Noch ein paar Anmerkungen zu der Flut an Umfragen die demnächst über uns schwappt.
Es gibt 2 Arten von Umfragen, billige und teure/normalpreisige.
Die billigen sind eigentlich gar keine richtigen Umfragen, sondern Schaltungen in geschenkbasierte Online Panels. Mit einem bevölkerungsrepräsentativen Abbild nach dem Zufallsprinzip hat das ungefähr so viel zu tun wie ein Zelt mit einem Haus.
Anbieter hier etwa INSA als Verwerter von YouGov Panels. Prominenteste Abnehmer BILD und Spiegel. Ersteres verwundert nicht, zweites schon eher. Wie gesagt, ausschlaggebend ist hier ausschließlich der Preis und die damit verbundene Häufigkeit einer entsprechenden Schlagzeile. Seriösität ist dabei völlig wurscht.
Die bekanntesten Vertreter bei der seriösen Wahlforschung sind die FG Wahlen des ZDF, Infratest-Dimap der ARD, Forsa (diverse Medien) und mit Abstrichen Allensbach.
Soweit ich das zuletzt verfolgt habe, betrieb Forsa zuletzt den größten Aufwand mit einer klassischen Face-to-face Methode. Ob das aktuell auch in dem kurzen Wahlkampf so gemacht wird kann ich nicht sagen, denn diese Methode braucht eben Zeit in der Durchführung. Also gut möglich, dass man wie die anderen eher auf CATI (Computer assisted telephone Interview) und ggf. einen Online Anteil setzt. Methodisch ist das nicht optimal aber eben viel näher an der klassischen Vorgabe.
Einen Sonderweg geht schon immer das Allensbach Institut, das nicht nach dem Zufallsprinzip arbeitet, sondern nach Quotenvorgabe. M.E. auch eher bedenklich, andererseits hat das Institut eine jahrzehntelange Expertise damit. Deren ehemalige Chefin, Elisabeth Nölle-Neumann hat es immerhin zur langjährigen "Influencerin" von Kohl gebracht.
Auf einen Nenner gebracht, es wäre schön wenn man bei der Diskussion über Umfrageergebnisse sich auf die seriöseren Umfragen beschränken könnte, auch wenn ich davon ausgehe, dass das ein eher frommer Wunsch ist.
Zu den Umfrageergebnissen selbst, bitte nie die Fehlertoleranzen vergessen!
Wenn ein Institut 5,5 % für die FDP oder das BSW veröffentlicht, besagt das gar nichts. Die Institute sagen zwar immer, dass die Fehlertoleranzen im mittleren einstelligen Bereich geringer sei als im zweistelligen Bereich. Das halbe Prozent, und das ist immer in der Fehlertoleranz kann aber eben u.U. entscheidend für die Zusammensetzung der künftigen Regierung sein.
Desweiteren auch berücksichtigen, dass keine der veröffentlichten Zahlen dem tatsächlichen Umfrageergebnis entspricht. Diese Rohdaten werden nach Abschluss der Umfrage immer noch nach Faktoren gewichtet, die ggf. nicht repräsentativ waren. Entscheidend hierbei ist dann der Projektleiter, der im Idealfall über sehr viel Erfahrung und wenig parteipolitisches Interesse verfügt.