Hab heute den Tesla MY und Polestar 2 probegefahren. Ein kleiner Erfahrungsbericht.
Der Tesla hat mich echt überzeugt. Der Polestar hingegen...also fahren an sich ist gut, angenehmes Fahrverhalten. Schön aussehen tut er auch. Und die Ausstattung ist gut (mit den Paketen). Das Licht auch (wobei die Pixel etwas kleiner sein könnten). Das war es dann aber auch irgendwie.
Der Fahrkomfort ist mäßig, der Tesla ist schon nicht weich, hat dann aber doch besser gefedert, als erwartet (befürchtet?). Akustisch schlägt schon mal was in den Innenraum durch, aber in den Rücken eher weniger, im Gegensatz zum Polestar. Bei schneller Fahrt produziert der Tesla mehr Fahrtgeräusche von der Straße aus, und weniger Windgeräusche. Der Polestar macht es umgekehrt.
Das Infotainment vom Polestar konnte mich nicht wirklich überzeugen, obwohl Android-Basis, und ich seit 11 Jahren zufriedener Android-Nutzer bin. Das Fahrerdisplay hat nur einen geringen Mehrwert, ich hab bisher immer etwas neidisch geschielt auf Autos mit Kartenansicht im Tachodisplay. Jetzt hab ich es mal ausprobiert...und irgendwie kann ich doch drauf verzichten. Wobei es grundsätzlich auch nicht schadet zu haben. Dennoch lenkt es kaum weniger ab als der Blick zur Seite, und wenn auf beiden Displays Karten sind, ist es ziemlich redundant.
Das System von Tesla fand ich deutlich intuitiver und auch schicker / hochwertiger, das Display hat auch vom Format her mehr nutzen z.B. wenn ich in der Ladepause mal Youtube gucken will. Das wäre auf dem Polestar-Display eher Mäusekino, auch wenn es mittlerweile geht.
Das Soundsystem im Polestar ist bestenfalls mittelmäßig, obwohl es schon das Premium-System mit harman/kardon Branding war, kein Vergleich zum Soundsystem im Tesla.
Der Platz im Auto ist überall wesentlich geringer. Das fängt schon vorne an, man ist ziemlich eingebaut und von viel Kunststoff umgeben. Dieser unnötig große Mitteltunnel nimmt Platz weg und ist von der Aufteilung her auch unpraktisch. Ein Getränkehalter ist unter der Armlehne und nicht nutzbar, der andere ist auch von der Armlehne verdeckt, wenn man diese in brauchbare Position bringt, wtf?
Dafür nimmt dieser überflüssige Gangwahlhebel Platz weg, den man sinnvoller für Getränlehalter hätte nutzen können, und unter der Armlehne stattdessen brauchbare Staufächer.
Im Fond ist auch nur wenig Platz, mal abgesehen davon dass man sich ziemlich reinzwängen muss. Der Kofferraum ist auch eher klein. Unter dem Kofferraum ist noch etwas Stauraum, weniger als beim Tesla, aber immerhin.
Der Frunk ist ok, allerdings muss man diesen erst mit nem Motorhauben-Hebel öffnen und dann noch vorne den Pinöppel suchen, als würde mich darunter ein Verbrennungsmotor erwarten. Immer noch deutlich besser als beim EV6, der Frunk ist ne Lachnummer (mit Allrad zumindest), aber Tesla zeigt wie es trotz Allrad richtig geht.
Fazit, den Polestar würde ich nicht gegen meinen Toyota tauschen. Da hätte ich doch etwas mehr erwartet und bin irgendwie enttäuscht. Ich hab mir einige Fahrzeugtests angeschaut und von allem was mir negativ aufgefallen ist wurde da kaum etwas erwähnt. Zeigt aber auch wie wichtig es ist, ne Probefahrt zu machen.
Anders beim Tesla, vieles das in Reviews bemängelt wurde ist mir kaum negativ aufgefallen, und ich war doch ziemlich positiv überrascht. Es gibt nur wenig, was mich stört...aber, es gibt Dinge. Die Sitze, sind bequem, aber auf dem Kunstleder neige ich irgendwie schneller zum Schwitzen als auf Stoffsitzen oder perforiertem Leder. Das geht besser.
Dass die Parksensoren fehlen ist ärgerlich, aber verschmerzbar. Die Übersichtlichkeit nach vorne ist ok, und die Kamera erkennt ja auch was. Ich denke mal, dass Tesla das per Update noch ausbessern wird.
Die Sitzbelüftung kommt vielleicht, wenn ich ein Jahr auf das Model Y Juniper warte. Allerdings müsste ich dann auch wieder auf den Blinkerhebel verzichten. Wobei, der ist beim Tesla ohnehin schon sehr digital, nicht mit dem klassischen Blinkerhebel vergleichbar. Wahrscheinlich gewöhnt man sich dran, findet es dann sogar besser so.
Andere Vorteile beim Juniper, wenn analog zum Highland, komfortableres (leiseres) Fahrwerk und bessere Dämmung.
Zu weich darf das Fahrwerk aber auch nicht sein. Die Fahrleistungen, die der Tesla auf die Straße bringt, sind schon krass. Da sollte das Auto nicht wanken wie ne Schiffsschaukel, sonst hebt der ja vorne ab, wenn man Gas gibt
Jetzt müsste ich überlegen, ob es mir die Wartezeit wert ist. Wenn überhaupt das kommt was man erwartet, sind ja alles nur Gerüchte.
Auf der anderen Seite, wenn mich das Auto auch langfristig wirklich überzeugt, könnte ich es auch nach 2 Jahren verkaufen und auf einen Juniper wechseln. Oder gleich nur für 2 oder 3 Jahre leasen und das Restwertrisiko abgeben. Generell bin ich mir noch unsicher ob Leasing oder Finanzierung bei Tesla, die monatlichen Kosten sind in etwa gleich. Wenn das Fahrzeug seinen Wert besser erhält, als ich es abbezahle, ist die Finanzierung zum Vorteil. Sonst Leasing. Hat zufällig jemand ne Glaskugel?
Nach allem was ich jetzt gesehen habe glaube ich auch, ein besseres E-Auto als das MY kriegt man für das Geld nicht. Ist ja nicht umsonst der meistverkaufte. Gut, ich bin erst 3 gefahren (ID.4 schon mal im Vorfeld), aber die meisten anderen scheiden irgendwie aus anderen Gründen aus, wenn ich nicht noch was übersehen habe. Oder hat noch jemand einen Tipp?