Ein Tesla Model 3 ist für Langstrecke die Standardantwort. Damit kann man nichts falsch machen und wenn man mit den Nachteilen der Fahrzeuge keine Probleme hat. Für um die 35k€ bekommt man 560km Reichweite nach WLTP, was real bei ~450km Autobahn landen wird.
Nachteile sind:
- keine Knöpfe
- kein Armaturenbrett
- Katastrophales UI, wenn man nicht die Standardfunktionen sucht
- Das extremste "Phantom Braking" der Industrie
- Probleme mit Ersatzteilen, nicht alle Werkstätten können alle Ersatzteile bestellen. Viele sind nur von zertifizierten Werkstätten überhaupt bestellbar.
Das mit den Knöpfen, Armaturenbrett und UI liegt daran, dass Tesla ein großes Tablet für alles verwendet. Das bedeutet beispielsweise, dass man seine Geschwindigkeit rechts oberhalb der Mittelkonsole ablesen muss anstatt direkt vor einem. Das erfordert etwas Umgewöhnung und manchmal macht die Sonne Probleme.
Auf dem Tablet hat man auch eine Menge an Informationen und Schaltflächen. Solange man damit klar kommt ist alles gut, für einige Funktionen muss man jedoch mehrere Ebenen tief ins Menü und das teilweise nicht wirklich logisch.
Das Phantom Braking, also das unerwartete Bremsen des Fahrzeuges, kann man umgehen indem man die Verkehrszeichenerkennung deaktiviert. Das liegt in sehr altem Kartenmaterial von Tesla begründet bzw. in einer Fehlinterpretation des Kartenmaterials durch deren Software. Beispielsweise gibt es hier in der Region einen Autobahntunnel. Durch den darf man 100 fahren, der Tesla eines Kollegen von mir erkennt jedoch eine Kleinstraße über dem Tunnel als aktuelle Straße und denkt jedes Mal, in beide Richtungen, dass die erlaubte Geschwindigkeit 30 ist.
Tesla ist im Endeffekt wie Apple. Man bekommt herausragende Leistung, muss sich aber in vielen Dingen dem Unternehmen unterwerfen.
Mehr EV für weniger Geld wird man aber nicht erhalten.
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Alternativen
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Ich fahre jetzt seit etwas über einer Woche Megane E-Tech und für ebenfalls um die 30-35k€ denke ich, dass der Megane mit 60 kWh Batterie eine ernsthafte Alterntive zu Tesla Model 3 ist.
Von den angepriesenen 450km Reichweite gemäß WLTP kommt man im Eco - Modus und mit 115 km/h tatsächlich die vollen 450km. mit 160km/h sind es noch immer gute 300, laden kann man mit 120 kW.
Die Unterschiede zu Tesla wären:
- klassisches Armaturenbrett
- Knöpfe
- Google OS (nicht nur Android Auto, der Megane hat Android als Betriebssystem, analog zu Polestar)
- deutlich leiser im Innenraum
- signifikant mehr Assistenzsysteme (Tesla hat die Einparkhilfe aktuell deaktiviert)
- Routenplanung über Google Maps mit Beachtung von Bezahlsystemen. Du kannst also sagen, welche Bezahlkarten du hast und Maps filtert danach.
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Weitere Gebrauchtwagen - Optionen je nach Geldbeutel mit >400km WLTP
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- ID.3 / 4 / 5 => Haben alle die notwendige Reichweite, 4 und 5 sind mir zu groß, Infotainment ist "speziell"
- Cupra Born => siehe ID.3
- MG5 => für unter 30k€, aber mit Abstrichen in der Software, klassischer Kombi.
- Hyundai Kona => für unter 30k€, aber gebraucht teils echt abgeritten, imho auch zu groß
- Ioniq 5 => da gehen brauchbare Fahrzeuge erst ab 40k€ los, ebenfalls ein riesen Gerät
- Tesla Model Y => Gebraucht 50k€
Es gibt noch mehr von Audi, BMW, Polestar oder Daimler, aber die sind alle noch teurer und werden auch immer größer. Ein Ioniq 6 mag laut ADAC Eco - Test (Der Tests ist mal eine Katastrophe ...) den geringsten Verbrauch haben, aber das Teil ist in jede Richtung größer als ein Model 3 ohne dabei wirklich mehr Platz zu bieten.
Von EV - Neuwagen würde ich generell abraten.
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Generell, deine Geschwindigkeit beeinflusst deinen Verbrauch. Wenn du Langstrecke fahren möchtest und dabei mit >>160 km/h durch die Gegend ballerst wirst du auch mit einem Tesla zweimal laden dürfen, mit 120 km/h hingegen kommst du weiter und musst weniger laden, dafür bist du aber auch langsamer.
Je weniger du verbrauchst umso weniger musst du laden.
Es gibt eine gute App "A Better Route Planner". Da kannst du eine Vielzahl an EV eingeben, deine Strecke planen und schauen, wie lange du wo laden musst. Du kannst Bezahlsysteme eintragen, Ladekapazitäten begrenzen oder Restkapazität am Zielort definieren.
Spiel mal damit herum und schau, was für dich passt.
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Zum ADAC Eco - Test ... Der macht nicht wirklich Sinn und ich kenne auch keinen, der die Verbrauchswerte bestätigen kann. Mein Megane zum Beispiel kommt nicht auf 19 kWh/100km sondern ziemlich genau auf die 16 kWh WLTP, wenn man auf der Autobahn halt mit Eco - Modus fährt und sich mit 120 km/h zufrieden gibt.
ADAC testet auf einem Prüfstand mit 130 km/h ... Also wenn bei den meisten Herstellern der Ecomodus nicht mehr geht. (Viele der Mittelklasse Fahrzeuge limitieren da auf 120 oder 125 km/h) Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, wenn urplötzlich die teuren Top-Modelle von Daimler und BMW die Sieger sind oder Tesla mal fluffige 30% Reichweite verlieren und so es mit Ach und Krach in die Top 20 (auf Platz 18 und 19) schaffen ...
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Ich hatte jetzt erst 300km Autobahn mit Berufsverkehr und Baustellen, da kam ich auf 14,9 kWh/100km (inklusive Klimaanlage, die verbraucht 1-2 kWh/100km), bei einer realen Durchschnittsgeschwindigkeit von 90 km/h. Nur um zu verdeutlichen, wie sehr die Geschwindigkeit Einfluss auf den Verbrauch hat.
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Madcat69 schrieb:
30 Minuten 20-80% kriegt man im Sommer auch auf der VW-Plattform hin, BMW und Mercedes wird vermutlich ähnlich sein. 20 Minuten hingegen schränkt die Auswahl sehr ein ...
Es geht ja nicht um 20 Minuten von 20 auf 80% sondern um 20 Minuten für die restliche Reichweite. Das können auch nur 20 auf 50% sein, je nach Fahrstil und gewünschter Restkapazität. Wenn man mit einer Ladung 500km kommt reicht es auch nur 150km zu laden um ans Ziel zu kommen.
Deswegen der Verweis auf ABRP, da kann man herumspielen.