Faust2011 schrieb:
Im Prinzip richtig, aber in der Praxis ist es leider immer noch absoluter Murks, dass das UI-Handling in Windows nicht ein eigener Task ist. ...
Das war aber z.B. bei OS/2 Warp auch so.
Ich weiß noch, wie in all den Artikel damals das tolle 32Bit-Multitasking mit separaten Prozessen und geschützten Speicherbereichen usw. gelobt wurde. Aber wenn sich ein OS/2-Programm oder eine Windows-Anwendung unter OS/2 aufgehängt hat, hat sie fast immer das gesamte GUI mitgenommen.
Ich erinnere mich nicht mehr an die Farbe des Warp-Fehlerbildschirms (ich glaube er war auch blau), nur an einen Spruch, dass man sich an seinen Administrator wenden soll. Mag sein, dass das eigentliche OS im Hintergrund noch lief und man z.B. über einen Netzwerk-Fernzugriff (Terminal) noch irgendwie an etwas heran gekommen wäre, aber als Normalsterblicher blieb einem mangels UI und funktionierenden Eingabegeräten wie unter Windows nur der Griff zum damals noch an fast allen Gehäusen vorhandenen Reset-Taster.
(Gefühlt lief bei mir damals sogar schon eine Win95-Beta stabiler als OS/2 Warp 3.)
Da hat sich bei modernen Betriebssystemen schon einges verbessert. Auch wenn eine abgestürzte Anwendung das Windows-GUI immer noch blockieren kann, schafft es ein neueres Windows doch recht oft, das nach einem kurzen Schluckauf wieder zum Laufen zu bringen bzw. das GUI neu zu starten, ohne dass man das ganze OS neu booten muss und alle Daten verliert.
Sogar abschmierende Grafiktreiber kann Windows inzwischen manchmal on the fly wiederbeleben.
Noch was zu Win95:
Für den normalen PC-Anwender war das damals ein riesiger Schritt und ich würde sogar sagen, dass es aus Anwendersicht der bedeutenste Fortschritt in der Windows-Geschichte war. Auch wenn unter der Haube noch einiges 16Bit/DOS war, waren doch die entscheidenden Teile 32Bit und die ganzen, lästigsten 16Bit-Beschränkungen fielen weg. (Unter Win3.1 musst man z.B. noch ständig drauf achten, die maximale Anzahl an UI-Elementen nicht zu überschreiten.)
Klar hat sich bei XP mehr am Unterbau verändert, aber die Benutzeroberfläche und damit das Benutzererlebnis wurde nur optisch angepasst und ist bis heute noch in weiten Teilen so, wie es in Win95 eingeführt wurde.
Jemand, der nur Windows 10 kennt, könnte realtiv problemlos auch unter Win95 arbeiten (und spielen). Aber unter Win3.1 würde er sich kaum zurecht finden und ständig auf unerwartete Beschränkungen stoßen, und wenn es nur bei der Länge der Dateinamen ist.
Und ich würde schon sagen, dass Win95 damals State of the Art war, was Endbenutzer-Betriebssysteme anging. Der wichtigste Konkurrent wäre ja MacOS 7(?) gewesen und das war technisch eher noch rückständiger und mit Altlasten überfrachtet. Z.B. in Sachen Multitasking oder Speichermanagement.