supermanlovers schrieb:
Für mich als Hobby Fotograf ist eine möglichst authentische Aufnahme das Ziel.
An der Stelle jetzt nicht allzu ernst nehmen, was ich jetzt schreibe, ist mit einem Augenzwinkern zu verstehen:
Zum Glück hast du hier "authentisch" verwendet als Begriff, dadurch kann man bereits streiten, was authentisch ist. Solltest du mit "authentisch" "realistisch" meinen, solltest du dir überlegen, ob Fotografie wirklich das richtige Hobby für dich ist.
Einem guten Fotografen geht es nämlich in der Regel eben nicht nur um eine "möglichst" authentische Aufnahme des Ziels, sondern um die bestmögliche Aufnahme eines Zieles und entsprechend konnte man bereits bei der analogen Fotografie bereits mit den verschiedenen Typen von Filmen spielen, mit der Blende, Verschlusszeit und Co.
Das geht dann im Fotolabor weiter bei der Entwicklung des Filmes und dann dem Erstellen der Abzüge. Das macht die Forderung hier nach einem "Referenzbild" von einer Spiegelreflexkamera auch etwas "albern". Auch bei diesen kann man bereits mit der Belichtung und Co relativ viel "einstellen" und ebenso entsprechend die Farbempfindlichkeiten und welcher Farbfilter verwendet wird für die Kamera. (Sollte das von euch einer nicht glauben: Befasst euch mit der Technik, bevor hier wütend "schreibt".)
Und auch heute geht quasi kein Bild, dass man so findet von einem Fotografen, wirklich als "RAW" (die ja schon eine gewisse verfälschen darstellt durch den Sensor, dem Farbfilter, dem Objektiv, der Belichtungszeit usw.) zu uns, sondern wird vom Fotografen "künstlerisch" aufbereitet und angepasst.
Die meisten Fotos aus digitalen Kameras - sogar richtig gute Spiegelreflex/Systemkameras - wirken ohne passende Nachbearbeitung in der Regel eher leblos/lieblos, weil wichtige Aspekte der analogen Fotografie fehlen, die ein Bild erst zu einem Bild gemacht haben. Was man da über den verwenden Film sowie dem Fotopapier, der Ausrüstung zur Belichtung und Co diskutieren konnte und kann.
LuckyMagnum schrieb:
Zudem ist jedes Digitalfoto "bearbeitet".
Leider haben viele - nicht mal die hier anwesenden Hobbyfotografen - nicht wirklich Ahnung von der Technik, die hinter der Digitalfotografie steckt und dass bereits hier teilweise Annahmen getroffen werden, damit der Sensor entsprechend das Bild speichert. 2 sehr guten Sensoren können bereits im RAW zwei unterschiedliche Bilder erzeugen, und zwar direkt zur gleichen Zeit.
Was da teilweise an "Diskussionen" unter Profis stattfinden, fast so schlimm wie damals zur analogen Zeit und welcher Film besser ist.
Die Smartphone-Kameras wollen heute - und dessen muss man sich bewusst sein - den Nutzern ein fertiges Bild präsentieren, so wie es früher die Fotografen taten, wenn sie ihre Bilder veröffentlicht haben. Das, was ein gutes Bild ausmacht, wird hier auf ein "Minimum" an Planung und Wissen für die Menschen reduziert. Als Fotograf stellt man sich halt erst mal die Frage: Welchen Sensor nimmt man, welche Objektive - beides hat bereits einen Einfluss auf das RAW-Bild. Danach geht um die direkten "Aspekte", die man beim Foto direkt bestimmen kann: Licht- und Farbempfindlichkeit, die entsprechend angepasst werden kann, sowie die Belichtungszeit. Gerade die 3 Einstellungen bestimmen bereits die Grundstimmung des Bildes. Und dann geht es eben anschließend in der "Entwicklung" weiter - Farbwertkorrektur, Tonwert-Anpassungen und so weiter. Erst an dessen Ende steht dann ein Bild, dass wir zu sehen bekommen.
Turrican101 schrieb:
Die Kamera soll dagegen alles möglichst exakt aufnehmen, dafür ist sie ja da.
Nein, und wenn du dich mit der Thematik auskennen würdest, wüsstest du auch, dass die folgende Aussage nicht funktioniert:
Turrican101 schrieb:
Die Logik, dass eine Kamera nunmal die Realität abbilden soll und alle Kunden die gleiche neutrale Ausgangslage haben.
Jeder, der sich mit Film und Foto befasst, weiß, dass man mit einer Kamera nicht die "Realität" abbilden kann. Genauso deine vorherige Aussage, dass man "alles möglichst exakt aufnehmen", funktioniert so nicht bei der Fotografie.
Bereits das Foto bedingt, dass man eben NICHT alles möglichst exakt aufnimmt, weil bereits der Fotograf eine Entscheidung trifft, WAS er aufnimmt. Entsprechend bestimmt er, welche Objekte scharf gestellt sind, welche nicht (Fokussierung) und ebenso bestimmt er, welches Objekt den Hauptbestandteil darstellt, in dementsprechend auch den Ausschnitt wählt, der aufgenommen wird.
Mit den Einstellungen seiner Kamera bestimmt er ebenso bereits, wie die Grundstimmung des Bildes sind - wie gesagt in guten Spiegelreflex- und Systemkameras kann man auch den Sensor entsprechend "einstellen" - früher hast du halt dich für einen bestimmten Film entschieden. Dann geht es über die Objektive weiter und die Einstellung der Blende und Belichtungszeit. All das hat bereits Auswirkungen und sind Faktoren, die das Bild von der "Realität" entfernen.
Und bei der Entwicklung geht es dann eben weiter und auch hier trifft der Fotograf bestimmte Entscheidungen, die das Bild von der Realität weiter entfernen. Ein guter Fotograf hat immer einen künstlerischen Anspruch und will nicht die "rationale", "vernüftige", "kalte" Realität zeigen, sondern will eine "emotionale Realität" transportieren. Es geht den (guten) Fotografen bei Fotos immer darum, Emotionen zu transportieren und Gefühle zu wecken und damit wird das Foto immer dem Motiv entsprechend in der am besten passenden "Realität" gezeigt, nicht in der Realität.