen zu liefern. Die Einspeisevergütung ist auch sehr gering. Was aber fakt ist ist, dass sich eine große Anlage desto schneller amortisiert, wie man Strom verbraucht. D.h. für meine Nachbarn mit Wasserbett, beheiztem Pool und E-Autos, lohnt das unter Umständen. Die haben dafür aber natürlich auch insgesamt eine deutlich höhere Stromrechnung. Wenn man aber wie ich ca. 4750 kWh Strom im Jahr verbraucht (und davon entfallen ca. 1000 kWh auf eine Stromheizung in der Garage zwecks Homeoffice, rechnet sich eine große Anlage nicht.
Was ich allerdings noch überlege ist, eine kleine 400 Watt Anlage an den Gartenzaun zu hängen. Die bringt mir dann ab 16:00 im Sommer bis ca. 21:00 Uhr in Kombination mit der dann im Schatten liegenden anderen Anlage so um die 500 - 600 Watt. Und damit kann ich weiterhin meine Grundlast bis spät in den Abend bedienen. Weiter optimiert werden könnte es noch, wenn kleine Speicher erschwinglicher werden, damit ich die Grundlast über Nacht abdecken könnte. Und natürlich, wenn wir uns öfter daran halten würden, Waschmaschine und Trockner an Sonnenstunden anzustellen....
Fazit: Für ähnliche Konstellationen wie meine gibt ein kleines Kraftwerk absolut Sinn (Wirtschaftlichkeit kann ja jeder selber anhand der Zahlen ausrechnen) und ein gutes Gefühl, die Erde ein bisschen weniger zu verpesten (und selbst der im Überschuss produzierte Strom macht das ja, indem er zum nächsten Nachbarn fließt, der in braucht).
Gruß
pabu
EDIT: Lebe in der Region Bonn.... Warum stärkere Module wichtig sind ist, dass diese bei weniger Sonne noch mehr Strom produzieren. Hier geht es insbesondere darum, an schlechten Tagen den Grundbedarf annähernd gedeckt zu bekommen. Und im Sommer ist es es egal, wenn die Anlage bei 600 Watt limitiert. Weil die braucht man wie beschrieben ja nicht bzw. bringt das beim Kochen kaum was, wenn man einen größeren Wechselrichter hätte.