Corros1on
Vice Admiral
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Zuerst einmal hat Deutschland keinen klassischen Geheimdienst im herkömmlichen Sinne. Es gibt den Bundesnachrichtendienst (BND), den Militärischen Abschirmdienst (MAD) und das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). Die beiden erstgenannten Dienste sind hauptsächlich im Ausland tätig, während dem Verfassungsschutz, der im Inland operiert, Exekutivrechte fehlen. Und meiner Meinung nach ist das auch gut so, denn wie jüngste Enthüllungen gezeigt haben, agiert der Verfassungsschutz alles andere als neutral.Sron schrieb:Unsere Geheimdienste sind viel zu oft machtlos, auch die Vorratsdatenspeicherung ist ein Mittel zur Bekämpfung von Terror.
Aber nehmen wir hypothetisch an, Deutschland hätte einen Geheimdienst im klassischen Sinne. Welche Befugnisse würdest du ihm geben?
Festnahmen auf Verdacht – ohne richterliche Beschlüsse oder ausreichende Beweise?
Überwachung und Bespitzelung von Personen – ohne klare Kontrollmechanismen?
Und vor allem: Wie könnte man verhindern, dass solche Exekutivrechte nicht von der Politik missbraucht werden?
Geschichtlich haben wir im letzten Jahrhundert gleich zweimal gesehen, wohin so etwas führen kann. Beide Male waren es keine Sternstunden der deutschen Geschichte, sondern düstere Kapitel, die uns nachhaltig geprägt haben. Es ist eine gefährliche Gratwanderung, und die Gefahr, dass solche Befugnisse instrumentalisiert werden, ist real und darf nicht unterschätzt werden.
Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass die Vorratsdatenspeicherung vielleicht in den Jahren direkt nach dem 11. September 2001 auf viel Zuspruch gestoßen wäre. Doch 23 Jahre später, wo viele wieder in der Realität angekommen sind, hat sich Ernüchterung breitgemacht. Jüngst hat etwa der Anschlag in Magdeburg gezeigt, dass solche Maßnahmen kaum dazu beitragen, tatsächliche Taten zu verhindern.
Was nützt einem die Vorratsdatenspeicherung, wenn am Ende die entscheidende Handlung – wie das Blockieren der Zufahrt durch einen Polizeiwagen – nicht stattgefunden hat wie in Magdeburg? Prävention und Reaktionsfähigkeit vor Ort sind weitaus effektiver als das bloße Sammeln von Daten, die letztlich oft erst im Nachhinein ausgewertet werden können.